# taz.de -- Amerikanisch-israelisches Treffen: Siedlungen gegen Frieden
       
       > Frostige Stimmung beim israelisch-amerikanischen Spitzentreffen.
       > Netanjahu kündigte Verzögerung des Friedensprozesses an, falls Forderung
       > nach Baustopp in Ost-Jerusalem nicht fallengelassen wird.
       
 (IMG) Bild: Ein ultraorthodoxer Rabbi in Ramat Shlomo, Ost-Jerusalem.
       
       WASHINGTON/JERUSALEM dpa | Frostiger Empfang für Israels
       Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus in Washington: Anders
       als bei anderen Besuchen von engen Verbündeten durften Fotografen nicht
       einmal den sonst üblichen Händedruck zwischen US- Präsident Barack Obama
       und einem hohen ausländischen Gast ablichten. Es gab auch keinerlei
       offizielle Presseerklärung. Beobachter führten dies auf den Streit über die
       israelische Siedlungspolitik zurück. Offensichtlich habe Netanjahu die
       Differenzen nicht ausräumen können.
       
       Die Beratungen im Weißen Haus am Dienstagabend (Ortszeit) dauerten knapp
       zwei Stunden. Ein Sprecher Netanjahus sagte dennoch, die Atmosphäre während
       des Treffens sei gut gewesen. Die Berater Obamas und Netanjahus wollten
       ihre Gespräche am Mittwoch fortsetzen.
       
       Netanjahu hatte vor dem Gespräch mit Obama keinerlei Anstalten gemacht, die
       Wogen in dem seit Wochen öffentlich ausgetragenen Streit über die
       israelische Siedlungspolitik im Westjordanland sowie im arabischen Ostteil
       Jerusalems zu glätten. Stattdessen hatte der 60-Jährige erklärt, dass "der
       Bau in Jerusalem das Gleiche sei wie der Bau in Tel Aviv".
       US-Außenamtssprecher Philip Crowley widersprach nur Stunden vor dem
       Gespräch im Weißen Haus dieser Darstellung.
       
       Der israelische Regierungschef war zum dritten Mal seit Obamas Amtsantritt
       im Januar 2009 im Weißen Haus. Nach einem 90 Minuten langen Gespräch, habe
       sich Netanjahu zur Diskussion mit seinen Beratern zurückgezogen, berichtete
       der israelische Rundfunk. Danach habe Netanjahu noch einmal um ein Gespräch
       mit Obama gebeten. Das habe eine halbe Stunde gedauert. Auch das letzte
       Treffen zwischen Obama und Netanjahu im November war frostig verlaufen.
       Damals hatte Netanjahu das Weiße Haus durch einen Hinterausgang verlassen.
       
       Einen Tag vor dem Treffen am Dienstag hatte Netanjahu während einer
       kämpferischen Rede auf der Jahrestagung der AIPAC - das ist die größte
       israelische Lobby-Organisation in den USA - erklärt, dass in einem
       Friedensvertrag Jerusalem "die vereinte Hauptstadt Israels" bleiben müsse.
       Während eines Gesprächs mit der Sprecherin des US- Repräsentantenhauses,
       Nancy Pelosi, drohte Netanjahu kurz vor seinem Termin im Weißen Haus, dass
       sich die Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit den Palästinensern um ein
       Jahr verzögern werde, falls die Forderung der Palästinenser nach einem
       Baustopp in Ost-Jerusalem nicht vom Tisch komme.
       
       Und unmittelbar vor Gesprächsbeginn berichteten dann israelische Medien
       über ein neues umstrittenes Bauprojekt mit 20 Wohnungen in Ost-Jerusalem,
       das in der vergangenen Woche von der Stadtverwaltung endgültig grünes Licht
       erhalten habe. Das State Department hatte sich bereits nach der ersten
       Genehmigung für das Projekt im Juli 2009 gegen das Vorhaben ausgesprochen.
       Eine ähnliche Entscheidung des israelischen Innenministeriums hatte vor
       zwei Wochen den schwelenden Streit zwischen der US-Regierung und Israel
       über die Siedlungspolitik neu entzündet. Dabei ging es um den Bau von 1600
       Wohnungen in Ost-Jerusalem.
       
       Scharfe Kritik kam auch aus dem Herrscherhaus von Saudi-Arabien. Das
       islamische Königreich erklärte: "Netanjahu hat den Palästinensern, den
       Arabern und den Muslimen öffentlich ihre Rechte in der heiligen Stadt
       Jerusalem genommen." In einer Erklärung, die am Mittwoch von der
       staatlichen Nachrichtenagentur SPA veröffentlicht wurde, hieß es, es sei
       schon sehr erstaunlich, dass sich Netanjahu entschieden habe, ausgerechnet
       während seines USA-Besuchs zu erklären, dass er am Bau illegaler Siedlungen
       festhalten werde.
       
       Israel hatte den arabischen Ostteil Jerusalems im Sechstagekrieg von 1967
       besetzt und 1980 ins eigene Staatsgebiet einverleibt. Der UN-Sicherheitsrat
       bezeichnete diese Entscheidung als "null und nichtig". Der endgültige
       Status Jerusalems soll in Friedensgesprächen geklärt werden. Die USA hatten
       noch vor Netanjahus Besuch in Washington an Israel appelliert, den Ausgang
       der Gespräche nicht durch Maßnahmen wie den Wohnungsbau in Ostjerusalem
       vorwegzunehmen.
       
       24 Mar 2010
       
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