# taz.de -- Prozess gegen Wettermoderator: Ein Kachelmann, zwei arbeitslose Anwälte
> Jörg Kachelmann hat sich überraschend von seinen zwei Wahlverteidigern
> getrennt. Wer wem das Vertrauen entzogen hat, ist in einem Fall noch
> unklar. Der Prozess geht am Mittwoch weiter.
(IMG) Bild: Da waren sie noch vereint: Jörg Kachelmann mit seinen Ex-Anwälten Reinhard Birkenstock (l.) and Klaus Schroth.
KARLSRUHE dpa/dapd/taz | Der Wettermoderator Jörg Kachelmann hat sich in
seinem Vergewaltigungsprozess auch von seinem zweiten Wahlverteidiger Klaus
Schroth getrennt. Kachelmann habe ihn am Montag per E-Mail informiert,
bestätigte Schroth.
"Er hat mir gedankt für meine Arbeit und hat gesagt, dass er einen neuen
Verteidiger hat." Kachelmann habe die Entscheidung nicht weiter begründet.
"Natürlich war das überraschend", sagte Schroth.
Am Montag war überraschend bekanntgeworden, dass Hauptverteidiger Reinhard
Birkenstock aus Kachelmanns Anwaltsteam ausscheidet. Ob hinter dem
Verteidigerwechsel persönliche oder prozessuale Gründe stecken, ist bisher
unbekannt.
Schroth sagte, Kachelmann habe angekündigt, dass er sich mit ihm noch in
Verbindung setzen werde. "Ich habe keinen Grund, Herrn Kachelmann böse zu
sein." Schroth war von Birkenstock zunächst bei der Einlegung der
Haftbeschwerde hinzugezogen worden; beide hatten eine Aufhebung des
Haftbefehls erreicht.
Zu der Auswechslung der Anwälte hat sich auch Alice Schwarzer geäußert, die
für die Bild-Zeitung von dem Prozess berichtet. Der Onlineausgabe des
Schweizer Tagesanzeigers sagte sie: "Der Wechsel der Anwälte zu diesem
späten Zeitpunkt muss einen dramatischen Grund haben und zeigt, dass die
Verteidigung von Kachelmann schwerst in der Defensive ist." Sie rechne bei
der Fortsetzung des Prozesses am Mittwoch mit einem Paukenschlag.
Schwarzer sagte, unabhängig von der Schuld oder Unschuld des Moderators
"wissen wir ja inszwischen, dass er ein Mann ist, der viel Energie darin
investiert hat, Frauen zu belügen, zu kontrollieren, in seine Macht zu
bekommen - und zu zerstören".
Kachelmann steht in Mannheim vor Gericht, weil er beschuldigt wird, seine
Ex-Freundin vergewaltigt zu haben. Der Moderator weist diesen Vorwurf
jedoch zurück.
Der Kachelmann-Prozess wird am Mittwoch trotz Verteidigerwechsel planmäßig
fortgesetzt. Das bestätigte Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker am
Dienstag. Es werde keinen Antrag auf Unterbrechung des Prozesses geben,
fügte Höcker hinzu. Der neue Verteidiger Johann Schwenn (Hamburg) und die
seit Prozessbeginn anwesende Pflichtverteidigerin Andrea Combé "werden sehr
gut vorbereitet sein", sagte der Medienanwalt.
30 Nov 2010
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