# taz.de -- Übergriff auf Demonstranten: Polizisten stehen auf Prügelfilme
       
       > Unter Polizisten wird die Attacke auf einen Demonstranten verurteilt. Die
       > vom Präsidenten angekündigte individuelle Kennzeichnung lehnen die
       > geschlossenen Einheiten aber weiterhin ab.
       
 (IMG) Bild: H. macht sich Notizen, kurz danach wurde ihm der Zettel abgenommen
       
       Der Polizeiübergriff auf einen 37-jährigen Radfahrer wird in der Berliner
       Polizei heftig diskutiert. Allen voran bei den 1.800 Polizisten der
       geschlossenen Einheiten. "Alle, mit denen ich gesprochen habe, kennen den
       Film", sagt ein Beamter, der bei den Einsatzhunderschaften (EHU)
       herumkommt. Gegen zwei Beamte der 22. EHU ist wegen des Vorfalls, der sich
       Samstag bei der Demonstration gegen Datenspeicherung ereignete, ein
       Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet worden. Der
       Chaos Computer Club hatte die Attacke gefilmt und ins Netz gestellt.
       
       Der Film sei bei der Polizei "der Renner", sagt der Beamte. Egal, ob es
       sich um die Mannschaft oder um Führungsbeamte der geschlossenen Einheiten
       handele - "die meisten Kollegen empfinden das Gezeigte als Katastrophe".
       Man frage sich, wie es zu so einer "aggressiven Überreaktion" habe kommen
       können.
       
       Wenn nicht "urplötzlich" noch ein anderes Video auftauche, das den Vorfall
       in einem ganz anderen Licht zeige, sehe es für die beschuldigten Kollegen
       gar nicht gut aus, so der Beamte. "Es sei denn, es zeigt sich: alles ist
       inszeniert und gestellt". Generell beschreibt er die Stimmung so: "Wie blöd
       muss man eigentlich sein, um so was zu verbocken?"
       
       Zudem ärgere die Kollegen, dass die zunehmende Brutalität gegen
       Polizeibeamte in der öffentlichen Diskussion durch den Film "völlig
       untergeht". "Der Vorfall hat sehr viel kaputt gemacht", sagt der Beamte.
       Denn nun würden die Befürworter der persönlichen Kennzeichnung "wieder
       Aufwind bekommen".
       
       Wie berichtet wird die von Polizeipräsident Dieter Glietsch geplante
       Einführung der individuelle Kennzeichnungspflicht von den geschlossenen
       Einheiten strikt abgelehnt. Begründung: Die Beamten müssten bei
       Demonstrationseinsätzen schwierige Situationen bewältigen. Ihre Befürchtung
       sei, Nachstellungen und falschen Anschuldigungen ausgesetzt zu sein, wenn
       sie persönlich identifiziert werden könnten. "Der Widerstand ist
       ungebrochen", so der Beamte.
       
       Glietsch hatte am Dienstag in der taz erneut angekündigt, auch die
       geschlossenen Einheiten würden mit Einführung der neuen blauen Uniformen
       2010 individuell gekennzeichnet. Dabei will er den Angehörigen der EHU aber
       die Wahl zwischen Name und Nummer am Einsatzanzug lassen. Bei der Nummer
       ist an die persönliche Dienstnummer gedacht, die jeder Beamte hat und
       eigentlich auf Nachfrage von Bürgern herausgeben muss.
       
       Die Frage ist, ob Glietsch sich durchsetzen kann. Die Polizeigewerkschaften
       und Personalräte sind gegen das Vorhaben. Der stellvertretende
       Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael
       Purper, bezeichnete "die wieder entflammte Diskussion über eine
       Zwangskennzeichnung" als "absolut unnötig" und "Wahlkampfgerassel".
       
       Glietsch werde das Verfahren auf alle Fälle "bis zum Ende betreiben", so
       ein Polizeisprecher. Sobald alle Stellungnahmen zusammen seien, werde der
       Präsident das Mitbestimmungsverfahren einleiten.
       
       16 Sep 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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