# taz.de -- Krise an der Elfenbeinküste: Laurent Gbagbos Zeit läuft ab
       
       > Drei westafrikanische Präsidenten reisen nach Abidjan, um den
       > Wahlverlierer zum Rücktritt aufzufordern. Die Region ist sich über ein
       > militärisches Eingreifen uneins.
       
 (IMG) Bild: Beschützen den Wahlsieger: UN-Truppen in Abidjan.
       
       BERLIN taz | Drei westafrikanische Staatschefs haben am Dienstag in der
       ivorischen Metropole Abidjan einen voraussichtlich letzten Versuch
       unternommen, den an der Macht klebenden Präsidenten Laurent Gbagbo dazu zu
       überreden, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 28. November zu
       respektieren und sein Amt an Wahlsieger Alassane Ouattara zu übergeben.
       
       Boni Yayi (Benin), Pedro Pires (Kapverden) und Ernest Koroma (Sierra Leone)
       trafen zunächst mit der Führung der UN-Mission in der Elfenbeinküste
       (Unoci) zusammen und fuhren dann zu Gbagbo. Am Schluss wollten sie per
       UN-Hubschrauber zu Ouattara fliegen, der sich in einem von
       UN-Blauhelmsoldaten geschützten Hotel am Stadtrand von Abidjan aufhält.
       
       "Wir sind uns sicher, positive Ergebnisse zu bekommen", behauptete Sierra
       Leones Informationsminister Ibrahim Ben Kargo. Doch ein Einlenken Gbagbos
       erwartete niemand. Das Gespräch sei "eine Geste des guten Willens",
       erklärte Benins Außenminister Jean-Marie Ehouzou vorab.
       
       Die Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)
       hatte zu Weihnachten auf einem Sondergipfel in Nigeria mit "legitimer
       Gewalt" gegen Gbagbo gedroht, sollte dieser nicht die Macht abgeben. Es
       kursieren zahlreiche Spekulationen über eine von den USA und Frankreich
       logistisch unterstützte Militärintervention Nigerias in Abidjan, um Gbagbo
       aus seinem Amt zu entfernen.
       
       "Die mögliche Militärintervention ist die effizienteste Waffe", kommentiert
       Le Pays in Burkina Faso, dessen Regierung Ouattara nahesteht. "Wenn der
       internationale Druck Früchte trägt, wäre es ein guter Präzedenzfall, der in
       gewissen Hauptstädten, wo der Glaube an die wahre Demokratie nicht
       uneingeschränkt geteilt wird, kalte Schweißausbrüche herbeiführen dürfte."
       
       Vielleicht gerade wegen dieser möglichen Signalwirkung bestehen in
       Westafrika allerdings auch starke Bedenken. In Ghana, dem östlichen
       Nachbarn der Elfenbeinküste, hat sich die Regierung von einem miltiärischen
       Eingreifen distanziert, was ihr Kritik der dortigen Opposition eingebracht
       hat. In Nigeria bezweifeln Kommentatoren, dass Präsident Goodluck Jonathan
       sich kurz vor den Wahlen im April 2011 auf ein militärisches Abenteuer
       einlässt.
       
       Die regierungsnahe nigerianische Zeitung Leadership bezeichnete die Drohung
       einer Militärintervention als "nicht hilfreich: Sie spielt Gbagbo in die
       Hände, indem es so aussieht, als marschiert das Ausland ein und benutzt
       einen willigen Oppositionsführer, um eine Verschwörung durchzuziehen".
       Nigeria halte sich auch zurück, meinte der Publizist Frank Igwebeze in
       einem Interview, weil seine vergangenen Interventionen in Liberia und
       Sierra Leone 19 Milliarden Dollar gekostet hätten.
       
       28 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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