# taz.de -- Termin für Transport steht fest: Der Castor kommt, der Castor kommt!
       
       > Der Termin für den Castor-Transport rückt näher: Am 5. November soll er
       > vom französischen La Hague aus ins Wendland starten. Das rüstet sich für
       > den 6. November – mit Demo und Aktionen.
       
 (IMG) Bild: Bahngleise bei Hitzacker. Aktion von Anti-Atom-Aktivisten im Jahr 2006.
       
       Bereits seit Monaten mobilisieren Anti-Atom-Gruppen und Umweltverbände,
       Parteien und Gewerkschaften für den Tag X. Jetzt steht er fest: Wie die
       [1][Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg] mitteilt, soll der nächste
       Atommülltransport nach Gorleben am 5. November im französischen La Hague
       starten. Für den 6. November planen zahlreiche Gruppen eine bundesweite
       Großdemonstration im niedersächsischen Örtchen Dannenberg. Sie wollen sich
       dem Castor-Transport aktiv widersetzen.
       
       Der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke, sagte: "Gorleben ist
       schon lange kein regionales Problem mehr, hier manifestiert sich die
       verfahrene Atompolitik von Schwarz-Gelb. Sie produziert nur Müll, von dem
       am Ende keiner weiß, wohin." Der taz sagte Ehmke: "Jeder weiß, dass die
       Laufzeitverlängerungen dem Ausbau der regenerativen Energien im Wege
       stehen." Deshalb würden die Castor-Proteste im Wendland eine
       General-Abrechnung in Sachen Energiepolitik "Das wird die größte
       Anti-Atom-Manifestation, die das Wendland je erlebt hat".
       
       Die Anti-Atom-AktivistInnen rechnen mit tausenden Menschen, die im November
       gegen den Castor-Transport im Wendland protestieren. Die Initiative
       [2][//www.x-tausendmalquer.de/:X-tausendmal quer] plant massenhafte
       Sitzblockaden, zahlreiche Initiativen, Parteien und Verbände rufen auf -
       und ein breites Bündnis linker Gruppen will mit der Kampagne [3]["Castor
       schottern"] zu hunderten die Gleisbetten stürmen und den Schienenbetten
       kollektiv das Fundament entziehen.
       
       Zuletzt hatte auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Atompolitik der
       Bundesregierung [4][deutlich kritisiert]. "Die Polizei wird zunehmend als
       Puffer zwischen Politik und Gesellschaft missbraucht", sagte der
       GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg. "Die Atompolitik ist das jüngste Beispiel
       dafür, wie sehr sich die Politik von Bürgerinnen und Bürgern abzusetzen
       scheint. Die Verlässlichkeit in politische Entscheidungen scheint einer
       sich an tagesaktuellen Ereignissen orientierenden Beliebigkeit und einer zu
       großen Nähe zur Wirtschaftslobby gewichen zu sein", hatte der
       Polizistensprecher gesagt. Der bevorstehende Atommülltransport im November
       werde die Polizei mit erhöhtem Protestaufkommen konfrontieren, laut
       Freiberg könnte die Atompolitik der Bundesregierung die Polizei gar "an
       ihre Belastungsgrenzen" bringen.
       
       Dass die Proteste tatsächlich einen neuen Höhepunkt markieren könnten,
       darauf deutet vieles hin. In den letzten Jahren hatte der Widerstand gegen
       die Atom-Politik kontinuierlich neuen Zulauf bekommen. Vor den
       Bundestagswahlen demonstrierten 50.000 Menschen im September 2009 in Berlin
       gegen die schwarz-gelben Atompläne. Im April beteiligten sich 120.000
       Menschen an einer Menschenkette gegen Atomkraft. Und für den kommenden
       Samstag (18. September) ist eine bundesweite Großdemonstration gegen die
       aktuellen Beschlüsse der schwarz-gelben Regierung geplant, die die
       Restlaufzeiten der Atomkraftwerke massiv ausweiten will. Aus allen Teilen
       Deutschlands werden Busse und Sonderzüge erwartet.
       
       Kritik an dieser Atompolitik der Regierung kam am Donnerstag erneut von den
       atompolitischen Sprecherinnen der Oppositions-Fraktionen. Bundeskanzlerin
       Angela Merkel (CDU) und Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) vollstreckten
       mit der Erkundungslüge in Gorleben die Interessen der Energieriesen,
       teilten die Sprecherinnen von SPD, Grünen und Linken in einer gemeinsamen
       Erklärung mit. Die Bundesregierung brauche den maroden Salzstock im
       niedersächsischen Gorleben als Entsorgungsnachweis für die
       Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke. Dabei sei Gorleben als Endlager
       politisch und wissenschaftlich verbrannt.
       
       Der Anti-Atom-Protest richtet sich einerseits gegen die Nutzung von
       Atomkraft generell, aber auch gegen den Standort Gorleben im besonderen.
       Nach einem zehnjährigen Erkundungsstopp will die Bundesregierung die
       Erforschung des Salzstocks ab Oktober wieder aufnehmen. Es gibt zahlreiche
       Hinweise dafür, dass die Wahl des Standorts mehr aus politischen als aus
       wissenschaftlichen Gründe erfolgte. Derzeit strahlen in dem oberirdischen
       Zwischenlager in Gorleben 90 Castor-Behälter in einer großen Lagerhalle vor
       sich hin. Bei der Erkundung des mögliche Endlagers geht es um einen
       Salzstock in unmittelbarer Nähe, in dem bislang noch kein Atommüll versenkt
       wurde.
       
       Am heutigen Donnerstag besichtigt der Bundestags-Untersuchungsausschuss
       dieses mögliche Atommülllager. Angesichts des aufgeheizten Streits über den
       Atomkompromiss der Regierung hat sich die Polizei darauf vorbereitet,
       mögliche Störungen von Atomkraftgegnern zu verhindern.
       
       Kritik an dem Vorhaben, weiter Atommüll in Gorleben zu bunkern, kommt auch
       aus der Kirche. Der Endlagerbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, der
       Pastor Eckhard Kruse aus Gartow, sagte: "Sollte die Bundesregierung ihre
       Pläne zur Enteignung wahr machen, werden wir juristisch dagegen vorgehen."
       Gartow gehört zu den vier Kirchengemeinden, die Salzrechte in Gorleben
       besitzen. Der stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen habe die
       Unterstützung der Landeskirche zugesagt.
       
       Der größte Grundbesitzer, Andreas Graf von Bernstorff, und die vier
       Kirchengemeinden sollten bereits Anfang der 1990er Jahre enteignet werden,
       sagte Kruse. Damals sei die Bundesregierung gescheitert. "Wir werden
       weiteren Erkundungen erst zustimmen, wenn die Bedingungen der Kirche
       erfüllt werden." Dazu gehöre eine ergebnisoffene Suche nach alternativen
       Standorten.
       
       Sorge bereite ihm, dass 2015 zahlreiche Pachtverträge von Kleinbauern
       auslaufen, die in den 1980er Jahren Erkundungen auf ihrem Grund zugestimmt
       hatten, betonte der Pastor. Viele hätten das Vertrauen in die
       Bundesregierung verloren und wollten die Verträge nicht verlängern. "Doch
       sie haben nicht die gleichen juristischen Möglichkeiten wie die Kirche."
       
       16 Sep 2010
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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