# taz.de -- Demo "Freiheit statt Angst": Protest unter 116 Kameras
       
       > 116 fest installierte Kameras beschützen die Teilnehmer der Demonstration
       > gegen Überwachungswahn in Berlin. Eine Übersicht.
       
 (IMG) Bild: Sicher ist sicher: Eine von 116 Kameras auf der Demo-Route.
       
       Die Sicherheit der Demonstration "Freiheit statt Angst" ist über weite
       Strecken gewährleistet. Die taz ist die Demoroute vorab abgelaufen und hat
       116 Überwachungskameras gefunden. Wahrscheinlich gibt es sogar noch ein
       paar mehr Kameras - die allerdings so gut versteckt sind, dass sie nicht
       direkt zu erkennen sind.
       
       Nicht nur Ministerien nutzen Kameras, um einen achtsamen Blick auf den
       öffentlichen Raum rund um ihre Gebäude zu werfen, auch Unternehmen und
       Privatleute setzen auf der Route viele Kameras ein. Besonders auffällig
       ist, dass die Neubauten inzwischen offenbar schon standardmäßig auch mit
       Überwachungsgeräten ausgerüstet werden: die Geschäftshäuser mit
       Ladenpassagen in der Friedrichstraße genauso wie die Wohnhäuser in der
       Leipziger Straße. Und damit sind nicht nur die Kameras an den
       Gegensprechanlagen der Hauseingänge gemeint - oft wird gleich großflächig
       der gesamte Bürgersteig überwacht.
       
       Besonders gut geschützt können sich die Demoteilnehmer fühlen, wenn sie
       kurz nach Beginn der Demo um 15 Uhr am Potsdamer Platz die Rückseite der
       Botschaft Russlands in der Behrenstraße passieren (14 Kameras). Das gilt
       auch für die Passage in der Kurstraße, an der das Auswärtige Amt liegt (25
       Kameras). Einen hohen Sicherheitsstandard bieten in der Leipziger Straße
       auch das Finanzministerium (9 Kameras) und der Bundesrat (10 Kameras).
       Besondere Vorsicht ist dagegen in der Leipziger Straße zwischen
       Spittelmarkt und Charlottenstraße geboten: Über eine Strecke von rund 700
       Metern ist weit und breit keine Sicherheitskamera zu sehen.
       
       Doch Rettung naht: Die Polizei wird mobile Kameras mitführen. Sobald Gefahr
       dräut, drücken die Beamten auf "Record" - und schon können sich alle wieder
       ein entscheidendes Stückchen sicherer fühlen.
       
       [1][Kameras entlang der Demo "Freiheit statt Angst"] auf einer größeren
       Karte anzeigen
       
       KAMERATYP 1: Verkehrskamera 
       
       Gleich drei Kameras hängen an der Potsdamer Straße an einem Mast, der auf
       dem Mittelstreifen vor dem Bahn-Tower steht. Der Mast ist hauptsächlich für
       die Scheinwerfer gedacht, die die Hochhäuser nachts anscheinen. Die drei
       Kameras richten sich dagegen nach unten: Auf die drei Fahrstreifen Richtung
       Westen. Die Kameras zählen, wie viele Fahrzeuge hier vorbeifahren. Die
       Daten kommen direkt in die Verkehrsleitzentrale. Die kann dann je nach
       Verkehrslage zum Beispiel Ampeln anders schalten. Die Kennzeichen der
       Fahrzeuge werden nicht ausgewertet, die Bilder werden nicht gespeichert.
       
       KAMERATYP 2: Museumskamera 
       
       An der Fassade des Gebäudes Unter den Linden 13/15 hängt eine private
       Überwachungskamera. Sie gehört zur Deutschen Bank, die Mitbetreiberin des
       Museums Deutsche Guggenheim im Erdgeschoss ist. Außerdem beherbergt das
       Haus noch eine Filiale der Bank sowie Büroräume. Die Kamera "dient der
       Sicherheit des Gebäudes", sagt ein Sprecher. Aber was befürchtet die Bank
       eigentlich konkret? Werden die Aufnahmen nur live übertragen, oder auch
       dauerhaft aufgezeichnet? Und falls ja: wie lange? "Zu
       sicherheitstechnischen Fragen können wir generell keine Angaben machen",
       meint der Sprecher.
       
       KAMERATYP 3: Behördenkamera 
       
       Eine ganze Armada von Kameras hängt rund um das Auswärtige Amt: an jedem
       Laternenpfahl eine. Sie sind mit Infrarotlicht ausgestattet, sodass sie
       auch nachts genug sehen. Das dient "der Abwehr von Gefahren", sagt ein
       Ministeriumssprecher. Dabei gebe es allerdings "keine generelle
       Aufzeichnung". Das bedeutet: Die Bilder werden live ins Innere des Hauses
       übertragen. Nur dann, wenn den Beamten etwas auffällt, wird mitgeschnitten.
       Und noch etwas sagt der Sprecher: Alle Kameras sind auch deutlich für die
       Passanten sichtbar - verborgene Überwachung gibt es nicht. (Sebastian
       Heiser) [2][Bilder der Kameras gibt es hier.]
       
       12 Sep 2009
       
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