# taz.de -- Furcht vor Systemdestabilisierung: Finanzaufsicht stoppt Leerverkäufe
       
       > Seit Dienstag Mitternacht sind ungedeckte Leerverkäufe von Staatsanleihen
       > und von Aktien mehrerer Finanzkonzerne verboten. Die Maßnahme der BaFin
       > wird auch von der FDP entschieden begrüßt.
       
 (IMG) Bild: Auch die Aktien der Postbank werden jetzt von der BaFin in Schutz genommen.
       
       FRANKFURT/MAIN apn | Zur Eindämmung der Spekulationen an den Finanzmärkten
       ist seit Mitternacht ein Verbot ungedeckter Leerverkäufe von Anleihen der
       Staaten in der Euro-Zone in Kraft. Wie die Bundesanstalt für
       Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Dienstagabend mitteilte, sind auch
       ungedeckte Leerverkäufe von Aktien mehrerer Finanzunternehmen untersagt,
       darunter die von Allianz, Commerzbank, Deutscher Bank und Postbank.
       
       Verboten wurden zudem sogenannte ungedeckte Credit Default Swaps (CDS). Die
       Verbote gälten bis Ende März nächsten Jahres und würden laufend überprüft,
       erklärte die BaFin.
       
       Sie begründete ihren Schritt mit den außergewöhnlichen Kursschwankungen bei
       Schuldtiteln von Staaten der Eurozone. Zudem hätten sich die sogenannten
       Spreads von CDS auf Kreditausfallrisiken mehrerer Staaten der Eurozone
       erheblich ausgeweitet. "Vor diesem Hintergrund hätten massive Leerverkäufe
       der betroffenen Schuldtitel und der Abschluss von ungedeckten CDS auf
       Kreditausfallrisiken der Staaten der Eurozone weitere exzessive
       Preisbewegungen zur Folge, welche zu erheblichen Nachteilen für den
       Finanzmarkt führen und die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden
       können", mahnte die Aufsichtsbehörde.
       
       Leerverkäufe sind eine der hochriskanten Strategien, die beispielsweise
       Hedgefonds verfolgen, um Gewinne sowohl in steigenden als auch fallenden
       Märkten zu erzielen. Dabei werden beispielsweise große Aktienpakete gegen
       Provision von Fondsgesellschaften oder Banken ausgeliehen und an der Börse
       verkauft. Das drückt in der Regel den Kurs. Zu den dann niedrigeren
       Bewertungen kaufen die Hedgefonds die Papiere zurück und reichen sie an
       Bank oder Fondsgesellschaft weiter.
       
       Wesentliches Element ist zudem die weitgehende Finanzierung solcher
       Geschäfte durch Kredite. Durch den so erzielten Hebel- oder Leverage-Effekt
       wird der mögliche Gewinn noch weiter erhöht. Allerdings wird so auch das
       finanzielle Risiko für die Anleger beim Scheitern der Spekulation erheblich
       vergrößert.
       
       Schon im September 2008 hatte die BaFin ungedeckte Leerverkäufe einer Reihe
       von Aktien untersagt. Dieses Verbot war aber im Februar 2010 überraschend
       wieder aufgehoben worden. Von dem neuen Verbot sind die Aktien von zehn
       Unternehmen betroffen, nämlich Aareal Bank, Allianz, Commerzbank, Deutsche
       Bank, Deutsche Börse, Deutsche Postbank, Generali Deutschland Holding,
       Hannover Rück, MLP und Münchner Rück.
       
       FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger begrüßte die Ankündigung der BaFin,
       ungedeckte Leerverkäufe auf nationaler Ebene zu verbieten. "Das findet
       ausdrücklich unsere Unterstützung", sagte sie nach einer Sitzung ihrer
       Fraktion. Alles, was im Kampf gegen hochspekulative Geschäfte national
       gemacht werden könne, müsse schnell auf den Weg gebracht werden.
       
       19 May 2010
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bundestag verbietet riskante Spekulationen: Euro-Zockerei wird eingeschränkt
       
       Aus für ungedeckte Leerverkäufe in Deutschland: Der Bundestag hat am
       Freitag ein Gesetz beschlossen, dass diese an deutschen Börsen verbietet.
       Ein nutzloser Alleingang, sagt die Opposition.
       
 (DIR) Attac-Mitglied von Larcher über Marktregulierung: "Die Politik hat sich verändert"
       
       Die Debatte um eine Regulierung des Finanzmarktes ist eine Reaktion auf den
       öffentlichen Druck, meint Attac-Finanzexperte Detlev von Larcher. Für die
       Globalisierungskritiker bleibe dennoch viel zu tun
       
 (DIR) Hedgefonds-Regulierung: Das Entsetzen der Briten
       
       80 Prozent der Hedgefonds sind in London angesiedelt, von den neuen
       EU-Regeln fürchten die Briten wirtschaftlichen Schaden. Sie mussten die
       Entscheidung zähneknirschend hinnehmen.
       
 (DIR) EU-Regeln für Hedgefonds: Kontrolle soll kommen
       
       Die EU-Finanzminister wollen die Kapitalmärkte nun stärker kontrollieren.
       Bislang hat sich auf europäischer Ebene so gut wie nichts getan