# taz.de -- Karrierekiller "Junge Freiheit": Krause doch nicht Kultusminister
       
       > Der designierte thüringische Kultusminister Peter Krause verzichtet auf
       > das Amt. Zuvor war er wegen seiner Arbeit für die "Junge Freiheit" ins
       > Gerede gekommen.
       
 (IMG) Bild: Kein Ruhmesblatt: "Junge Freiheit".
       
       Irgendwann am Wochenende muss es Peter Krause zu viel geworden sein. Die
       Lokalblätter hatten seit Tagen seine Vergangenheit im rechtextremen
       Dunstkreis durchleuchtet, auch die nationalen Zeitungen waren inzwischen
       auf den Zug aufgesprungen, und ein hastiges Interviewmarathon schien alles
       nur noch schlimmer zu machen.
       
       Am Sonntag schließlich rief der Exredakteur der Jungen Freiheit bei
       Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) an. Diesem teilte er mit,
       er wolle auf das Amt des Kultusministers verzichten. Am Montag informierte
       er die Öffentlichkeit.
       
       Er glaube nicht mehr, "das sensible Amt in angemessener Sachlichkeit
       erfolgreich ausüben zu können", hieß es in einer Mitteilung. Zudem sehe er
       "keine Möglichkeit, im Amt ein halbwegs normales Leben führen zu können".
       Die Rückzugsankündigung verband Krause mit einer scharfen Attacke:
       Deutschland sei von einer freien, demokratisch gefestigten Gesellschaft und
       einer offenen, fairen Diskurskultur noch entfernt. In der angeblichen
       Kampagne gegen ihn gehe es "um bedrohte Machtansprüche, es geht um
       Wahlkampf, es geht um Selbstinszenierung".
       
       Althaus bedauerte die Entscheidung. "Er war überzeugt, dass Krause ein
       guter und erfolgreicher Kultusminister geworden wäre", sagte
       Regierungssprecher Fried Dahmen der taz. Die SPD und die Linke bejubelten
       die Thüringer Krise und forderten umgehend Neuwahlen.
       
       Mit dem Rückzug Krauses ist das Debakel für die Regierung Althaus perfekt.
       Der 44-Jährige war Teil der Kabinettsumbildung des Ministerpräsidenten, mit
       der er seiner Partei neuen Schub verleihen wollte. Nicht ohne Grund: In
       Umfragen muss die in Thüringen seit 1999 allein regierende Union bei den
       Landtagswahlen im kommenden Jahr um ihre Vormachtstellung bangen. Doch
       unmittelbar nach der Ernennung Krauses zum neuen Kultusminister rückte
       dessen Vergangenheit im Umfeld der Neuen Rechten in den Mittelpunkt.
       
       Und die hatte es in sich: Im Jahr 1998 arbeitete er für die ehemals vom
       Verfassungsschutz beobachtete Junge Freiheit, zudem schrieb er für die
       Vertriebenenzeitung Ostpreußenblatt. Anfang letzter Woche deckte dann
       ausgerechnet die NPD auf, dass Krause mehrere Texte für die rechte
       Zeitschrift Etappe schrieb - und zwar in derselben Ausgabe, in der auch das
       Horst-Wessel-Lied, die Hymne der NSDAP, in Latein abgedruckt war. Ein
       Lebenslauf, der nicht so recht zum Posten des Kultusministers passen
       sollte, schon gar nicht, wenn der gleichzeitig auch den Vorsitz im
       Stiftungsrat der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bedeutet. Dennoch hatte Althaus
       wiederholt darauf beharrt, Krause zum Minister zu machen.
       
       Insbesondere SPD und Linke hatten sich empört gezeigt. Entsprechend scharf
       reagierten sie auch am Montag. Allen voran: SPD-Generalsekretär Hubertus
       Heil. "Es stellt sich die Frage, ob Ministerpräsident Dieter Althaus das
       Land noch führen kann. Und es stellt sich auch die Frage nach vorgezogenen
       Neuwahlen", sagte Heil nach einer Präsidiumssitzung in Berlin. Althaus sei
       mit der Nominierung Krauses "beinahe zum nützlichen Idioten einer neuen
       Rechten geworden, die versucht, in die Mitte der Gesellschaft zu
       marschieren", kritisierte Heil. Der Thüringer SPD-Landesvorsitzende
       Christoph Matschie bescheinigte Althaus eine "verheerende Personalpolitik".
       "Thüringen hat dadurch enormen Schaden genommen" so Matschie gegenüber der
       taz. Ähnlich äußerte sich auch Bodo Ramelow, Linke-Spitzenkandidat in
       Thüringen: "Die einzige Art, damit umzugehen, sind Neuwahlen. Und zwar
       sofort."
       
       Doch zunächst wird die CDU einen Nachfolger für Peter Krause präsentieren
       müssen. Wer das wird, war am Montag noch unklar. Neben dem Posten des
       Kultusministers sollen am 8. Mai noch fünf weitere Neubesetzungen erfolgen.
       Und daran will Ministerpräsident Althaus festhalten. "Der Fahrplan wird
       nicht berührt", sagte Sprecher Dahmen.
       
       Allerdings dürfte die Personaldiskussion mit Krauses Verzicht noch lange
       nicht beendet sein. Linke-Mann Ramelow erklärte bereits, die Vergangenheit
       etlicher weiterer Unionspolitiker genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.
       "Wir fragen jetzt: Wo hat Krause seine Unterstützer?", so Ramelow. "Wir
       werden uns um die Krauses kümmern." Erste Ergebnisse dieser Recherche soll
       es am Mittwoch geben.
       
       5 May 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ludwig Bachmann
       
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