# taz.de -- Ein Mallorcaflug gleich ein Jahr Autofahren: Wer weit fliegt, sündigt schwer
       
       > Der WWF erstellt eine Ökobilanz für verschiedene Urlaubsarten. Am
       > schlechtesten schneiden Überseeflüge ab - sie schaden dem Klima.
       
 (IMG) Bild: Einziger Weg in die Ferne.
       
       Ein Urlaubsflug nach Mallorca ist so schlimm, wie ein ganzes Jahr Auto zu
       fahren - vom Treibhaus-Effekt her gesehen. Für die Umweltorganisation
       [1][WWF hat das Öko-Institut berechnet], wie klimaschädlich die
       Urlaubsreisen der Deutschen sind. Als entscheidender Faktor hat sich dabei
       die Entfernung herausgestellt.
       
       Zum Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) trägt der
       Tourismus weltweit mit 5 Prozent bei. Die reisefreudigen Deutschen
       verhalten sich dabei besonders klimaschädlich. Die deutsche
       Durchschnittsreise mit mindestens vier Übernachtungen emittiert 1 Tonne
       Kohlendioxid pro Kopf. Die gesamte Pro-Kopf-Emission der Deutschen liegt
       bei gut 10 Tonnen. "Das deutsche Reiseverhalten kann kein Vorbild für
       andere Länder sein", folgert Birgit Weerts, die Tourismusexpertin des World
       Wide Fund For Nature, kurz WWF.
       
       Um die Klimafolgen eines Urlaubs zu ermitteln, hat Martin Schmied vom
       Öko-Institut versucht zu berechnen, welche CO2-Äquivalente von den
       verschiedenen Komponenten eines Urlaubs verursacht werden. Bei einer
       Fernreise etwa wird nicht nur aufgrund der großen Entfernung besonders viel
       Treibstoff verbrannt. Dazu kommt, dass in großer Höhe ausgestoßene Abgase
       schädlicher für das Klima sind als solche, die knapp über dem Erdboden in
       die Atmosphäre gepustet werden. Bei der Berechnung von CO2-Äquivalenten
       wird der Treibstoffverbrauch von Flugzeugen deshalb stärker gewichtet.
       Neben dem Kohlendioxid hat Schmied auch andere Treibhausgase wie Methan und
       Lachgas in CO2-Äquivalente umgerechnet.
       
       Die Urlaubskomponente, die das CO2-Konto am zweitstärksten belastet, ist
       die Unterkunft. Wer zwei Wochen in einer
       5-Sterne-All-Inclusive-Ferienanlage in Mexiko verbringt, erzeugt allein
       dadurch schon mehr Kohlendioxid als ein kompletter zweiwöchiger
       Familienurlaub auf Rügen, zu dem noch die Anreise, Verpflegung und
       Aktivitäten vor Ort gehören.
       
       Auch aufwendiges Speisen schlägt ins CO2-Kontor. Mehrgängige Menüs sind
       einfach mit mehr Aufwand verbunden als Spaghetti Bolognese. Der WWF
       empfiehlt regionale Speisen und Getränke. "Sie unterstützen damit die
       Wirtschaft ihres Urlaubsziels und schonen die Umwelt durch kurze
       Transporte", wirbt die Umweltorganisation.
       
       Schmied ist sich bewusst, dass der Treibhauseffekt von Urlaubsreisen nur
       einen Teil von deren ökologischen Folgen abbildet. Der Vorteil liege darin,
       dass sich dieser Effekt in einer universell vergleichbaren Zahl abbilden
       lasse. Schon beim Wasserverbrauch sei das anders, weil ja in jeder
       Urlaubsregion unterschiedlich viel Wasser zur Verfügung stehe. Besonders
       schwierig sei es auch, die Folgen des Tourismus für ein komplexes Phänomen
       wie die biologische Vielfalt zu ermitteln und zu vergleichen.
       
       Der World Wide Fund For Nature empfiehlt, bei Urlaubsreisen genau zu
       überlegen, ob das Reiseziel wirklich weit entfernt sein müsse. Strandurlaub
       mit Wettergarantie lasse sich genauso gut auf Mallorca machen wie im weit
       entfernten Ägypten oder gar auf den Malediven. Wer unbedingt fliegen wolle,
       solle zum Beispiel den Flug mit Beiträgen zu Klimaschutzprojekten
       ausgleichen. Reisende sollten auf ressourcenschonende Unterkünfte achten
       und naturverträgliche Aktivitäten vor Ort wählen wie Wanderungen, Rad- oder
       Bootstouren.
       
       8 Jul 2008
       
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 (DIR) Gernot Knödler
       
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