# taz.de -- Konsequenz der Wikileaks-Enthüllungen: Neuer Wächter über US-Daten
       
       > Russell Travers ist der Mann, der künftige "Angriffe auf Amerika"
       > verhindern soll. Der von Obama benannte Sonderbeauftragte soll US-Daten
       > schützen - auf die bislang Millionen Beamte Zugriff hatten.
       
 (IMG) Bild: Während Hillary Clinton international gut Wetter machen muss - wie hier mit Silvio Berlusconi - soll in der Heimat ein Sonderbeauftragter künftige Datenlecks verhindern.
       
       WASHINGTON dpa/afp | Nach der Veröffentlichung hunderttausender
       vertraulicher Diplomaten-Depeschen stellt die US-Regierung den Schutz ihrer
       Datenbanken umfassend auf den Prüfstand. Als Sonderbeauftragter sei der
       Vize-Direktor des Zentrums für Anti-Terror-Maßnahmen, Russell Travers,
       ernannt worden, teilte das Weiße Haus am Mittwoch mit.
       
       Er soll weiterer Datenlecks verhindern. Travers sei dafür verantwortlich,
       "notwendige Strukturreformen" zu entwickeln, die nach der Offenlegung der
       US-Botschaftsberichte durch die Internetplattform Wikileaks nötig geworden
       seien. Das Weiße Haus will auch die Wege überprüfen lassen, wie die gesamte
       Regierung Informationen austauscht und schützt.
       
       Das Außenministerium unternahm den Angaben zufolge bereits Schritte, ihre
       Dokumente besser zu schützen und stoppte vorübergehend den Zugriff auf
       interne Dokumente durch das geheime Regierungsnetzwerk SIPRNet.
       
       Das Secret Internet Protocol Router Network (SIPRNet) sollte Dokumente des
       Außen- und Verteidigungsministeriums bis zur zweithöchsten
       Geheimhaltungsstufe sicher übermitteln. Angriffen von außen hielt das
       Geheimnetz stand, doch gegen Attacken von innen war das SIPRNet allem
       Anschein nach nur mäßig geschützt. Davon profitierte nun die
       Enthüllungsplattform Wikileaks. Auf das Netzwerk hatten bislang rund 2,5
       Millionen US-Beamte und Soldaten Zugriff.
       
       Der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, kritisierte, dass
       die Wikileaks-Enthüllungen Washington den Zugang zu Informanten erschweren
       würden. Es sei zu erwarten, "dass für eine Zeitspanne es vorsichtigere
       Quellen geben wird", sagte Crowley am Mittwoch dem US-Fernsehsender MSNBC.
       "Es könnten uns weniger Informationen zugänglich sein", fügte der
       Außenamtssprecher hinzu. Er kündigte an, die Verantwortlichen für die
       Veröffentlichung der Geheimpapiere würden strafrechtlich verfolgt.
       
       Der Staatssekretär für politische Angelegenheiten im US-Außenministerium,
       William Burns, sagte vor dem Kongress, "dass der verabscheuungswürdige
       Vertrauensbruch, den wir durch die Wikileaks-Enthüllungen erlebt haben,
       unserer Fähigkeit zu diplomatischen Bemühungen substantiellen Schaden
       zugefügt hat". US-Außenministerin Hillary Clinton sei nun "im wahrsten
       Sinne des Wortes Tag und Nacht" damit beschäftigt, in Gesprächen mit
       führenden Politikern in aller Welt ihr Bedauern auszudrücken und die
       Enthüllungen zu verabreiten.
       
       2 Dec 2010
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Interview mit Medienexperte Bernd Gäbler: "Quellen müssen befragt werden"
       
       Wikileaks ist ein neuer Player und eine Herausforderung für den
       Journalismus, meint Medienexperte Bernd Gäbler. Für ihn ist das Neue an
       Wikileaks die schiere Menge an unsortiertem Material.
       
 (DIR) Ermittlungen gegen Wikileaks-Gründer: Die Jagd auf Assange
       
       Der Oberste Gerichtshof Schwedens lehnt eine Aufhebung des Haftbefehls für
       Julian Assange ab. Die vehemente Suche nach ihm sorgt für Spekulationen.
       
 (DIR) Intervention von Heimatschutz-Politiker: Amazon sperrt Wikileaks den Server
       
       Für die Enthüllungsplattform Wikileaks wird der Stand in den USA zunehmend
       schwerer. Nun schaltete Amazon Wikileaks die gemieteten Server ab – ein
       US-Senator hatte Druck gemacht.
       
 (DIR) US-Netzdebatte über Wikileaks: "Gebt ihnen Clintons Skalp"
       
       Für die US-Regierung sind die Wikileaks-Enthülllungen ein diplomatischer
       Alptraum. Im Netz werden die Folgen für die US-Politik kontrovers
       diskutiert.
       
 (DIR) Nach den Wikileaks-Depeschen: Das Ende der Diplomatie
       
       Dass Einschätzungen von Diplomaten in Zeitungen nachzulesen ist, gehört
       nicht zum Geschäft. Die Veröffentlichungen von Wikileaks schaden den
       internationalen Beziehungen.
       
 (DIR) US-Journalistin Dana Priest über Wikileaks: "Regierung behandelt uns wie Kinder"
       
       Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu wissen, was ihre Regierung tut,
       meint Pulitzerpreisträgerin Dana Priest. Und die Medien sollten nicht
       schlecht über Wikileaks berichten.
       
 (DIR) Weißes Haus reagiert auf Wikileaks: Die gedemütigten Staaten von Amerika
       
       "Rücksichtslos","gefährlich", "verabscheuungswürdig": Bis zuletzt versuchte
       das Weiße Haus, die Wikileaks-Veröffentlichung zu stoppen. Nun wird
       beschwichtigt und gedroht.