# taz.de -- Krise an der Elfenbeinküste: Westafrikaner eiern, Ivorer zittern
       
       > Die westafrikanische Vermittlung soll nächstes Jahr weitergehen.
       > Derweilen wird Ouattaras Generalstreikaufruf zunehmend befolgt, aber auch
       > die Flüchtlingszahlen steigen.
       
 (IMG) Bild: Der Präsident von Sierra Leone, Ernest Bai Koroma (r.) spricht mit Laurent Gbagbo.
       
       BERLIN taz | Die Regierungen Westafrikas wollen mehr Zeit, um eine Lösung
       für die Krise in der Elfenbeinküste zu finden. Wie Nigerias Präsident
       Goodluck Jonathan am Mittwoch bekanntgab, sollen die Präsidenten von Benin,
       den Kapverden und Sierra Leone am 3. Januar erneut nach Abidjan reisen, "um
       die Kontakte weiterzuführen und zu versuchen, die Vermittlung
       abzuschließen".
       
       Jonathan äußerte sich, nachdem der Sierra-Leoner Ernest Koroma und der
       Kapverder Pedro Pires ihm Bericht über die Gespräche erstatteten, die sie
       gemeinsam mit dem Beniner Boni Yayi am Dienstag in Abidjan geführt hatten.
       Die Vermittlung war von einem Krisengipfel der Westafrikanischen
       Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) beschlossen worden und läuft parallel zu
       Vorbereitungen auf ein mögliches militärisches Eingreifen.
       
       Die drei Vermittler hatten am Dienstag nach ihren Gesprächen mit der
       UN-Mission in der Elfenbeinküste, mit dem abgewählten Noch-Präsidenten
       Laurent Gbagbo und mit Wahlsieger Alassane Ouattara keine Erklärung
       abgegeben. Ivorischen Presseberichten zufolge soll Gbagbo gesagt haben,
       erstmal müsse ihn jemand überzeugen, dass er die Wahl verloren habe.
       Ouattara wiederum habe Gbagbo 48 Stunden gegeben, um friedlich die Macht zu
       übergeben. Ouattara wolle nicht, dass zwei Präsidenten eine
       Neujahrsansprache halten, hieß es.
       
       Im Moment sieht es eher so aus, als werde überhaupt kein Präsident in der
       Elfenbeinküste eine allgemein zu empfangende Neujahrsansprache abhalten
       können. Das Gbagbo-treue Staatsfernsehen RTI sendet außerhalb Abidjans
       nicht mehr. Weil in der ivorischen Öffentlichkeit Informationen zunehmend
       langsam zirkulieren, tun sich beide Seiten auch schwerer damit, ihre
       jeweiligen Anhänger zu mobilixieren. Gbagbos radikaler Jugendminister
       Charles Blé Goudé sagte eine für den Mittwoch geplante Großkundgebung in
       Abidjan ersatzlos ab.
       
       Der von Ouattara ausgerufene unbefristete Generalstreik seit Montag, der
       zunächst kaum befolgt worden war, beginnt ebenfalls erst jetzt allmählich
       zu greifen. Ivorischen Medienberichten zufolge waren die Straßen in
       zahlreichen Vierteln Abidjans am Dienstag weitaus leerer als am Montag. Im
       größten Kakaoexporthafen San Pedro ruhte der Verkehr. Der Fernverkehr steht
       landesweit still, in zahlreichen Städten sind inzwischen staatliche
       Verwaltungen geschlossen. Die Lebensmittelpreise in Abidjan haben sich
       gegenüber Anfang Dezember verdoppelt.
       
       Es mehren sich inzwischen Anzeichen von zunehmender Gewaltbereitschaft und
       Angst. In Abidjans größtem Slumviertel Yopougon, eine Hochburg Gbagbos,
       zündeten militante Jugendliche ein von fünf Blauhelmsoldaten aus
       Bangladesch besetztes UN-Patrouillenfahrzeug an; die Soldaten wurden von
       der Armee evakuiert, einer davon verletzt. Ouattaras Parteizeitung Le
       Patriote berichtete, in anderen Stadtvierteln hätten Massenverhaftungen
       westafrikanischer Ausländer begonnen. Das UN-Flüchlingshilfswerk UNHCR
       meldete, die Zahl ivorischer Flüchtlinge in Liberia, am Wochenende mit
       14.000 angegeben, sei bis Dienstag auf 19.000 gestiegen.
       
       29 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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