# taz.de -- Sparkurs in Großbritannien: Weniger Geld für Verteidigung
       
       > Regierungschef David Cameron kündigt drastische Einsparungen bis zum Jahr
       > 2015 an. Die Entscheidung über Erneuerung der Atom-U-Boote wird zunächst
       > vertagt.
       
 (IMG) Bild: Wegen des Rekorddefizits unter einem enormen Sparzwang: Premierminister Cameron.
       
       DUBLIN taz | Großbritannien bleibt eine führende Militärmacht. Das
       versicherte der britische Premierminister David Cameron. Gleichzeitig
       kündigte er drastische Kürzungen des Verteidigungshaushalts an. So werden
       der Flugzeugträger "HMS Ark Royal" und seine Kampfflugzeugflotte umgehend
       ausgemustert. Dadurch werden 750 Millionen Pfund bis 2015 eingespart.
       
       Einen Ersatz wird es erst in zehn Jahren geben: Der neue Flugzeugträger
       "Prince of Wales" kostet 5,2 Milliarden Pfund und ist so konzipiert, dass
       er auch von französischen und US-Kampfflugzeugen genutzt werden kann. Ein
       zweites neues Schiff, die "Queen Elizabeth", wird nur von 2016 bis 2019 als
       Hubschrauberträger im Einsatz sein. Danach wird sie eingemottet oder
       verkauft.
       
       Cameron sagte, das sei eine der schwierigsten Entscheidungen gewesen, die
       er zu treffen hatte. Aber sie werde vom gesamten Kabinett getragen. "Die
       Landesverteidigung ist die erste Pflicht einer jeden Regierung", sagte er,
       "und ich als Premierminister nehme diese Pflicht unglaublich ernst."
       
       Die Regierung steht wegen des britischen Rekorddefizits unter einem enormen
       Sparzwang. Mit der "strategischen Verteidigungs- und Sicherheitsprüfung",
       die der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sollen bis 2015 rund 8 Prozent
       des Verteidigungsbudgets, das 37 Milliarden Pfund beträgt, eingespart
       werden. Außerdem muss das Verteidigungsministerium seinen
       Ausgabenüberschuss in Höhe von 38 Milliarden Pfund angehen.
       
       In dem gemeinsamen Strategiepapier der Koalition aus Tories und den
       Liberalen Demokraten heißt es: "In dieser Strategie geht es darum,
       Großbritannien für das neue Zeitalter der Unsicherheit richtig
       aufzustellen, indem wir die Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen, richtig
       bemessen und uns auf den Umgang mit ihnen vorbereiten." Nach al-Qaida
       stehen Cyber-Angriffe auf der Gefahrenliste an zweiter Stelle. Danach
       folgen Naturkatastrophen und erst an vierter Stelle die klassischen
       Militärkonflikte.
       
       Die Atom-U-Boote sind zwar offiziell nicht Teil der Strategiereform, aber
       Cameron kündigte an, die Entscheidung über die rund 20 Milliarden Pfund
       teure Erneuerung der Flotte bis nach den Wahlen im Mai 2015 zu verschieben.
       Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Tories und den Liberalen
       Demokraten wurde das Thema ausgespart, weil man sich nicht einigen konnte.
       
       Die Flotte umfasst vier U-Boote, von denen Trident-Atomraketen abgefeuert
       werden können. Mindestens eins der U-Boote ist ständig auf den Meeren
       unterwegs. Das erste der vier U-Boote soll 2022 ausgemustert werden. Die
       Konstruktion eines neuen Bootes wird wohl erst Mitte der zwanziger Jahre
       beginnen, so dass es 2028 einsatzbereit sein wird.
       
       Stattdessen soll nun ein siebtes Jagd-U-Boot der Astute-Klasse, das Cruise
       Missiles tragen kann, in der Werft von Barrow-in-Furness in der Grafschaft
       Cumbria gebaut werden. Damit wollen die Verantwortlichen erreichen, dass
       die Leute beschäftigt bleiben und vor allem hochqualifizierte Ingenieure
       nicht abwandern. Bereits im Frühjahr hatte die Konstruktionsfirma BAE
       Systems 230 Arbeitsplätze in Barrow gestrichen.
       
       19 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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