# taz.de -- Blutige Proteste im Jemen: Wieder Tote bei Demonstrationen
       
       > Mindestens vier weitere Menschen starben bei den Protesten gegen
       > Präsident Saleh. Der UN-Sicherheitsrat kann sich nicht auf ein Vorgehen
       > einigen. Die Opposition im Jemen wächst.
       
 (IMG) Bild: Entschlossen zum Umsturz: Demonstrantin in Sanaa am Dienstag.
       
       SANAA rtr/afp/dpa | In der jemenitischen Hafenstadt Hudaida hat ein
       bewaffneter Mann am Mittwoch Zeugen zufolge wahllos in eine Menge von
       Demonstranten geschossen. Mindestens ein Mensch sei dabei getötet worden,
       hieß es. Der Unbekannte habe sich auf einem Motorrad den Demonstranten
       genähert, die gerade beim Morgengebet gewesen seien. Er habe das Feuer
       eröffnet und sei danach davongerast.
       
       Im Jemen demonstrieren Oppositionelle seit drei Monaten gegen den seit 32
       Jahren herrschenden Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Dabei waren auch am
       Dienstag mindestens drei Menschen getötet worden. Rund 220 Menschen wurden
       verletzt. In der Hauptstadt Sanaa feuerten Polizisten nach Angaben von
       Oppositionellen mit scharfer Munition und Tränengasgranaten auf eine
       Demonstration. Allein dabei seien zwei Menschen getötet und etwa 200
       verletzt worden.
       
       Zuvor war es in der Stadt Taiz im Süden des Landes zu Zusammenstößen
       gekommen. Nach Berichten von Augenzeugen starb dabei ein Mensch, etwa 20
       erlitten Verletzungen.
       
       ## UN-Sicherheitsrat tagt ergebnislos
       
       Bei seiner ersten Debatte zur Krise im Jemen hat der UN-Sicherheitsrat in
       der Nacht zu Mittwoch bei einer geschlossenen Sitzung keine gemeinsame
       Haltung gefunden. Ein von Deutschland und dem Libanon vorgelegter Entwurf
       für eine Stellungnahme der 15 Mitgliedstaaten wurde von einer Minderheit
       blockiert, sagten Diplomaten in New York.
       
       Die Debatte war auf Antrag Deutschlands geführt worden. Der deutsche
       UN-Botschafter Peter Wittig sagte anschließend, das Gremium habe seine
       Sorge über die sich verschlechternde Lage im Jemen ausgedrückt und die
       dortige Regierung zu Zurückhaltung und zum Dialog aufgerufen.
       
       Die blutigen Unruhen haben nach Aussage des UN-Untergeneralsekretärs Lynn
       Pascoe das Potenzial, Frieden und Sicherheit in der gesamten Region zu
       bedrohen. Zudem werde die humanitäre Arbeit der Vereinten Nationen in dem
       bitterarmen Land gefährdet.
       
       Zuvor hatte Human Rights Watch Aktionen gegen den Jemen gefordert. "Endlich
       ist die brutale Unterdrückung der Opposition auf dem Radar des
       Sicherheitsrates, der die Sache als Bedrohung des internationalen Friedens
       sieht", sagte UN-Experte Philippe Bolopion von der
       Menschenrechtsorganisation. "Der Rat muss jetzt einen Schritt weitergehen
       und der Führung klarmachen, dass weitere Tote und die Misshandlung
       friedlicher Demonstranten nicht hingenommen werden."
       
       ## Ex-Saleh-Getreue gründen Partei
       
       Die Macht von Staatschef Ali Abdallah Saleh wird dabei auch innenpolitisch
       zunehmend in Frage gestellt. Abtrünnig gewordene Mitglieder seiner Partei
       gründeten eine neue Partei und forderten am Dienstag in einer Erklärung
       einen Regierungswechsel sowie den sofortigen Rücktritt des Präsidenten.
       
       Zu den Mitgliedern der neuen Partei Block für Gerechtigkeit und Aufbau
       zählen ehemalige Minister und Abgeordnete, die aus der Präsidentenpartei
       CPG ausgetreten waren, um damit ein Zeichen gegen das gewaltsame Vorgehen
       gegen die Protestbewegung zu setzen.
       
       Die parlamentarische Opposition, die die Demonstranten unterstützt,
       begrüßte die Gründung der neuen Partei. Die CPG erklärte hingegen, die
       Parteigründung habe "keinerlei Auswirkungen" auf sie. Saleh hatte bereits
       die Unterstützung eines Teils der Armee, einflussreicher Stämme und
       religiöser Würdenträger verloren.
       
       20 Apr 2011
       
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