# taz.de -- Der Parteienforscher Gero Neugebauer: "Künast kennt die lokalen Probleme nicht"
       
       > Was folgt aus der Hamburger Wahl für Berlin? Ein Gespräch mit dem
       > Parteienforscher Gero Neugebauer.
       
 (IMG) Bild: In Scholz' Glanz wollen sich auch andere sonnen: Frank-Walter Steinmeier.
       
       taz: Herr Neugebauer, die SPD hat in Hamburg haushoch gewonnen. Was
       bedeutet das für den Wahlkampf der Berliner SPD? 
       
       Gero Neugebauer: Die Berliner SPD hätte die Möglichkeit, ihre Position
       auszubauen, wenn sie das Verfahren anwendet, das Olaf Scholz in Hamburg
       erfolgreich angewendet hat.
       
       Was müsste Klaus Wowereit tun? 
       
       Das Grundmuster des Wahlkampfs von Olaf Scholz war: Wirtschaftspolitik und
       sozialpolitische Kompetenz unter einen Hut zu bringen. Oder, anders
       ausgedrückt: die Zielsetzung, eine den Problemen der Stadt angemessene
       sozial gerechte Politik zu machen. Wenn die Berliner SPD dieses Muster
       kapiert, hätte sie viel gewonnen.
       
       Im Unterschied zu Scholz regiert Wowereit schon lange. Daran wird man ihn
       messen. 
       
       Die Berliner SPD hat mit der Sanierung des Haushalts ein Problem gelöst,
       das in Hamburg noch bevorsteht: die Nettoverschuldung abzubauen. Was das
       angeht, muss sich die Berliner Sozialdemokratie also nicht verstecken. Wenn
       sie ein Problem hat, ist es, dass ihre wirtschaftspolitische Kompetenz
       bezweifelt wird.
       
       Kommen wir zu den Grünen. Hat es deren Spitzenkandidatin Renate Künast nach
       Hamburg schwerer, Wowereit abzulösen? 
       
       Davon gehe ich aus. Aber auch die Berliner Grünen können von den Hamburger
       Grünen lernen. Zum Bespiel, dass die Grünen nicht mobilisieren können, wenn
       sie keine originären grünen Projekte anzubieten haben.
       
       Was müsste daraus für den Wahlkampf folgen? 
       
       Die Grünen müssen erkunden, welche Probleme die Bürgerinnen und Bürger der
       Stadt bewegen, und versuchen, Lösungen anzubieten, die in Übereinstimmung
       mit dem stehen, was die Partei auszeichnet. Wowereit auf dessen eigenen
       Feldern schlagen zu wollen, kann Frau Künast vergessen. Dazu ist sie nicht
       genügend ausgerüstet.
       
       Gerade hat Künast Wowereit vorgeworfen, keine Ahnung von Flugrouten zu
       haben. Einen intelligenten Wahlkampf stellt man sich anders vor. 
       
       Das Problem von Frau Künast ist, dass sie die lokalen Probleme nicht genug
       kennt, um Lösungen anzubieten. Für Wowereit wird es riskanter werden, wenn
       Frau Künast aus dem Stadium der Polemik in das Stadium der konkreten
       Auseinandersetzung gerät. Wenn sie grüne Projekte mit dem Anspruch
       präsentiert, diese mehrheitsfähig zu machen.
       
       Was für eine Rolle spielt das Charisma der Kandidaten bei der
       Wählerentscheidung? 
       
       Das kommt sehr auf die Personen an. Man kann natürlich keinen "Dödel"
       hinstellen. Was Wowereit aber zugutekommen wird, ist sein
       Erfahrungsvorsprung.
       
       21 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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