# taz.de -- Europäische Unterstützung für Diktatoren: Despotenimage auf EU-Kosten
       
       > Brüssel unterstützt eine Wohltätigkeitsorganisation der Tochter des
       > Autokraten Islam Karimow. Der lässt Gefangene foltern und Kinder in der
       > Baumwollernte schuften.
       
 (IMG) Bild: In Brüssel beliebt und willkommen: der usbekische Autokrat Islam Karimow.
       
       BERLIN taz | Abgeordente aus Regierung und Opposition empören sich über
       EU-Gelder für die Imagepflege von Despotenkindern. Die EU fördert ab 2011
       das "Republikanische Zentrum zur sozialen Integration von Kinder" in
       Usbekistan mit 3,7 Millionen Euro. Das Zentrum sei 2004 unter der Ägide des
       usbekischen Staates und auf ihre Initiative hin gegründet worden, brüstet
       sich Lola Karimowa-Tilljaewa, Tochter des usbekischen Gewaltherrschers
       Islam Karimow und Unesco-Botschafterin in Paris, auf ihrer Website.
       
       Mit den EU-Geldern soll ein Schulsystem für behinderte Kinder in dem
       zentralasiatischen Land aufgebaut werden. Das Zentrum unterhält
       Therapieeinrichtungen, finanziert Hilfsmittel und fördert die Integration
       von Kindern mit Entwicklungsdefiziten. So weit, so wohltätig. Doch in
       Usbekistan geht es sonst weniger menschenfreundlich zu. Nach UN-Angaben
       wird Folter "systematisch" angewandt. 2005 ließ Karimow in der Provinzstadt
       Andischan einen Volksaufstand zusammenschießen. Es gab hunderte Tote.
       
       "Karimows autoritäre Herrschaft und sein Familien-Clan sollten nicht auch
       noch von der EU finanziell unterstützt werden", sagt der
       FDP-Bundestagabgeordnete Michael Link. Auch die grüne Volksvertreterin
       Viola von Cramon fordert, die Entscheidung der EU zurückzunehmen.
       
       Europas Geldregen für die Usbekenprinzessin wurde bei einem bizarren
       Gerichtsverfahren in Paris im vergangenen Mai publik. Lola Karimowa
       verklagt die französische Internetseite Rue89, da sie in einem Artikel als
       "Diktatorentochter" bezeichnet wurde. Zum Beweis für Karimowas
       Menschenliebe präsentierte ihr Anwalt den Brief der EU über die
       Geldspritze. "Wir wollen die bedeutende Rolle des Zentrums unter deren
       Direktorin Lola Karimowa hervorheben", heißt es in dem der taz vorliegenden
       EU-Schreiben. Das Urteil in Paris wird am 1. Juli erwartet.
       
       "Der Unterstützung der Stiftung verhöhnt die EU-Menschenrechtsprinzipien",
       sagt Andrew Stroehlein vom europäischen Think Tanks Europäische Crisis
       Group in Brüssel. Vor dem Hintergrund der desaströsen Politik in
       Nordafrikas nähme die Glaubwürdigkeit der EU nun vollends Schaden.
       
       ## Kinderarbeit bekämpfen
       
       Auf ihrer Webseite feiert sich Lola Karimowa als Wohltäterin und blickt
       mütterlich auf einen Jungen im von der Stiftung erworbenen Rollstuhl.
       Sowohl sie als auch ihre Schwester Gulnara sind Botschafterinnen von Papas
       Gnaden in Europa und führen dort ein Luxusleben. Beide unterhalten
       Stiftungen, die sich vor allem um das Wohl von Kindern bemühen. Die
       Internetzeitung RUE89 glaubt, durch die Charity solle das Image Usbekistans
       "weißgewaschen" werden. Auch dagegen klagt Lola in Paris.
       
       Pierre-Paul Antheunissens, EU-Mitarbeiter in Taschkent, findet die Hilfe
       nicht anrüchig. "Manchmal musst du mit solchen Organisationen
       zusammenarbeiten. Wenn sie wirklich Gutes für behinderte Kinder tun, warum
       nicht?", zitiert ihn der britische Telegraph.
       
       Für Stroehlein von ICG ist dies absurd. "Wenn Lola etwas für Kinder tun
       will, sollte sie die staatlich organisierte Kinderarbeit bei der
       Baumwollernte bekämpfen." Alljährlich zwingt der Staat Hundertausende in
       den Ernteeinsatz. Jedes Jahr sterben dabei Kinder an Erschöpfung und
       unzureichender Hygiene, wie die britische NGO "Environmental Justice" 2010
       in dem Report "Usbekistan die Sklavennation" beschreibt. Die Gewinne aus
       dem Baumwollexport fließen über Offshore-Konten ins Ausland.
       
       Trotz der Zustände kooperiert auch das UN-Kinderhilfswerk seit 2004 mit der
       Stiftung von Lola Karimowa. "Kinder wurden auch 2010 bei der Ernte
       eingesetzt, gab der Sprecher der Unicef in Genf, John Budd, zu. Aber auf
       der Kinderliebe der Präsidententochter läßt die Organisation nichts kommen.
       "Unicef erkennt das Engagement von Frau Lola Karimowa im Kinderschutz" an,
       lobhudelt ein Unicef-Vertreter aus Taschkent in einem der taz vorliegenden
       Schreiben.
       
       8 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marcus Bensmann
       
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       lässt er seine Gegner foltern. Dank der geostrategischen Lage Usbekistans
       kann er sich das leisten.