# taz.de -- Bewegungssteuerung Kinect im Test: Wie die Wii, nur mit Möbelrücken
       
       > Microsofts lang erwartete Bewegungssteuerung für die Spielkonsole Xbox
       > ist da. Sie soll den Spieler runter vom Sofa holen. Das Gerät ist
       > interessant, hat aber noch Macken.
       
 (IMG) Bild: Hampeln vor der Glotze mit Kinect.
       
       Ist das die Zukunft des Spielens? Wenn man Microsofts Demonstrationsfilme
       zur damals noch "Project Natal" genannten [1][Kinect:Bewegungssteuerung
       ansah,] konnte man meinen, hier beginnt eine neue Welt: Der Körper des
       Spielers wird von einer Infrarot-3D-Kamera vollständig erfasst und so
       selbst zum Controller. Hinzu sollte eine Spracherkennungssoftware kommen,
       mit der Spiele und Konsole bedient werden können.
       
       Nun ist Kinect endlich verfügbar - nach langer Wartezeit. Was kann das
       Gerät wirklich? Zunächst hat der Spieler die Qual der Wahl, wie er an
       Kinect herankommt. Als Besitzer einer älteren Xbox kann er das Zusatzgerät
       kaufen, das mit 150 Euro nicht gerade billig ist. Alternativ bietet
       Microsoft verschiedene Bündel an, die die Konsole und Kinect enthalten. Der
       Vorteil ist, dass weniger Kabelsalat anfällt, weil die neue, flachere Xbox
       über einen Direktanschluss des Kinect-Sensors ohne Netzteil verfügt.
       
       Einmal angeschlossen, muss sich der Spieler nach einigen Software-Updates
       zunächst auf einen Kalibrierungsdurchgang einstellen. Dabei wird klar, dass
       Kinect viel Platz im Raum benötigt - als ideale Entfernung gelten 1 Meter
       80, was in vielen Wohnzimmern ein Problem darstellen dürfte. Sonst kann die
       Erkennungsleistung leiden, notfalls müssen Möbel gerückt werden. Wer zu
       zweit spielen will, braucht noch mehr Abstand, erst dann kann das Gerät
       Personen unterscheiden.
       
       Nach der Kalibrierung darf man die Bedienoberfläche ausprobieren. Mit einer
       Hand geht das erstaunlich einfach, man bewegt sie auf eine der
       Schaltflächen, wartet kurz und löst damit die Steuerung aus. Es kann
       passieren, dass Kinect einen Spieler zwischenzeitlich "vergisst". Kein
       Problem, muss man dann einfach nur kurz winken.
       
       Zum Test stand uns eine Auswahl der aktuell im Handel erhältlichen
       Kinect-Titel zur Verfügung - sie kosten zwischen 35 und 45 Euro. Das auf
       Kinect abgestimmte Spiele-Angebot ist derzeit übersichtlich, die Qualität
       schwankt deutlich. "Kinect Adventures", das dem Kinect-Modul kostenlos
       beiliegt, gibt die Richtung vor. Man kämpft sich mit vollem Körpereinsatz
       durch verschiedene Games, in denen Bälle abgewehrt, mit einem Schlauchboot
       durch Flüsse gejaget oder virtuelle "Löcher" in einem Unterwasseraquarium
       gestopft werden müssen. Das macht mal mehr, mal weniger Spaß, lehrt aber
       auf alle Fälle die Grundlagen für die Bedienung von Kinect.
       
       Das gerät erkennt den Körper samt größerer Gliedmaßnahmen zwar recht gut,
       manche Feinheit bedarf aber noch einer Nachbesserung. So weiß Kinect zwar,
       wo sich ein Arm und eine Hand befindet, kann aber zwischen einzelnen
       Fingern oder Drehbewegungen der Hand kaum unterscheiden - hier ist Sonys
       Playstation-Move-Controller besser. Neben "Kinect Adventures" überzeugt
       auch die Sportspielesammlung "Kinect Sports" sowie der Tanztitel "Dance
       Central". So manches Mal spielt es sich besser als auf Nintendos Wii.
       
       Das Wrestling-Spiel "Fighters Uncaged" (Ubisoft), bei dem der Gegner die
       ausgeteilten Schläge nur indirekt abbekommt, lohnt sich weniger; Segas
       "Sonic Free Riders", bei dem man auf einer Art Hoverbrett gegen andere
       Videospielehelden antritt, umso mehr. Microsofts "Joy Ride" ist nicht immer
       ein Vergnügen. Der Renntitel lässt den Spieler ein virtuelles Lenkrad in
       die Hand nehmen, das in der Luft gedreht werden kann. Andere
       Steuerfunktionen fehlen leider.
       
       Interessanter sind die Fitnesstitel "Your Shape" (Ubisoft) und "Sports
       Active 2" (EA). Beide offerieren dem Spieler die Möglichkeit, dank Kinect
       realitätsnahe Übungen durchzuführen. Das mit 90 Euro recht teure "Sports
       Active 2" bringt dazu einen Pulsmesser und ein leider ziemlich
       geruchsintensives Gummiband für Übungen mit. Das absolvierbare Programm hat
       einen großen Umfang, inklusive Gesundheitstipps.
       
       Die bislang erhältlichen Spiele stellen nur einen Einstieg in die
       Möglichkeiten von Kinect dar. Die Spielehersteller probieren viel aus und
       doch ähneln sich die Titel. Das liegt auch daran, dass Kinect noch ein
       wenig das Feingefühl fehlt. Kann man auf einer Wii dank Wiimote
       beispielsweise virtuelle Schwertkämpfe führen oder Tischtennisschläger zum
       Schmettern umdrehen, ist Kinect dafür noch zu ungenau.
       
       Bis Besserung eintritt, kann man sich über eine Fotofunktion freuen, die
       bei "Kinect Adventures" die peinlichsten Bewegungen automatisch aufnimmt
       und auf Wunsch mit anderen Spielern teilt.
       
       30 Nov 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.xbox.com/de-de/kinect
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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