# taz.de -- Kommentar Wirkung von Fernreisen: Entwicklungshilfe und Klimakiller
       
       > Wegen der Klimaschäden von Fernreisen nur noch Urlaub im eigenen Land zu
       > machen, wäre übertrieben. Doch fremde Länder abzuhaken wie
       > prestigeträchtige Schnäppchen, ist auch nicht richtig.
       
 (IMG) Bild: Entwiclklungshelfer Tourismus: Kambodscha präsentiert sich auf der internationalen Tourismusbörse in Berlin
       
       Das Flugzeug gilt schon lange als Umweltkiller Nummer eins. Gepaart mit dem
       Luxus eines Fünf-Sterne-Resorts, etwa mit aufwändigen Golfplätzen in der
       Wüste, wird die Fernreise damit zur Klimasünde schlechthin. Sollte man
       deshalb, der Umwelt zuliebe, den Urlaub künftig besser nur noch im eigenen
       Land oder, besser noch, auf dem eigenen Balkon verbringen?
       
       Das wäre fatal und weltfremd. Denn Reisen erweitert den Blickwinkel.
       Außerdem ist der Fernreisetourismus für die wirtschaftliche Entwicklung
       vieler Dritte-Welt-Länder unverzichtbar. Wie kann, angesichts dieser
       Widersprüche, eine Quadratur des Kreises aussehen?
       
       Es muss darum gehen, einen möglichst nachhaltigen Tourismus zu fördern. Als
       dessen Leitlinie gibt die Welttourismusorganisation (UNWTO) vor, er solle
       das Klima erhalten und die Armut bekämpfen helfen.
       
       Die WTO hält den Tourismus sogar für das beste Mittel zur Armutsbekämpfung.
       Das mag verschleiern, wie kompliziert Entwicklung ist - vor allem, wenn man
       den internationalen Tourismus mit seinen hohen Standards betrachtet.
       Tatsächlich aber sind viele Länder der Dritten Welt immer mehr auf
       Touristen angewiesen. Deshalb wäre es falsch, die Ostsee gegen die Karibik
       auszuspielen. Denn beide brauchen einen Tourismus, der die natürlichen
       Ressourcen schont und von dem eine breite Bevölkerung profitiert.
       
       Nicht die Lust des Touristen auf eine Fernreise ist verwerflich.
       Verwerflich ist, dass Fernreisen heute als Ramschware angeboten werden.
       Dass zwei Wochen all inclusive in der Dominikanischen Republik billiger
       sind als zwei Wochen an der Ostsee, ist ein Skandal. Doch im weltweiten
       Verdrängungswettbewerb der Reiseanbieter hat er System.
       
       Längst gehört das Flugbenzin besteuert. Denn es sind vor allem die
       Billigflieger, die aus einer verfehlten Verkehrspolitik ihren Nutzen
       ziehen. Wer eine Fernreise plant und dafür einen hohen CO2-Ausstoß in Kauf
       nimmt, sollte sich allerdings gut überlegen, wie lange er dort bleibt und
       was er dort will. Denn fremde Länder abzuhaken wie prestigeträchtige
       Schnäppchen - das ist in Zeiten des Klimawandels tatsächlich eine
       Umweltschweinerei.
       
       8 Jul 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Entwicklungszusammenarbeit
       
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