# taz.de -- Gleichstellung in der Arbeitswelt: SPD fordert gläserne Gehaltsliste
       
       > Unternehmen sollen offenlegen, wie sie ihre Mitarbeiter bezahlen, fordert
       > die SPD in einem Gesetz. Das Ziel: geschlechtsspezifische
       > Gehaltsunterschiede abschaffen.
       
 (IMG) Bild: Entgeltgleichheitsgesetz, bildlich dargestellt.
       
       BERLIN taz | Frauen in Deutschland verdienen durchschnittlich 23 Prozent
       weniger als Männer. Damit soll endlich Schluss sein, fordert die
       SPD-Bundestagsfraktion und will dies nun gesetzlich durchsetzen. Mit einem
       sogenannten Entgeltgleichheitsgesetz sollen eklatante Unterschiede in der
       Bezahlung von Frauen und Männern künftig vermieden werden. Am Donnerstag
       stellten die Sozialdemokraten einen entsprechenden, einstimmig
       beschlossenen Gesetzentwurf vor. Er soll noch in diesem Jahr zur Diskussion
       und Abstimmung in den Bundestag eingebracht werden.
       
       Das Papier sieht vor, Unternehmen zu verpflichten, sogenannte
       Entgeltstrukturberichte zu erstellen. "Das schafft die notwendige
       Transparenz über die betriebliche Bezahlung", sagte Christel Humme,
       gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Die
       Antidiskriminierungsstelle des Bundes wiederum soll mit einer Art
       Entgeltgleichheitscheck die Berichte prüfen. Wird eine unterschiedliche
       Bezahlung von Frauen und Männern bei gleichwertiger Tätigkeit festgestellt,
       sollen die Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, die Gehälter und Löhne
       entsprechend anzupassen. Passiert das nicht, müssen die Firmen mit
       Sanktionen rechnen.
       
       Unternehmen mit einem Betriebsrat sollen die Entgeltstrukturberichte in
       einem Abstand von etwa drei Jahren vorlegen, Unternehmen ohne Betriebsrat
       in kürzeren Abständen. Die Berichte sollen anonym sein, also keine
       personenbezogenen Daten enthalten, versicherte Heide Pfarr. Die
       wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
       Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung hat gemeinsam mit der unabhängigen
       Gleichstellungsexpertin Karin Tondorf die Sozialdemokraten bei der
       Erstellung des Gesetzentwurfs beraten. Ein Verfahren wie in Schweden und
       Norwegen, wo die Gehaltslisten regelmäßig im Internet veröffentlicht
       werden, sei "hier nicht vermitttelbar", erklärte Heide Pfarr.
       
       Individuelle Gehaltsverhandlungen, wie sie in der freien Wirtschaft üblich
       sind, sollen nach dem Willen der SPD mit dem Gesetz nicht außer Kraft
       gesetzt werden. "Dann muss eine Frau bei gleicher Tätigkeit aber auch das
       Gleiche bekommen wie ein Mann", sagte Karin Tondorf.
       
       Das Gesetz könnte zudem eine Änderung bei den Anforderungsbeschreibungen in
       Tarifverträgen nach sich ziehen. Derzeit verlangt beispielsweise der
       Tarifvertrag Einzel- und Versandhandel Rheinland-Pfalz bei einem Elektriker
       und bei einer Verkäuferin ausschließlich "eine abgeschlossene
       Berufsausbildung". Der Elektriker verdient aber 2.315 Euro brutto, die
       Verkäuferin dagegen nur 1.690 Euro, also 28 Prozent weniger.
       
       7 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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