# taz.de -- Britische Banken nach Expertenbericht: "Die Manager dürften zufrieden sein"
       
       > Bei den britischen Banken bleibt das meiste wie bisher. 10 Prozent
       > Liquiditätsreserven müssen sie in Zukunft vorhalten. Die Banken sind
       > zufrieden - die Börse auch.
       
 (IMG) Bild: Londoner Bankenviertel. Dort dürfte man nach dem Expertenbericht eher gefeiert haben.
       
       DUBLIN taz | Keine tiefen Einschnitte bei den britischen Banken. Der mit
       Spannung erwartete Zwischenbericht einer unabhängigen Expertenkommission,
       der am Montagfrüh um sieben Uhr veröffentlicht wurde, verlangt von ihnen
       keine allzu großen Opfer.
       
       Die Kommission unter Leitung des ehemaligen Notenbankers John Vickers
       schlägt vor, zum Schutz der Sparer das Filialgeschäft und das
       Investmentbanking in getrennten Tochterfirmen zu führen. Eine komplette
       Trennung, wie sie Wirtschaftsminister Vince Cable von den Liberalen
       Demokraten noch im Wahlkampf gefordert hatte, sieht sie nicht vor.
       
       Vickers empfiehlt, dass die teilverstaatlichte Bank Lloyds mehr Filialen
       als geplant verkauft. Die Europäische Union hatte das Institut gedrängt,
       sich von 600 Zweigstellen zu trennen. Die gute Nachricht für Lloyds ist,
       dass die Übernahme des Konkurrenten HBOS nun endgültig durch ist. Zwar
       kritisiert Vickers die damalige Labour-Regierung, die 2008 eigens die
       Wettbewerbsregeln änderte, um das Zusammengehen zu ermöglichen. Aber das
       seien "nun mal die Fakten", heißt es in dem 208 Seiten umfassenden Bericht:
       "Deshalb erscheint es uns nicht vernünftig, diese Fusion rückgängig zu
       machen."
       
       Vickers stellt fest, dass der Wettbewerb auch vor der Fusion nicht groß
       war. Die fünf größten Banken halten 87 Prozent aller Girokonten, der Anteil
       von Lloyds beträgt 30 Prozent. Ein Bankenwechsel soll nun einfacher werden.
       Außerdem soll die Bank Northern Rock, die 2008 mit der Verstaatlichung vor
       dem Bankrott bewahrt wurde, die von Lloyds abzustoßenden Filialen
       übernehmen, um den Wettbewerb zu stimulieren.
       
       ## Spareinlagen schützen
       
       Darüber hinaus verlangt Vickers, dass Filialbanken 10 Prozent
       Liquiditätsreserven zurückhalten müssen, um die Spareinlagen zu schützen.
       Das sollte auch international die Regel für systemrelevante Banken sein, so
       der Kommissionsleiter. Der Baseler Ausschuss der internationalen
       Bankenregulierer will im November darüber entscheiden.
       
       Dass die Banken glimpflich davongekommen sind, spiegelt sich in der
       Reaktion der Börse: Eine Stunde nach Veröffentlichung des Berichts stiegen
       die Aktien von Barclays und der Royal Bank of Scotland um rund 3 Prozent.
       Im Vorfeld hatten Großbanken gedroht, in die USA oder nach Hongkong
       abzuwandern, sollten die Auflagen zu streng sein. Davon ist nun keine Rede.
       
       "Die britischen Banken haben seit Beginn der globalen Krise bereits einen
       bedeutenden Wandel durchgemacht", lamentierte der Verband britischer Banken
       dennoch. "Sie haben ihr Kapital und ihre Liquiditätsreserven erhöht und
       Lösungspläne entwickelt, um Sparer zu schützen und den Finanzfluss zu
       sichern, sollte eine Bank in Schwierigkeiten geraten."
       
       ## Öffentlich wird gejammert
       
       Analyst Bruce Packard von der Londoner Investmentbank Seymour Pierce sagte
       hingegen: "Obwohl sie öffentlich jammern, dürften die Bankmanager ziemlich
       zufrieden sein, denn sie dürfen auch weiterhin Kapital von ihrem
       Filialgeschäft ins Investmentgeschäft transferieren."
       
       Sein Kollege Keith Bowman von den Börsenmaklern Hargreaves Lansdown sagte:
       "Aus der Perspektive des durchschnittlichen Kunden scheint dieser
       Zwischenbericht recht enttäuschend zu sein. Die verlangte Aufstockung des
       Finanzpolsters wird wahrscheinlich durch erhöhte Gebühren finanziert
       werden, und von einer Phalanx neuer Banken zur Verstärkung des Wettbewerbs
       sind wir noch meilenweit entfernt."
       
       David Fleming von der Gewerkschaft Unite fügte hinzu: "Wir haben viel zu
       lange auf die Empfehlungen für eine Bankenreform warten müssen. Und nun, da
       sie vorliegen, fummeln sie nur am Rand herum." Damit sei die Chance
       verpasst, "die Kunden vor der Gier der Großbanken zu schützen, die diese
       Katastrophe für unsere Wirtschaft herbeigeführt hat". Der endgültige
       Bericht der Expertenkommission wird im September vorgelegt. Die Regierung
       ist nicht an die Empfehlungen gebunden.
       
       11 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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