# taz.de -- Erdgasfeld im Mittelmeer entdeckt: Ein neuer Schatz
       
       > Der Fund des Feldes vor Ägypten könnte sich als eines der größten
       > Vorkommen weltweit erweisen. Doch das Feld liegt in einer Krisenregion.
       
 (IMG) Bild: Gasplattform im Mittelmeer.
       
       Hamburg taz | Endet Europas Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten? Der
       italienische, teilstaatliche Energiekonzern Eni hat am Sonntagabend die
       Entdeckung eines 100 Quadratkilometer großen Gebiets im Mittelmeer mit bis
       zu 850 Milliarden Kubikmeter Gas bekannt gegeben. Laut Eni könnte es sich
       als eines der größten Vorkommen weltweit erweisen.
       
       Das Feld befinde sich in ägyptischen Hoheitsgewässern, hieß es in einer in
       Kairo veröffentlichten Erklärung des Unternehmens. Es könne die
       Gasversorgung Ägyptens für Jahrzehnte sichern.
       
       Bislang bezieht das kriselnde Land Erdöl und -gas vor allem aus den
       arabischen Golfstaaten. Das neue Feld dürfte daher zunächst die
       Importabhängigkeit Ägyptens mindern. Manfred Titz von der öffentlichen
       Außenhandelsfördergesellschaft Germany Trade and Invest in Bonn geht zwar
       davon aus, dass die Förderung über den Eigenbedarf weit hinausgehen werde.
       „Doch für den Export fehlt es an Infrastruktur.“ Das ägyptische Gas müsste
       für einen Schiffstransport in Flüssigerdgas (LNG) umgewandelt oder
       Pipelines nach Europa gebaut werden.
       
       Die Abhängigkeit von russischen Importen wird der Gasfund auf Jahre also
       nicht beheben. Ohnehin bezieht Deutschland nur ein Drittel seines
       Jahresverbrauchs von etwa 100 Milliarden Kubikmeter aus Putins Reich. Zudem
       bestehen mit dem Energiekonzern Gazprom langjährige Lieferverträge. Dazu
       kommt die eingefahrene Infrastruktur, an der auch westeuropäische
       Unternehmen beteiligt sind und profitieren. In Deutschland existiert
       derzeit nicht einmal ein Hafen, in dem LNG-Schiffe aus Ägypten entladen
       werden könnten.
       
       „Ägyptens Gas könnte den Gasmarkt in Europa entspannen“, erwartet dagegen
       ein Sprecher des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung in
       Hannover. In Italien gebe es LNG-Landeplätze, sodass dort das ägyptische
       Gas in das europäische Netz eingespeist werden könnte. Allerdings vergingen
       mindestens fünf Jahre, bis mit der Ausbeutung eines neu gefundenen Feldes
       begonnen werden könne.
       
       Möglicherweise dauert es in diesem Fall noch länger. Denn das neue Feld
       liegt in einer Krisenregion, und die Gaspreise sind niedrig. Auf dem
       Weltmarkt gibt es ein Überangebot. So ist auch das benachbarte Israel
       dabei, sein riesiges Gasfeld „Leviathan“ zu erschließen. Auch das Euroland
       Zypern träumt seit vielen Jahren von der Hebung des Energierohstoffschatzes
       vor seiner Küste.
       
       31 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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