# taz.de -- Nach der Ausreise von Präsident Saleh: Opposition fordert Übergangsrat
       
       > Die "Revolutionäre Jugend" im Jemen fordert nach der Ausreise Salehs die
       > Einsetzung eines Übergangsrates. In Sanaa sind erneut sechs Menschen von
       > Heckenschützen erschossen worden.
       
 (IMG) Bild: Frauen in Sanaa feiern die Ausreise Salehs.
       
       SANAA afp/dapd | Nach der Ausreise des verletzten Präsidenten Ali Abdullah
       Saleh ist es im Jemen zu neuer Gewalt gekommen. Drei Anhänger des mächtigen
       oppositionellen Clanchefs Scheich Sadek al Ahmar wurden am Montag in der
       Hauptstadt Sanaa von Heckenschützen erschossen, wie das Büro des Scheichs
       und Augenzeugen berichteten. Die Regierung hatte nach dem Raketenangriff
       auf den Präsidentenpalast am Freitag angeboten, sich aus dem umkämpften
       Stadtviertel Hassaba zurückzuziehen, in dem Ahmar eine festungsartige
       Residenz hat.
       
       Junge Oppositionelle im Jemen haben unterdessen die Einsetzung eines
       Übergangsrates für die Einleitung eines politischen Wandels gefordert. In
       einer Erklärung forderte die "Revolutionäre Jugend", alle politischen
       Kräfte in einem "nationalen Übergangsrat" zu vereinen, der eine neue
       Verfassung ausarbeiten und eine "Regierung aus Fachleuten" einsetzen solle.
       
       Die junge Protestbewegung, die seit dem 21. Februar mit einem Protestcamp
       auf einem Platz in Sanaa campiert und den Rücktritt Salehs fordert,
       begrüßte in ihrer Erklärung dessen Ausreise. "Die Revolution hat ihr
       oberstes Ziel erreicht: Saleh ins Abseits zu stellen", erklärten sie. Sie
       kündigten an, ihren Sitzstreik aufrecht zu erhalten, bis alle Ziele ihres
       friedlichen Protests erreicht seien.
       
       Saleh war am Freitag bei einem Granatenangriff auf den Präsidentenpalast
       verletzt worden und am Samstag zur Behandlung nach Saudi-Arabien
       ausgereist. Am Sonntag wurde er dort nach Angaben eines saudiarabischen
       Regierungsvertreters erfolgreich operiert. Saleh werde nach zweiwöchiger
       Genesung in seine Heimat zurückkehren, sagte der Regierungsvertreter.
       Salehs Gegner hatten am Sonntag in Sanaa die Ausreise des Präsidenten
       frenetisch gefeiert.
       
       ## EU-Staaten fordern Dialog
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und vier weitere EU-Staats- und
       Regierungschefs haben zu einem umfassenden Dialog im Jemen aufgerufen. "Wir
       appellieren an die Jemeniten, in einem Geist der nationalen Einheit und des
       Dialogs (...) rasch den Weg der Versöhnung zu finden, damit das
       jemenitische Volk seine Regierung demokratisch wählen kann", erklärten am
       Sonntag Merkel und ihre EU-Kollegen aus Großbritannien, Frankreich, Italien
       und Spanien, David Cameron, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi und José
       Luis Zapatero.
       
       "Nach monatelangen Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, die
       erhebliches Leid über die jemenitische Bevölkerung brachten und große
       Zerstörungen anrichteten, fordern wir alle zivilen und militärischen
       Verantwortlichen in Jemen eindringlich auf, die vom saudi-arabischen König
       Abdullah initiierte Waffenruhe einzuhalten", hieß es in der Erklärung
       weiter.
       
       Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh war am Freitag bei einem
       Granatenangriff auf den Präsidentenpalast verletzt worden, bei dem nach
       jüngsten Angaben elf Menschen getötet und mehr als 120 weitere verletzt
       wurden. Saleh reiste zur medizinischen Behandlung mit einigen
       Familienmitgliedern nach Saudi-Arabien. Nach Angaben eines saudiarabischen
       Vertreters wurde Saleh inzwischen erfolgreich operiert. Er wolle in zwei
       Wochen in den Jemen zurückkehren. Die Protestbewegung im Jemen, die seit
       Monaten den Rücktritt des Staatschefs fordert, hatte die Ausreise Salehs
       als Sieg gefeiert.
       
       6 Jun 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nach Angriff auf Palast: Jemens Präsident zeigt sich wieder
       
       Mit Brandwunden im Gesicht und verbundenen Händen hat sich Jemens Präsident
       Saleh per Video im Staatsfernsehen präsentiert. Über eine Rückkehr in den
       Jemen schwieg er.
       
 (DIR) Unruhen im Jemen: Regierungspartei lädt zum Gespräch
       
       Das größte oppositionelle Parteienbündnis will vermeiden, dass Saleh an die
       Macht zurückkehrt. Sie fordern, dass der geschäftsführende Präsident Hadi
       übernimmt.
       
 (DIR) Unruhen im Jemen: Saleh schwerer verletzt als vermutet
       
       Verbrennungen an 40 Prozent seines Körpers soll Jemens Machthaber bei dem
       Angriff auf seinen Palast erlitten haben. Er ist nach wie vor in
       Saudi-Arabien, seine Rückkehr bleibt ungewiss.
       
 (DIR) Gefechte im Jemen: Taes in Hand der Opposition
       
       Nach Angaben eines Stammesführers kontrollieren Rebellen die Stadt Taes,
       die zweitgrößte des Landes. Die Britische Marine steht bereit, um eigene
       Landsleute zu evakuieren.
       
 (DIR) Kommentar Jemen: Keine Demokratie mit den Saudis
       
       Ein Garant für eine demokratische Entwicklung war Saudi-Arabien noch nie.
       Es gibt gute Gründe für die AktivistInnen im Jemen, deshalb wachsam zu
       bleiben.
       
 (DIR) Teile-und-herrsche-Strategie im Jemen: Salehs Machtsystem
       
       Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh schuf ein Netzwerk der Patronage. Doch
       dies kehrt sich jetzt gegen ihn. Auch Exgünstlinge streben nach einer
       Neuverteilung der Macht.
       
 (DIR) Aufstand im Jemen: Wie geht es weiter ohne Saleh?
       
       Präsident Ali Abdallah Saleh hat das Land verlassen, um sich in
       Saudi-Arabien medizinisch behandeln zu lassen. Die Opposition feiert.
       Dauert der arabische Frühling an?
       
 (DIR) Nach Angriff auf Jemens Präsidentenpalast: Verletzter Saleh ausgereist
       
       Der nach einem Angriff auf den Palast verletzte Präsident lässt sich in
       Saudi-Arabien operieren. Das Nachbarland hat jetzt auch eine wichtige
       Schlüsselrolle inne. Salehs Gegner feiern schon.
       
 (DIR) Jemen im Chaos: Präsident Saleh bei Attacke verletzt
       
       In Jemens Hauptstadt Sanaa spitzt sich die Lage zu. Mehrere
       Regierungspolitiker wurden zum Ziel von Granatenangriffen. Armee und
       Stammeskämpfer liefern sich heftige Feuergefechte.