# taz.de -- Kommentar Griechenland-Krise: Papandreou ist es nicht
       
       > Es macht keinen Unterschied, ob Papandreou noch ein zweites Sparpaket
       > durchs Parlament bringt. Die Griechen treiben in jedem denkbaren Szenario
       > auf die Pleite zu.
       
 (IMG) Bild: Orthodoxe Priester, Polizisten – Gesichter des Protests gegen die Sparpolitik der griechischen Regierung.
       
       Die Investoren sind zufrieden. Sie rechnen mit der Rettung Griechenlands,
       weswegen nun die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen sinken.
       Aber warum sind die Anleger so zuversichtlich? Es ist keineswegs
       ausgemacht, dass Griechenland an einer Staatspleite vorbeischrammt.
       Langfristig ist nicht einmal garantiert, dass der Euro überlebt.
       
       Das Dilemma: Bisher fällt den EU-Politikern nur ein, dass die Griechen
       sparen sollen. Um dieses Ziel drehen sich in Brüssel wie in Athen sämtliche
       symbolischen Inszenierungen. Zuletzt bangten alle, ob der griechische
       Premier Papandreou die Vertrauensfrage überlebt.
       
       Doch faktisch macht es gar keinen Unterschied mehr, ob Papandreou noch ein
       zweites Sparpaket durchs Parlament bringt. Die Griechen treiben in jedem
       denkbaren Szenario auf die Pleite zu - ob sie ihre Staatsausgaben kürzen
       oder nicht.
       
       Denn die Griechen hängen seit mehr als einem Jahr in einem Teufelskreis
       fest. Weil der Staat spart, bricht die Konjunktur ein und sinken die
       Steuereinnahmen. Also nehmen die Defizite zu, obwohl sie doch eigentlich
       verringert werden sollten. Angesichts dieser neuen Haushaltslöcher fällt
       der EU bisher nur ein: Dann müssen die Griechen eben noch mehr kürzen!
       
       Das weitere Prozedere ist abzusehen. Spätestens im Herbst, wahrscheinlich
       schon im Sommer, werden die EU und Griechenland einräumen müssen, dass das
       Defizit leider, leider alle bisherigen Prognosen übersteigt. Noch während
       man über ein zweites Rettungspaket für Griechenland verhandelt, taucht also
       schon das dritte am Horizont auf.
       
       Diese Dauerdebatte über griechische Notkredite ist für die EU nicht
       durchzustehen. Spätestens im Herbst wird sie anerkennen müssen, dass
       Griechenland tatsächlich pleite ist. Bisher hat man nicht das Gefühl, dass
       die EU-Sparfetischisten auf dieses Ereignis vorbereitet sind. Das macht es
       so gefährlich, auch für den Euro.
       
       23 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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