# taz.de -- Gaza-Streifen: Kassam-Rakete fordert ein Opfer
       
       > Die extremistische Gruppe Ansar al-Sunna bekennt sich zu Raketen-Angriff
       > auf Kibbuz aus dem Gazastreifen heraus, während dort EU-Außenministerin
       > Ashton zu Besuch ist.
       
 (IMG) Bild: Reaktion einer Frau auf den Kassam-Beschuss in Netiv Haasara.
       
       JERUSALEM taz | Der Tod eines thailändischen Landarbeiters hat den Besuch
       der EU-Außenministerin Catherine Ashton im Gazastreifen überschattet. Der
       Anfang 30-Jährige hielt sich in dem Gewächshaus eines Kibbuz auf, als
       Mitglieder der extremistischen Gruppe Ansar al-Sunna die Rakete abfeuerten.
       Ashton, die gekommen war, um sich ein Bild über die Lage im Gazastreifen zu
       machen, verurteilte den Angriff, der zum ersten Mal seit dem Krieg vor 15
       Monaten wieder ein Todesopfer auf der israelischen Seite der Grenzanlagen
       forderte.
       
       Die sunnitischen Extremisten der Ansar al-Sunna waren bislang vor allem im
       Irak aktiv und traten im Gazastreifen noch nicht in Erscheinung. Laut
       Informationen der Armee sind nach Kriegsende rund 100 Raketen auf Israel
       abgefeuert worden. Für die meisten haben sich radikale Splittergruppen
       verantwortlich erklärt. Israel reagiert in der Regel mit Luftangriffen vor
       allem auf die Tunnel im Grenzbereich zu Ägypten, durch die die
       Palästinenser Waffen und zivile Waren schmuggeln. Die Tunnel sind der
       einzige Weg, über den auch Baumaterialien in den Gazastreifen gelangen.
       Trotz der vereinbarten internationalen Finanzhilfe von über 4 Milliarden
       US-Dollar steckt der Wiederaufbau des Gazastreifens aus Mangel am
       notwendigen Material fest.
       
       Innerhalb von 24 Stunden war es die dritte Rakete, die aus dem Gazastreifen
       abgefeuert wurde. Das Ziel dabei ist vermutlich, den Gazastreifen nicht in
       Vergessenheit geraten zu lassen, während die Welt nach Ostjerusalem schaut,
       wo gegen den Bau neuer Siedlungen demonstriert wurde. Doch liegt es
       durchaus im Interesse der Hamas, dass die Unruhen in Jerusalem andauern.
       Bei Solidaritätskundgebungen im Gazastreifen kam diese Woche wiederholt der
       Ruf nach einer dritten Intifada und neuen Selbstmordattentaten.
       
       Auslöser der Proteste in Jerusalem war die Einweihung einer instand
       gesetzten Synagoge in der Altstadt sowie der in Ostjerusalem geplante Bau
       von 1.600 neuen Wohnungen für orthodoxe Juden. Auch
       Friedensnobelpreisträger Schimon Peres beharrte bei seinem Treffen mit
       Ashton am Donnerstag in der Präsidentenloge auf dem Recht Israels, in
       Jerusalem zu bauen. Die Politik der Städteplanung habe sich "seit 40 Jahren
       nicht verändert", meinte der israelische Staatspräsident.
       
       Schon im Vorfeld ihres Besuches hatte sich Ashton der Kritik der USA
       angeschlossen und den geplanten Siedlungsbau, der Palästinenserpräsident
       Mahmud Abbas von der Aufnahme der geplanten indirekten Verhandlungen
       abhielt, scharf kritisiert. Die EU-Außenministerin will im Anschluss an
       ihren Nahostbesuch nach Moskau reisen, wo mit Vertretern des sogenannten
       Quartetts, bestehend aus USA, EU, UN und Russland, über den
       Nahost-Friedensprozess beraten will. An den Gesprächen wird auch
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teilnehmen, bevor er am Wochenende nach
       Jerusalem und in den Gazastreifen reist.
       
       18 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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