# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Haiti: Juristin und Musiker in Stichwahl
       
       > Die Kandidaten der Stichwahl um das Präsidentenamt in Haiti stehen fest.
       > Der Bewerber der Regierungspartei, Jude Célestine, ist nicht dabei. Er
       > will dagegen klagen.
       
 (IMG) Bild: Sie sind in der Stichwahl: Die Juristin Mirlande Manigat und der Musiker Michel Martelly.
       
       SANTO DOMINGO taz | In Haiti werden im zweiten Wahlgang um das höchste
       Staatsamt am 20. März die Juristin Mirlande Manigat und der Musiker Michel
       Martelly gegeneinander antreten. Diese Entscheidung hat der Conseil
       Électoral Provisoire (CEP) am Donnerstag in Port-au-Prince bekannt gegeben.
       Der Bewerber der Regierungspartei Inite (Kreyól für Einheit), Jude
       Célestin, habe einige Stimmen weniger als Martelly erhalten und sei deshalb
       nicht in die Stichwahl gekommen, teilte der Sprecher des Wahlrats,
       Richardson Dumel, mit.
       
       Bei einer vorläufigen Stimmauszählung Anfang Dezember, die jedoch wegen
       Wahlmanipulationen angefochten worden war, hatte der CEP Célestin noch auf
       dem zweiten Platz gesehen. Die Organisation Amerikanischer Staaten und die
       USA hatten daraufhin den Ausschluss des 48 Jahre alten Schwiegersohns des
       derzeitigen Amtsinhabers René Préval von der Stichwahl gefordert.
       
       Mit dem jetzt verkündeten Ergebnis hat sich der Wahlrat internationalem
       Druck gebeugt. Célestin selbst, den seine Partei bereits als Kandidaten
       zurückgezogen hatte, weigerte sich bis zuletzt, auf seine Ambitionen zu
       verzichten. Er ließ durch seinen Anwalt ankündigen, dass er gegen die
       Entscheidung des Wahlrats klagen werde.
       
       Die Bekanntgabe des CEP war für Mittwoch angekündigt gewesen. Seit den
       frühen Mittagsstunden war der Termin der Pressekonferenz fast stündlich
       verschoben worden. Aber erst kurz vor acht Uhr am Donnerstagmorgen
       (Ortszeit) wurde das Ergebnis verkündet.
       
       In Port-au-Prince herrschte am gestrigen Tage eine angespannte Stimmung. Um
       die Mittagszeit hatten fast alle Büros ihre Beschäftigten bereits nach
       Hause geschickt, Schulen schlossen und auch die Banken stellten den
       Geldverkehr ein. In Supermärkten deckten sich Menschen für die nächsten
       Tage mit Lebensmittel ein, weil sie Unruhen nach der Bekanntgabe der
       offiziellen Wahlergebnisse befürchteten.
       
       Auf den Straßen patrouillierten schwerbewaffnete UN-Blauhelmsoldaten. Zudem
       stand die Drohung des Kompa-Musiker Michel Martelly im Raume, seine
       Anhänger würden auf die Straße gehen, wenn er nicht für die Stichwahl
       zugelassen werde. Dem 49-jährigen "Sweet Micky" werden enge Kontakte zu
       haitianischen Exmilitärs nachgesagt. Seine Gefolgsleute hatten sich bereits
       am Wahltag im November schwere Straßenschlachten mit Anhängern der
       Regierungspartei geliefert.
       
       Neuer Konfliktstoff könnte jetzt der weitere Verbleib von Préval in seinem
       Amt bringen. Die Verfassung sieht die Übergabe der Amtsgeschäfte am 7.
       Februar vor, das amtliche Wahlergebnis soll aber erst am 16. April
       verkündet werden.
       
       Préval selbst will bis zum 14. Mai bleiben, dem Tag an dem er vor fünf
       Jahren vereidigt wurde. Die Opposition fordert, dass er am 7. Februar
       zurücktritt und einer Übergangsregierung bis zur Vereidigung des neuen
       haitianischen Präsidenten die Amtsgeschäfte überlässt.
       
       1 Jan 1970
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hans-Ulrich Dillmann
       
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