# taz.de -- Klaus Wowereit bedrängt Renate Künast: SPD will Künast nach Berlin holen
       
       > Demonstrativ gelassen reagiert die SPD auf die grüne Herausforderin
       > Renate Künast. Wowereit schmäht sie als "Kandidatin mit Rückfahrkarte in
       > die Bundespolitik"
       
 (IMG) Bild: Renmate Künast tritt gegen Klaus Wowereit an
       
       Nervosität, Unruhe, Angstschweiß gar? Nichts von alledem, lautete am
       Donnerstag die Botschaft bei der Berliner SPD. Nach der Entscheidung von
       Renate Künast, den Sessel der grünen Fraktionschefin im Bundestag gegen den
       Chefsessel im Roten Rathaus tauschen zu wollen, bläst Amtsinhaber Klaus
       Wowereit zum Gegenangriff. Die Berliner Grünen könnten "personelle
       Verstärkung gut gebrauchen", so Wowereit. Insofern wäre Künasts Kandidatur
       zu begrüßen.
       
       Doch insbesondere deren Absicht, nur als Regierende Bürgermeisterin auch
       nach der Wahl in der Berliner Landespolitik zu bleiben, bietet der SPD eine
       Steilvorlage. Wowereit forderte Künast deshalb auf, "ohne Wenn und Aber"
       zur Wahl am 18. September 2011 anzutreten. Eine "Kandidatur mit
       Rückfahrkarte in die Bundespolitik", die sie sich anscheinend offenhalte,
       schade der Stadt.
       
       Ähnlich äußerte sich Michael Müller. Es gehe nicht darum, "wo findet Frau
       Künast die bessere Jobperspektive, auf Bundes- oder Landesebene", sagte der
       SPD-Landes- und Fraktionschef. Vielmehr müssten die Probleme auf Berliner
       Ebene angegangen werden. Zuvor hat der Tagesspiegel unter Hinweis auf
       Parteikreise gemeldet, Künast wolle bei ihrer Kandidatenrede deutlich
       machen, dass sie weder als Oppositionschefin im Abgeordnetenhaus noch als
       Senatorin zur Verfügung stehe.
       
       Bei den Berliner Sozialdemokraten konzentriert sich derzeit alles auf den
       Samstag. Dann trifft sich in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen
       beim Bund der Berliner Landesvorstand zu einer Klausursitzung. Obwohl der
       Termin lange Zeit feststand, ist der Tagungsort nicht frei von Symbolik. In
       NRW regiert eine rot-grüne Koalition unter Führung der
       SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. In Berlin wäre nach jüngsten
       Umfragen die SPD nur Juniorpartner. Doch darüber möchte die Partei derzeit
       nicht spekulieren. Koalitionsfragen würden erst nach der Wahl beantwortet,
       so Michael Müller.
       
       Auf der Klausurtagung am Samstag steht als einziger Programmpunkt das
       Wahlprogramm der Sozialdemokraten auf der Tagesordnung. "Dass Renate Künast
       kandidiert, war ohnehin absehbar", sagt die Abgeordnete Ülker Radziwill,
       die als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Migration ebenfalls dem
       Landesvorstand angehört. Für Radziwll steht deshalb die Konzentration auf
       Sachthemen im Vordergrund. "Die Grünen versprechen vielen vieles, das ist
       nicht zu finanzieren." Die SPD werde sich dagegen auf die Themen Bildung,
       soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Kompetenz konzentrieren, so
       Radziwill.
       
       Auf der Klausur wird nach Angaben der Berliner SPD-Sprecherin Daniela
       Augenstein auch der Fahrplan für das Wahlprogramm besprochen. "Im Januar
       wird es einen ersten Entwurf geben, im Mai wird dann auf einem
       Landesparteitag das Programm beschlossen und der Spitzenkandidat Klaus
       Wowereit gekürt." Die Wahlprogrammkommission wird die Staatssekretärin der
       Bauverwaltung, Hella Dunger-Löper, koordinieren.
       
       Die nächsten Termine des Duells Wowereit - Künast stehen auch schon fest.
       Die Herausforderin tritt am Mittwoch bei der IHK auf. Ihr Thema: "Green
       Economy". Klaus Wowereit kommt bereits am Sonntag zu einer "Ideenkonferenz"
       der SPD. Das Thema dort: "Verantwortung für das Gemeinwesen".
       
       21 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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