# taz.de -- Proteste in Syrien: Truppen beschiessen Altstadt von Daraa
       
       > Trotz der Reformversprechen gehen Polizei und Militär mit unverminderter
       > Härte gegen die Proteste vor. Seit ihrem Beginn sollen 545 Zivilisten
       > getötet worden sein, sagen Menschenrechtler.
       
 (IMG) Bild: Am 29. April demonstrieren zahlreiche Menschen in der Stadt Qamishli in Nordostsyrien gegen das Regime von Assad. Auf den Plakaten steht "Wir lieben Dich nicht".
       
       DAMASKUS dapd/dpa/taz | Die syrischen Streitkräfte haben am Sonntag nach
       Augenzeugenberichten ein Altstadtviertel in Daraa mit Granaten beschossen.
       Panzer der Regierungstruppen hätten das altrömische Viertel unter Beschuss
       genommen, sagte ein Anwohner, der am Stadtrand Daraas lebt.
       
       Die Bewohner könnten ihre Häusern nicht verlassen. In den letzten Tagen
       hätten sie einander jedoch mit "Gott ist groß"-Rufen Mut gemacht, sagte der
       Augenzeuge, der aus Angst seinen Namen nicht nennen wollte. Zuvor hatten
       Bewohner berichtet, dass die Regierungstruppen ihre Präsenz in der
       abgeriegelten Stadt weiter erhöhten. Am frühen Sonntagmorgen seien
       Panzerwagen und mit Soldaten besetzte Busse in Daraa eingerollt.
       
       Am Wochenende hatte die Regierung in Damaskus einen "umfassenden Plan für
       Reformen" angekündigt. Dabei solle es in den kommenden Wochen ebenso um
       politische, juristische und wirtschaftliche Reformen gehen wie um
       Änderungen im Sicherheitsapparat, teilte Ministerpräsident Adel Safar am
       Samstag mit. Noch kurz zuvor war das Regime von Präsident Baschar al-Assad
       brutal gegen die Opposition vorgegangen. Allein am Freitag sollen 70
       Demonstranten, die für mehr Demokratie und gegen Assad protestiert hatten,
       getötet worden sein. Die Organisation syrischer Menschenrechtsbeobachter
       sprach von insgesamt 545 getöteten Zivilisten und 86 Toten auf Seiten der
       Sicherheitskräfte seit dem Protestbeginn.
       
       Zehntausende Syrer hatten bereits am Freitag die Drohungen der Regierung in
       den Wind geschlagen und erneut für demokratische Reformen demonstriert, so
       etwa in der Hauptstadt Damaskus, in Latakia, Kamischli, Hama und Homs.
       Vielerorts kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften.
       Allein in Daraa sollen nach Angaben einer syrischen Menschenrechtsgruppe am
       Freitag 33 Menschen getötet worden sein. Auch sieben Polizisten und
       Soldaten sollen bei den Unruhen ums Leben gekommen sein.
       
       Wegen "fortgesetzter Menschenrechtsverletzungen" haben die USA Sanktionen
       gegen das Assad-Regime verhängt. Präsident Barack Obama unterzeichnete am
       Freitag einen Erlass, der Mitgliedern der Führungsriege um Assad Zugriff
       auf etwaige Vermögen in den USA verwehrt. Außerdem dürfen US-Bürger keine
       Geschäfte mit ihnen machen. GB
       
       1 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) 
       
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