# taz.de -- Castor-Transport 2010: Vorbereitung für den Ernstfall
       
       > Während der Staat im Wendland versucht, AktivistInnen als InformantInnen
       > zu gewinnen, stimmen sich diese mit Blockadetrainings auf den
       > Castor-Transport im Herbst ein.
       
 (IMG) Bild: Blockaden in Gorleben (Castor-Transport 2008).
       
       Die hölzernen Kompostklos auf dem Camp sind neu gebaut - und zeigen die
       Erwartungen: Wo sich jetzt erst 80 Leute der Plumpsklos mit Fichtenduft
       bedienen, sollen im November rund 2.000 Menschen allein auf dieser Wiese
       zum Widerstand einkehren. Im niedersächsischen Gedelitz, unweit des
       Atommüllzwischenlagers Gorleben, haben die Vorbereitungen auf einen heißen
       Herbst begonnen. Zwischen Zirkuszelten und bunten Transparenten stimmen
       sich hier derzeit Anti-Atom-AktivistInnen mit Megafonschulungen und
       Widerstandsworkshops auf die anstehenden Proteste ein.
       
       "Das Camp ist eine direkte, praktische Vorbereitung auf die
       Castor-Blockaden im November", sagt Jürgen Fahrenkrug von der Initiative
       X-tausendmal quer, die noch bis zum Sonntag das Anti-Atom-Camp betreut. Und
       wenn die AtomkraftgegnerInnen halten wollen, was sie versprechen, dann ist
       viel Vorbereitung vonnöten. Denn die Anti-Atom-AktivistInnen mobilisieren
       zu zahlreichen Terminen in den kommenden Monaten.
       
       Für den 18. September, wenn in Berlin die Verhandlungen über die
       Laufzeitverlängerungen in der heißen Phase sein werden, rufen
       Anti-Atom-Gruppen zu einer bundesweiten Großdemonstration in Berlin auf.
       Für November wird im Wendland ein weiterer Castortransport ins
       Zwischenlager Gorleben erwartet - mit bis zu 10.000 Teilnehmern an
       Sitzblockaden und Straßenprotesten wird gerechnet.
       
       Zugleich steht in Gorleben die Weitererkundung des Endlagerbergwerks an,
       nachdem Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) im März entschieden hat,
       das Moratorium nach zehn Jahren aufzuheben. Für den Tag, an dem der
       Bescheid erteilt wird, ruft das "Untergrundamt der Freien Republik
       Wendland" zu einer eintägigen Wendlandblockade auf. Im gesamten Landkreis
       Lüchow-Dannenberg soll dann an einem Samstag der Straßenverkehr zum
       Erliegen kommen. Daneben soll am 23. Oktober ein bundesweiter Aktionstag
       gegen Atomtransporte entlang der möglichen Castortransportstrecken zu den
       Atommüllzwischenlager Ahaus, Greifswald und Gorleben stattfinden. Große
       Pläne für den Widerstandsherbst.
       
       Unterdessen hat der Ermittlungsausschuss (EA) Gorleben, ein
       Rechtshilfebündnis für von Polizeimaßnahmen betroffene
       Anti-Atom-AktivistInnen, darauf hingewiesen, dass derzeit offenbar gezielt
       AktivistInnen aus der Anti-Atom-Szene als InformantInnen für Polizei- und
       Sicherheitsmaßnahmen gewonnen werden sollen. So berichtet der EA von dem
       Versuch, eine Frau aus dem Umfeld der Bürgerinitiative (BI)
       Lüchow-Dannenberg dafür anzuwerben, Informationen über Pläne und Strategien
       der Widerstandsbewegung preiszugeben.
       
       Ein Mann, der sich als Mitarbeiter des Bundeskriminalamts ausgewiesen haben
       soll, habe sich nach der Beteiligung antifaschistischer Gruppen und dem
       Gewaltpotenzial der Bäuerlichen Notgemeinschaft erkundigt und dafür Geld
       geboten. Die Frau aus dem Umfeld der BI habe eine Zusammenarbeit abgelehnt.
       
       Gegenüber der taz dementierte das Bundeskriminalamt (BKA) naturgemäß,
       derartig tätig geworden zu sein. "Wir unternehmen prinzipiell keine
       derartigen Anwerbeversuche", sagte ein Sprecher. Ob das BKA Anzeige wegen
       Fälschung eines BKA-Ausweises erstattet habe, wollte der Sprecher nicht
       kommentieren.
       
       13 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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