# taz.de -- Mord-Ermittlungen in Berlin: Brandanschlag auf Polizeiwache
> Vermummte werfen Brandsätze auf eine Polizeiwache in
> Berlin-Friedrichshain - und entkommen unerkannt. Die Polizei ermittelt
> wegen versuchten Mordes.
(IMG) Bild: Polizisten sichern am Montag vor dem Polizeiabschnitt 51 die Spuren.
Der Anschlag kündet von einer neuen Stufe der Gewalt gegen Polizisten:
Unbekannte haben am frühen Montagmorgen die Friedrichshainer Polizeiwache
in der Wedekindstraße mit Brandsätzen beworfen. Ein Gebäudereiniger, der
sich im Foyer befand, konnte vor den Flammen gerettet werden. Erstmalig
nach einem derartigen Anschlag ermittelt die Polizei wegen versuchten
Mordes sowie versuchter schwerer Brandstiftung.
Laut Polizei sollen "mindestens sechs" vermummte Personen zunächst
"Krähenfüße" - also spitze Metallhaken - an den Kreuzungen rund um die
Wache ausgelegt haben, um eine Verfolgung zu erschweren. Als ein
27-jähriger Gebäudereiniger das Polizeigebäude betreten habe, seien drei
Molotowcocktails in das Foyer geworfen worden. Beamte hätten die noch
verschlossene Innentür geöffnet und den Mann so in Sicherheit gebracht.
Parallel seien Steine auf Fensterscheiben geworfen worden.
Der Leiter der Wache sei aus einem Fenster im Erdgeschoss gesprungen um die
Verfolgung aufzunehmen, so die Polizei weiter. Ihm sei es gelungen, einen
der auf Fahrrädern flüchtenden Täter zu fassen. Dieser habe sich gewehrt,
wobei der Beamte gestürzt sei. Der Vermummte konnte ebenso wie seine
Mittäter entkommen.
Polizei und Staatsanwaltschaft hängen den Fall hoch: Sie haben ein
Ermittlungverfahren wegen versuchten Mordes eingeleitet. Neben einer
Mordkommission ermittelt auch der Staatsschutz. Es sei davon auszugehen,
dass es sich um eine politische motivierte Tat handelt, sagte Innensenator
Ehrhart Körting (SPD). Polizeipräsident Dieter Glietsch nannte es
wahrscheinlich, dass "linksextreme Täter" dahintersteckten. Dafür sprächen
"Art und Weise" des Anschlags. Die Angreifer hätten ihre Tat offenbar
geplant und "die Situation ausgenutzt", als die Reinigungskraft Einlass
begehrte. "Die Täter hätten wissen müssen, dass sie das Leben des Mannes
gefährden", so Glietsch.
Konkrete Erkenntnisse, die auf einen Zusammenhang mit dem bevorstehenden 1.
Mai oder der Räumung des linken Hausprojekts Liebig 14 schließen ließen,
gebe es nicht, betonte Körting. Die Wache war zuständig für die Räumung des
früheren Szeneobjekts. Ein Bekennerschreiben ist laut Polizei noch nicht
aufgetaucht.
Die CDU nannte den Anschlag "beängstigend". "Dieser Vorfall zeigt, dass die
linksextreme Szene jederzeit zuschlagen kann", sagte CDU-Fraktionschef
Frank Henkel. Angesicht des 1. Mai müsse die Tat als Warnung verstanden
werden. Henkel forderte eine Debatte über "linken Terror". Auch die Grünen
verurteilten den "feigen Anschlag". Ein Mitorganisator der "Revolutionären
1. Mai-Demo" wollte sich zu der Tat nicht äußern. Er werde sich an
Spekulationen nicht beteiligen.
Der Anschlag reiht sich ein in eine Serie von Angriffen auf Polizeigebäude.
Vor zwei Wochen hatten Unbekannte vor einer Wache in Wittenau Krähenfüße
ausgelegt. Die Reifen von sieben Einsatzwagen wurden beschädigt. Ende
Januar flogen Steine auf das Gebäude des Polizeiverkehrsdienstes in
Adlershof. In der Silvesternacht trafen Flaschen und Steine die Wache in
der Invalidenstraße in Mitte. "Polizeigewalt wird immer unseren Widerstand
entfachen", hieß es damals in einem Bekennerschreiben.
Auch vor und nach der Räumung der Liebig14 kam es zu Angriffen auf
Polizeiobjekte. Brandanschläge gab es in den letzten Jahren dagegen nur
zwei: Im August 2008 auf eine Wache in Pankow und im Dezember 2009 auf ein
Gebäude des BKA in Treptow. Menschen wurden in beiden Fällen nicht
verletzt.
11 Apr 2011
## AUTOREN
(DIR) Plutonia Plarre
(DIR) Konrad Litschko
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