# taz.de -- Kommentar Sarkozys Regierungsumbildung: Abgang der "Kleenex-Minister"
       
       > Sarkozy ließ Minister fallen, die er der politischen Linken und Mitte
       > abgeworben hatte. Er hat sie wie ein Papiertaschentuch nur einmal
       > gebraucht und weggeworfen.
       
 (IMG) Bild: Weiter, immer weiter! Nicolas Sarkozy.
       
       Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner fühlte sich schon lange nicht
       mehr wohl in dieser Regierung, die auf Wunsch von Präsident Nicolas Sarkozy
       in der Immigrations- und Sicherheitspolitik eine scharfe Rechtswende
       vornahm. Als ehemaligem Mitbegründer der humanitären Organisation Ärzte
       ohne Grenzen waren Kouchner die Angriffe auf die Roma zuwider. Doch es war
       dem Exsozialisten nicht einmal vergönnt, zu seiner Ehrenrettung selbst den
       Rücktritt einzureichen. Er wurde mit anderen Symbolfiguren für Sarkozys
       Politik der "Öffnung" jetzt einfach sang- und klanglos von der Liste der
       Regierungsmitglieder gestrichen.
       
       Mit Kouchner ließ Sarkozy auch Fadela Amara und Jean-Marie Bockel fallen,
       die er 2007 triumphierend der politischen Linken abgeworben hatte. Zusammen
       mit mehreren bisherigen Vertretern der bürgerlichen Mitte und der
       sogenannten sichtbaren Minderheiten, wie der Schwarzen Rama Yade, haben sie
       ihre Funktion erfüllt. "Kleenex-Minister" nennt man sie in Frankreich, weil
       man sie wie ein Papiertaschentuch nur einmal gebraucht und dann wegwirft -
       ohne ihnen auch nur eine Krokodilsträne nachzuweinen.
       
       Konnten sie wirklich etwas anderes erwarten von einem Präsidenten, den ganz
       offensichtlich nur noch die Wiederwahl in anderthalb Jahren interessiert?
       Die Zeiten, da Sarkozy mit der Nominierung ehemaliger Gegner selbstsicher
       mit der Opposition Katz und Maus spielte, sind vorbei. Seine neue Regierung
       ist ein Team von absolut linientreuen Mitarbeitern für seine
       Präsidentschaftskampagne 2012.
       
       Politisch schillernde, aber letztlich unberechenbare "Joker" wie Jean-Louis
       Borloo, ein Vertreter der bürgerlichen Mitte, oder Überläufer von links wie
       Kouchner, Bockel und Amara waren für Sarkozy ohnehin nur politische
       Garnitur. Mit der Krise sind sie für den Präsidenten, der sich mehr
       Bewegungsfreiheit verschaffen will, zum störenden Ballast geworden. Ihr
       Beispiel sollte politischen Opportunisten in Frankreich eine Lehre sein.
       
       15 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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