# taz.de -- Nach Anschlag in Tunesien: Moscheen werden geschlossen
       
       > Unterstützer des IS haben sich zu dem Anschlag bekannt. Unter den 39
       > Toten ist mindestens ein Deutscher. Die Regierung kündigt an, bis zu 80
       > Moscheen zu schließen.
       
 (IMG) Bild: Ermittler am Tatort im Badeort Sousse.
       
       Tunis dpa/afp | Unter den 39 Toten des Terroranschlags auf den tunesischen
       Badeort Sousse ist nach Angaben aus Tunis mindestens ein Deutscher. Eine
       deutsche Frau sei zudem verletzt worden, teilte das tunesische
       Gesundheitsministerium am Samstag mit. Demnach wurden bislang zehn Opfer
       identifiziert. Unter ihnen seien außerdem acht Briten und eine Belgierin.
       
       Tunesiens Regierungschef Habib Essid hatte am frühen Samstagmorgen erklärt,
       dass „die Mehrheit“ der Toten aus Großbritannien komme. Nach Angaben des
       Sprechers eines deutschen Konsularteams vor Ort kann es noch einige Zeit
       dauern, bis klar ist, viele Deutsche insgesamt ums Leben kamen.
       Außenminister Frank-Walter Steinmeier kündigte für Samstagabend eine
       Stellungnahme in Berlin an.
       
       Zu dem mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff auf ein Strandhotel am
       Mittelmeer bekannten sich in der Nacht zum Samstag Unterstützer der
       Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein „Soldat des Kalifats“ sei in das
       Hotel eingedrungen, hieß es in einer nicht verifizierbaren
       Twitter-Mitteilung. Bei den von ihm getöteten Menschen handele es sich „zum
       Großteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen“. Die
       Regierung in Tunis kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den
       Terrorismus an.
       
       Der Attentäter war am Freitag in das besonders bei europäischen Touristen
       beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba in Port el Kantaoui bei Sousse
       eingedrungen. Nach Angaben von Sicherheitsstaatssekretär Rafik Chelly
       handelt es sich bei dem Täter um einen nicht polizeibekannten Mann aus der
       Region von Kairouan. Chelly sagte im Radio, der Attentäter habe ausgesehen,
       als sei er unterwegs zum Baden, doch dann habe er eine Waffe aus einem
       Sonnenschirm gezogen. Der Mann wurde schließlich getötet.
       
       ## „Barbarischer Terrorakt“
       
       Der deutsche Reisekonzern TUI ist an dem Hotelkomplex beteiligt. Hunderte
       Touristen trafen in der Nacht zu Samstag am Flughafen von Enfidha ein, um
       das Land zu verlassen. Rund ein Dutzend Flüge war in der Nacht auf dem
       Flughafen zwischen Sousse und Tunis in Richtung Europa angesetzt.
       Zahlreiche Busse mit weiteren Touristen trafen am frühen Morgen ein.
       Touristen sagten, ihre Reiseanbieter hätten ihnen geraten, nach Hause zu
       fliegen.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich „tief erschüttert“ von dem
       „barbarischen Terrorakt“. Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem
       tunesischen Präsidenten Béji Caid Essebsi. Der französische Präsident
       François Hollande und Essebsi versicherten sich gegenseitig ihrer
       Solidarität im Anti-Terrorkampf. Die islamische Al-Azhar-Universität in
       Kairo nannte den Angriff eine „Verletzung aller religiösen und humanitären
       Normen“.
       
       Essebsi sagte AFP bei einem Besuch am Tatort, Tunesien könne der Bedrohung
       durch die Dschihadisten nicht allein widerstehen und forderte eine
       gemeinsame globale Anti-Terror-Strategie. Ministerpräsident Essid ordnete
       an, die Präsenz der Sicherheitskräfte an „sensiblen Orten“ zu verstärken.
       Vom 1. Juli an würden „entlang der ganzen Küste und in Hotels“ bewaffnete
       Sicherheitsleute postiert, erklärte Essid.
       
       ## „Gift zum Terrorismus“
       
       Der nationale Sicherheitsrat Tunesiens beschloss bei einer nächtlichen
       Sitzung Maßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus. Unter anderem sollen
       innerhalb einer Woche bis zu 80 Moscheen geschlossen werden, in denen
       weiterhin „Gift zum Terrorismus“ verbreitet werde. Daneben sollten
       verdächtige Parteien oder Vereine überprüft und eventuell aufgelöst werden.
       „Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber
       unser Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen“, sagte Essid. Der Kampf gegen den
       Terrorismus sei nun eine nationale Aufgabe.
       
       Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in [1][Kuwait] und
       [2][Frankreich] zu mutmaßlich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten
       gekommen. Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war zunächst
       unklar. Am Montag nächster Woche jährt sich zum ersten Mal, dass die
       Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Kalifat ausgerufen hat.
       
       Der Anschlag in Sousse ist der schwerste in der jüngeren Geschichte
       Tunesiens. Mitte März hatten zwei Männer in Tunis das Bardo-Nationalmuseum
       angegriffen und 21 Touristen sowie einen Polizisten getötet.
       
       27 Jun 2015
       
       ## LINKS
       
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