# taz.de -- Castor-Transport: Drohungen nach Protesten
       
       > Nach den Blockadeaktionen gegen den Castor-Transport nach Lubmin fordert
       > der Innenminister Schadenersatz von den Aktivisten.
       
 (IMG) Bild: Eine Robin-Wood-Aktivistin auf den Gleisen.
       
       LUBMIN taz | Der Castor ist drin. Nach gut 50 Stunden Fahrt erreichte der
       Transport mit vier Atommüll-Behältern aus der französischen Atomfabrik
       Cadarache gegen 22 Uhr am Donnerstagabend das Zwischenlager Nord bei
       Lubmin. In den Tagen zuvor hatten hunderte Protestierende versucht, den
       Transport aufzuhalten, der Brennelemente aus einem Karlsruher
       Versuchsreaktor und aus dem Atomfrachter "Otto Hahn" ins Zwischenlager in
       Vorpommern brachte.
       
       Noch am Nachmittag war es zwei Aktivisten von Robin Wood gelungen, den
       Transport auf einem sonst nicht mehr von der Bahn genutzten Gleisabschnitt
       in einem Waldstück südlich von Friedrichshagen bei Greifswald über sieben
       Stunden zu blockieren. Gegen 13 Uhr hatten sich die Atomkraftgegner an
       einem Betonblock mit Röhren im Gleisbett festgekettet. Stundenlang waren
       Polizei- und Rettungskräfte beschäftigt, vom Betonanker zu entfernen. Der
       Transport wartete so lange in 200 Meter Abstand.
       
       Erst gegen 21.15 Uhr setzte sich der Zug, der aus mehreren Loks,
       Castor-Tiefladern und Personenwagen bestand, wieder Richtung Lubmin in
       Bewegung. Auf der 20 Kilometer langen Strecke von Greifswald nach Lubmin
       kam es erneut zu kleineren Verzögerungen durch Menschen an den Schienen.
       Laut "Castorticker" auf der Kurznachrichtenplattform Twitter fuhren die
       Castoren nach einigem Rangieren schließlich um 22.54 Uhr in die Lagerhalle
       auf dem Gelände des stillgelegten DDR-Atomkraftwerks Greifswald ein.
       
       Der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier (CDU), kündigte
       an, Strafanzeige gegen die Robin-Wood-Aktivisten zu erstatten. "Sie sind
       für die erhebliche Verspätung dieses Transportes und die damit verbundenen
       erhöhten Einsatzzeiten der Beamten sowie zäsätzlich entstandenen Kosten
       verantwortlich und werden dafür zur Rechenschaft gezogen", so Caffier. Er
       wolle Schadensersatzansprüche gegen die Störer prüfen lassen.
       
       Robin-Wood-Sprecherin Ute Bertrand sagte der taz, man "warte das gelassen
       ab". Caffiers Reaktion halte sie auch für eine Reaktion, um von schlechter
       Polizeiarbeit abzulenken. Unverantwortlich seien die Transporte, nicht die
       Aktionen auf der Bahnstrecke, auf der kein regulärer Bahnverkehr
       stattfindet.
       
       Rechtsanwalt Thomas Wany kritisierte, dass hier jetzt "scharf geschossen"
       werde, um Proteste zu marginalisieren und Aktivisten einzuschüchtern. Die
       Rechtsfolge-Drohungen halte er für nicht haltbar. Ministeriumssprecherin
       Marion Schlender teilte hierzu der taz mit, das sei die Auffassung des
       Ministers, wie das Gericht und die Staatsanwaltschaft entscheide, müsse man
       abwarten.
       
       Viele Teilnehmer einer Sitzblockade am Donnerstag kündigten außerdem
       Beschwerden über die Vorgehensweise der Polizei an. Grünen-Politikerin
       Ulrike Berger etwa sprach davon, Protestierende seien kriminalisiert und
       schikaniert worden. Sie sei in einem Gefangenen-Bus stundenlang in einer
       Einzelzelle festgehalten worden. Nils Möllmann (34) sagte, die Polizei sei
       "logistisch katastrophal organisiert" gewesen, was das Verkehrschaos rund
       um Lubmin ausgelöst habe.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Michael Ihl
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Atommüll nach Lubmin: Neuer Castor, neuer Protest
       
       Der Castor rollt: Mitte Februar ist ein Atommüll-Transport ins
       mecklenburg-vorpommersche Lubmin geplant. Atomkraftgegner in ganz
       Deutschland bereiten sich auf Proteste vor.
       
 (DIR) Schwacher Anti-AKW-Protest in Lubmin: Gorleben ist nicht überall
       
       Der Widerstand gegen den Castortransport nach Lubmin war überschaubar.
       Zumindest wenn man ihn mit Gorleben vergleicht. Aber warum ist das so?
       
 (DIR) Castor-Transport nach Lubmin: 50 Stunden bis zur Ostsee
       
       Der Castor-Transport hat Lubmin an der Ostsee erreicht. Wegen vieler
       Proteste verzögerte sich die Fahrt um etliche Stunden. Inzwischen ist eine
       Diskussion um die "Wegtragegebühr" entbrannt.
       
 (DIR) Castor-Transport nach Lubmin: Atomprotest im Schneegestöber
       
       Zum ersten Mal reist aus Westdeutschland stammender Atommüll ins
       Zwischenlager Lubmin bei Greifswald. An vielen Stellen auf der Strecke gab
       es Proteste.
       
 (DIR) Castor nach Lubmin: Einer ist raus ausm Betonblock
       
       Der Castor steht – aufgehalten durch eine Beton-Blockade von "Robin Wood".
       Rund 4.000 Beamte sind im Einsatz. Blockaden, Demos, Mahnwachen. taz.de
       berichtet live von den Protesten.
       
 (DIR) Transport nach Lubmin: Castor mehrfach gestoppt
       
       Der Castor-Transport hat nach mehreren Zwischenstopps
       Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Rund 4.000 Beamte sind im Einsatz. Gelände
       um Kraftwerk Lubmin von Polizei abgeriegelt.