# taz.de -- Ruandische Hutu-Miliz im Kongo: FDLR besetzt wichtigste Zinnmine
       
       > Die FDLR-Miliz besetzt kurzfristig die wichtigste Zinnmine. Der Bergbau
       > im Osten Kongos wird vom Militär betrieben, die Anwohner sind
       > Erpressungen ausgesetzt.
       
 (IMG) Bild: Gegen sie ist die Minenpolizei machtlos: FDLR-Kämpfer im Kongo.
       
       BERLIN taz | Die ruandischen Hutu-Milizen FDLR (Demokratische Kräfte zur
       Befreiung Ruandas), deren Führung ab kommende Woche in Deutschland vor
       Gericht steht, haben in ihren Hochburgen im Osten der Demokratischen
       Republik Kongo einen spektakulären Coup gelandet. Kampflos besetzten sie am
       Dienstag die Zinnminen von Bisie, das lukrativste Bergbaugebiet des
       Ostkongo.
       
       Wie der UN-Radiosender Radio Okapi berichtet, zogen die FDLR-Kämpfer am
       Folgetag zwar wieder ab, aber nicht bevor sie auf einer öffentlichen
       Versammlung gewarnt hatten, sie würden keine Präsenz des kongolesischen
       Regierungsmilitärs mehr tolerieren. Dann verlangten sie von jedem Bewohner
       ein Lösegeld von 1.000 kongolesischen Franc (umgerechnet 1 Euro), bevor sie
       sich in die umliegenden Wälder zurückzogen.
       
       Die Milizen könnten jederzeit wiederkommen, fürchten Bewohner jetzt. Die
       FDLR hatten ihren Einmarsch vorher angekündigt, woraufhin die lokalen
       Behörden die Flucht ergriffen, berichten Augenzeugen.
       
       Die Zinnminen von Bisie sind der wichtigste Förderort des ostkongolesischen
       Zinnerzes Kassiterit und damit die wichtigste Einnahmequelle der gesamten
       Region, die Tausenden Schürfern Arbeit bietet, wenngleich unter sehr
       schlechten Bedingungen. Viele Zinngruben werden seit Jahren direkt von
       Einheiten der kongolesischen Armee betrieben, und die Bewohner sind
       schutzlos der Erpressung durch das Militär ausgesetzt.
       
       Im September 2010 hatte Kongos Regierung den Export von Zinnerz und anderen
       Mineralien aus Ostkongo verboten, um die Lage in den Griff zu bekommen.
       Dies trieb stattdessen die Schürfer in den Ruin und verstärkte die
       Militarisierung der Region. Das Verbot wurde am 10. März aufgehoben und die
       staatliche Minenpolizei nach Bisie entsandt.
       
       ## Geringere Ankaufspreise
       
       Doch die Minenpolizei ist gegen die FDLR schutzlos, und Förderung und
       Exporte kommen nur schleppend in Gang. Nach Angaben des kongolesischen
       Rechercheinstituts Pole Institute arbeiten in Bisie nur noch rund 800 von
       einst mehreren Tausend Schürfern, die Kassiteritförderung ist von 10 auf
       0,5 Tonnen täglich gesunken, und die Ankaufspreise haben sich von 7 auf 3
       US-Dollar pro Kilo Erz verringert.
       
       Zudem ist seit dem 1. April ein neues Gesetz in den USA in Kraft, das
       Bergbaufirmen verbietet, Mineralien aus dem Kongo und seinen Nachbarländern
       zu kaufen, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass die Waren nichts mit
       Konflikten zu tun haben. Da die entsprechenden Zertifizierungsmechanismen
       noch nicht existieren, ist der legale kongolesische Export seitdem wieder
       zum Erliegen gekommen, obwohl nach US-Angaben die entsprechenden
       gesetzlichen Vorschriften erst gegen Jahresende tatsächlich angewandt
       werden sollen.
       
       29 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Völkermord in Ruanda
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