# taz.de -- Kommentar NRW: Das kleinere Übel
       
       > Die große Koalition in NRW wäre das kleinere Übel. Und vielleicht, mal
       > wieder, ein Modell für den Bund. Dort regiert im Moment das größere Übel.
       
       Die SPD in Düsseldorf hat einen sehr langen Umweg genommen, um genau dort
       zu landen, wo sie am Wahlabend schon war. Im Grunde bleibt ihr nur die
       große Koalition. Die Ampel ist gescheitert, weil Grüne und FDP sich nicht
       mögen und in der Bildungspolitik noch nicht mal Formelkompromisse möglich
       waren. Dass es so kommen würde, wussten alle, die die FDP in NRW kennen.
       
       Rot-Grün-Rot ist gescheitert, weil Kraft nicht wollte und die Grünen
       eigentlich auch kein Interesse hatten. Dass es so kommen würde, wussten
       alle, die SPD und die labile Linkspartei in NRW kennen. Auch wer sich eine
       linke Regierung wünscht, muss anerkennen: Koalitionen gehen nicht, wenn
       sich SPD und Linkspartei noch nicht mal darauf einigen können, ob draußen
       die Sonne scheint. Auch die Idee, dass Kraft Chefin einer
       Minderheitsregierung werden könnte, ist eine Seifenblase. Dafür fehlt Kraft
       alles, was erforderlich wäre: unbedingter Machtwille, Lust am Neuen,
       minimaler Respekt für die Linkspartei.
       
       Kurzum: Die SPD wirkt wie ein Boxer, der viel Wirbel gemacht hat, aber
       keinen einzigen Treffer gelandet hat. Er ist jetzt nur ein bisschen aus der
       Puste. Kraft sollte dieses Spiel beenden und akzeptieren, was geht: die
       große Koalition. Laut Gewohnheitsrecht darf die CDU auch mit hauchdünnem
       Vorsprung den Ministerpräsidenten stellen - dagegen gibt es kein
       überzeugendes Argument.
       
       Die SPD sollte Rüttgers zum Ministerpräsidenten wählen und dafür bei der
       Bildung möglichst viel egalitäre Elemente durchsetzen. Mehr ist nicht drin.
       Mit Neuwahlen oder mit einem Minderheitenkabinett zu drohen, das Kraft
       selbst nicht wollen kann, ist bloß entbehrliches taktisches Geplänkel. Die
       große Koalition in NRW wäre das kleinere Übel. Und vielleicht, mal wieder,
       ein Modell für den Bund. Dort regiert im Moment das größere Übel.
       
       11 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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