# taz.de -- Graffiti für Integration: „Das ist daneben, was du da bringst“
       
       > Ray de la Cruz bringt Flüchtlingskindern das Sprayen bei, um ihren
       > Zusammenhalt zu stärken. Mit dem Projekt ist er auf viele Vorurteile
       > gestoßen.
       
 (IMG) Bild: Bis die Nachwuchssprayer so kunstvoll sprühen, wird es dauern
       
       taz: Herr de la Cruz, warum bringen Sie Flüchtlingskindern das Sprayen bei? 
       
       Ray de la Cruz: Die Idee dahinter war, mit ein bisschen Farbe Abwechslung
       in ihren grauen Alltag zu bringen und das Warten auf den Asylbescheid zu
       erleichtern. Auch wenn die Kinder noch nicht gut Deutsch sprechen, mit
       Farbe können sie sich ausdrücken.
       
       Was können die Kinder daraus lernen? 
       
       Zusammenarbeit. Hier kommen unterschiedliche Nationalitäten zusammen. Beim
       Sprühen werden Syrer, Iraner, Iraker, Afghanen und Tunesier eine Einheit.
       
       In welchem Rahmen findet die Aktion statt? 
       
       Wir sprühen mit Kindern in einer Erstaufnahmeunterkunft in Kirchdorf Süd.
       Das Rote Kreuz stellt uns Wände zur Verfügung. Ich und Kollegen, die auch
       Graffiti machen, wollen den Kindern alle zwei Wochen verschiedene Elemente
       beibringen. Einer zeigt ihnen Buchstaben, ein anderer die Arbeit mit
       Schablonen. Sie sollen etwas Kreatives zu tun haben und nicht nur im Zelt
       chillen oder vor dem Bildschirm in der Aula. Sind Sie mit dem Projekt schon
       einmal auf Vorurteile gestoßen?
       
       Ja, ich habe im Vorfeld viele Nachrichten von Freunden und Bekannten
       erhalten. Einige haben mich enttäuscht. So nach dem Motto, warum ich
       Scheinasylanten helfe. Da habe ich gesagt: „Hör zu, das ist daneben, was du
       da bringst. Es ist reiner Zufall, wo du geboren wurdest.“ Es gibt natürlich
       auch immer Leute, die fragen, warum man Kindern überhaupt Graffiti
       beibringt. Die verbinden das aber meistens mit Schmierereien auf der Straße
       und nicht mit Street-Art.
       
       Was sagen Sie den Kindern über illegales Sprayen? 
       
       Das es nicht lohnt. Ich rate meinen Schülern davon ab. Vor 20 Jahren war
       das ein Kavaliersdelikt, heute wird es als Vandalismus hart verfolgt.
       
       Was für Motive sprühen denn die Kinder? 
       
       Sie malen die Motive, die ihnen gerade einfallen. Ich möchte sie nicht
       beeinflussen. Am Ende kombiniere ich die Teile so, dass es ein Gesamtbild
       ergibt.
       
       Wie sind Sie zum Sprayen gekommen? 
       
       Mein Vater hat mir aus New York eine CD von Grandmaster Flash mitgebracht.
       Im Booklet waren Graffiti. Das hat mich beeindruckt, weil ich so etwas in
       Hamburg noch nie gesehen hatte – Buchstaben, die aussehen wie
       Hubba-Bubba-Blasen.
       
       8 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
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