# taz.de -- Feministischer Pornofilmpreis: Think sexpositiv!
       
       > Mit anderen Augen: In Berlin wurde der 1. Feministische Pornofilmpreis
       > Europas verliehen. Feministischer Pornofilm: Film, bei dem nicht alles
       > ausgerichtet ist auf den männlichen Orgasmus.
       
 (IMG) Bild: Eine der Preisträgerinnnen: Annie Sprinkle.
       
       Eine Frau im kurzen Rüschenrock wird auf einer Kühlerhaube von zwei Männern
       verwöhnt, mit einem nassen Schwamm, mit Händen und Mund. Sie stöhnt leise,
       die Kamera filmt ihr Gesicht, ihren Körper, ihre Vagina. Doch es ist kein
       gynäkologisch entblößender Einblick, eher ein liebevolles Abtasten.
       Schnitt. Mit schmerzlustverzerrtem Gesicht arbeitet sich einer der Männer
       von eben hinter der Frau zum Höhepunkt ab. Die Frau liegt vor ihnen, wird
       bearbeitet wie ein Stück Fleisch, ausgestellt, sie stöhnt zu laut, ruft
       Gott an und sonst wen.
       
       Der kurze Film zeigt dem Publikum bei der Verleihung des 1. Feministischen
       Pornofilmpreises Europa am Samstagabend in Berlin zur Einstimmung, was das
       sein kann - ein feministischer Pornofilm: Ein Film, bei dem nicht alles
       ausgerichtet ist auf den männlichen Orgasmus.
       
       Das Publikum im Filmtheater in den Hackeschen Höfen ist bunt durchmischt,
       nur die Moderatorin im Naturlatex-Meerjungfrauen-Kleid lenkt vom Gefühl des
       ganz normalen Kinoabends ab. Initiiert von der Berliner Sexpertin Laura
       Méritt, wird die Auster, der PorYes-Preis, verliehen. PorYes, das ist die
       positive Ummünzung der vorneweg von Alice Schwarzer betriebenen
       PorNo-Kampagne, die sich gegen die Behandlung von Frauen in Pornofilmen
       wandte. "Sexpositiv" soll sich des Themas Porno angenommen werden, das
       Gütesiegel "PorYes" soll in Zukunft Filmproduktionen nach einem
       feministischen Kriterienkatalog zertifizieren. Was heißt das? Keine
       Geschlechter- und Rassenklischees, Vielfalt der Kameraeinstellungen,
       Vielfalt weiblicher Lust, keine Leistungsschau, Safer Sex, faire
       Arbeitsbedingungen und Frauen sind maßgeblich an der Produktion beteiligt.
       
       Die Jury, neben Laura Méritt Filmemacherinnen Ula Stoeckl und Jennifer Lyon
       Bell, Verlegerin Claudia Gehrke und Kulturwissenschaftlerin Corinna
       Rückert, ehrt fünf Regisseurinnen und Pionierinnen: Candida Royalle, Maria
       Beatty, Annie Sprinkle, Shine Louise Houston und Petra Joy sowie das
       Filmprojekt S.A.F.E über geschützten Sex bei Lesben.
       
       Es ist ein Sichselbstfeiern der Frauen, die Veranstaltung bleibt für
       Insider, die gezeigten Ausschnitte aus Filmen der Preisträgerinnen sind so
       schnell und wirr zusammengeschnitten, dass kaum ein klarer Eindruck
       entstehen kann. Die interessierte Betrachterin bleibt leider ebenso außen
       vor wie die Männer.
       
       19 Oct 2009
       
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