# taz.de -- Landtag in Baden-Württemberg: CDU-Altlast wird neuer Präsident
       
       > Der neue Landtag in Baden-Württemberg hat Willi Stächele zu seinem
       > Präsidenten gewählt. Unter Mappus war er Finanzminister und am
       > umstrittenen EnBW-Deal beteiligt.
       
 (IMG) Bild: Seine Nominierung zum Landtagspräsidenten war stark umstritten: Willi Stächele (CDU).
       
       STUTTGART taz | Sechseinhalb Wochen nach der Landtagswahl in
       Baden-Württemberg hat sich am Mittwoch der neue Landtag konstituiert. Mit
       109 von 137 Stimmen hat er Willi Stächele von der CDU zum neuen
       Landtagspräsidenten gewählt. Die CDU ist trotz ihrer Wahlschlappe noch
       immer stärkste Fraktion und stellt damit den Parlamentschef. Als
       Vizepräsidenten wurden Brigitte Lösch (Bündnis 90/Grüne) und Wolfgang
       Drexler (SPD) gewählt.
       
       "Ich werde mich diesem Amt mit ganzer Kraft überparteilich und gewissenhaft
       widmen", erklärte der 59-jährige Stächele nach seiner Wahl. Er wies darauf
       hin, dass der Landtagspräsident zum ersten Mal nach 1952/53 nicht mehr von
       der Regierungsmehrheit gestellt wird. Stächele sprach auch von der
       Notwendigkeit, die Vertrauensgrundlage der Politik zu festigen. Er sagte
       deshalb zu den Abgeordneten: "Wir sind die zentralen Akteure des Systems
       parlamentarische Demokratie."
       
       Diese Worte haben aus Stächeles Mund eine besondere Bedeutung, denn
       Stächeles Nominierung war im Vorfeld stark umstritten gewesen. Stächele war
       im Kabinett von Stefan Mappus (CDU) Finanzminister und spielte daher eine
       zentrale Rolle beim umstrittenen EnBW-Deal. Beim Rückkauf der Aktien durch
       das Land Ende vergangenen Jahres hatte er vom sogenannten
       Notbewilligungsrecht Gebrauch gemacht, das eigentlich für Natur- oder
       ähnliche Katastrophen vorgesehen ist. Nur dadurch war es Ministerpräsident
       Mappus möglich geworden, den Deal am Parlament vorbei einzufädeln.
       
       ## EnBW-Deal wird noch überprüft
       
       Die damals rot-grüne Opposition hatte darin eine Verletzung des
       Parlamentsrechts gesehen und den Staatsgerichtshof angerufen, um die
       Verfassungsmäßigkeit des Vorgangs prüfen zu lassen. In wenigen Monaten
       könnte also unter Umständen der Staatsgerichtshof feststellen, dass
       ausgerechnet der neue Landtagspräsident die Rechte des Parlaments
       missachtet hat. Ob Stächele in solch einem Fall sein Amt niederlegen würde,
       hat er noch nicht erklärt.
       
       Während Stächeles Wahl dennoch reibungslos über die Bühne ging, da er auch
       mit Stimmen von SPD und Grünen gewählt wurde, muss der designierte grüne
       Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Wahl am heutigen
       Donnerstag bangen. Er braucht in jedem Fall die absolute Mehrheit. Eine
       Begrenzung der Wahlgänge gibt es nicht. Die Mehrheit sind 70 Stimmen -
       Grün-Rot kommt zusammen auf 71. Schon bei zwei Abweichlern in den Reihen
       der neuen Koalitionsfraktionen gäbe es also eine Blamage.
       
       "Die Fraktion ist geschlossen. Wir haben die einmalige Chance, unseren
       ersten Ministerpräsidenten zu wählen. Darauf freuen wir uns", sagte Edith
       Sitzmann von den Grünen. Sie wurde am Dienstag von ihrer Fraktion zur neuen
       Vorsitzenden gewählt. Auch was die SPD betreffe, habe sie keine Zweifel und
       sei optimistisch, erklärte Sitzmann.
       
       11 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nadine Michel
       
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