# taz.de -- Nahost-Friedensverhandlungen in Gefahr: Das Siedler-Spiel geht weiter
       
       > Die Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern drohen zu platzen, da
       > Israel am Sonntag den Baustopp für die Siedlungen auslaufen ließ. Die USA
       > versuchen, ein Debakel zu verhindern.
       
 (IMG) Bild: Frenetischer Jubel: Bei einer Kundgebung in der Siedlung Revava südlich von Nablus wurden die letzten Sekunden bis zum Ende des Moratiums gerade runtergezählt.
       
       JERUSALEM afp | Nicht einmal vier Wochen nach Beginn der
       Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern stehen diese
       wieder auf der Kippe: Ungeachtet internationalen Drucks [1][ließ Israel in
       der Nacht zum Montag den Baustopp für jüdische Siedlungen im Westjordanland
       auslaufen]. Die Palästinenser hatten zuvor gedroht, in diesem Fall aus den
       Friedensverhandlungen auszusteigen.
       
       Mit Ablauf des vor zehn Monaten verhängten Bau-Moratoriums rief Israels
       Regierungschef Benjamin Netanjahu Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zur
       Fortsetzung der Friedensverhandlungen auf. "Ich fordere Präsident Abbas
       auf, die guten und ehrlichen Gespräche, die wir begonnen haben,
       fortzusetzen, um ein historisches Friedensabkommen zwischen unseren beiden
       Völkern zu erreichen", sagte Netanjahu.
       
       Abbas seinerseits verlangte von Netanjahu einen sofortigen neuen Baustopp.
       Dies sei die einzige Möglichkeit, zum Frieden zu gelangen, sagte ein
       Sprecher des Präsidenten in Paris. Abbas wolle die Verhandlungen
       fortsetzen. "Aber Netanjahu muss die Entscheidung treffen, die Siedlungen
       einzufrieren, um eine angemessene Atmosphäre zur Fortsetzung der
       Friedensgespräche zu schaffen", sagte der Sprecher am Rande eines
       Abbas-Besuches in der französischen Hauptstadt.
       
       Die Bauaktivitäten sind der größte Streitpunkt bei den erst Anfang
       September wieder aufgenommenen direkten Friedensgesprächen. Der befristete
       Baustopp war im November 2009 von Israel angeordnet worden. Die
       Palästinenser hatten vehement eine Verlängerung des Moratoriums gefordert
       und mit einem Ausstieg aus den Friedensgesprächen gedroht. Allerdings
       scheint Abbas nicht sofort entscheiden zu wollen: Er hatte am Sonntag
       angekündigt, dass auf seine Bitte hin die Arabische Liga am 4. Oktober in
       Kairo über das Thema beraten werde.
       
       Auch die USA hatten in den vergangenen Tagen Israel zu einer Verlängerung
       des Baustopps gedrängt. Diese Forderung wiederholte Außenamtssprecher
       Philip Crowley nach Ablauf des Moratoriums: "Unsere Position zum
       Siedlungsbau hat sich nicht geändert." Crowley äußerte die Hoffnung, dass
       die Friedensgespräche weitergehen. Ziel sei es weiterhin, die Verhandlungen
       in Richtung eines Friedensvertrages voranzutreiben. "Wir bleiben in engen
       Kontakt mit beiden Seiten und werden uns mit ihnen in den kommenden Tagen
       erneut treffen."
       
       Crowley zufolge gab es im Laufe des Sonntags intensive politische
       Bemühungen um den Friedensprozess. So habe US-Außenministerin Hillary
       Clinton mit Netanjahu telefoniert. Zudem hätten US-Vertreter in New York
       mit dem palästinensischen Unterhändler Saeb Erekat gesprochen.
       
       In den jüdischen Siedlungen wurde das Ende des Baustopps teils frenetisch
       gefeiert. So versammelten sich in Rewawa im Norden des Westjordanlandes
       etwa 2000 Siedler und zählten lautstark die Sekunden bis zum Ende des
       Baustopps herunter. In der nahegelegenen Siedlung Kirjat Netafim war
       bereits am Sonntag demonstrativ der Grundstein für eine Kinderkrippe gelegt
       worden.
       
       In der Nähe von Hebron wurde derweil ein israelisches Auto beschossen,
       vermutlich von palästinensischen Schützen. Dabei seien zwei Israelis leicht
       verletzt worden, unter ihnen eine schwangere Frau, teilte die israelische
       Armee mit. Die im neunten Monat schwangere Frau wurde laut Medienberichten
       in ein israelisches Krankenhaus gebracht, ihr Baby kam per Kaiserschnitt
       zur Welt.
       
       27 Sep 2010
       
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