# taz.de -- Berlin bekommt neuen Polizeipräsident: Habemus Hansen
       
       > Der Berliner Senat beschließt nächste Woche wohl die Neubesetzung.
       > Spätestens im Juli wird Udo Hansen dann offiziell ernannt - sofern das
       > Oberverwaltungsgericht mitspielt.
       
 (IMG) Bild: Nächste Woche wird offiziell, wer in Berlin die Kelle in die Hand nimmt
       
       Am Dienstag befasst sich der Senat mit der Besetzung des
       Polizeipräsidentenpostens. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wird seinen
       Wunschkandidaten, den 58-jährigen Udo Hansen, präsentieren. Gut informierte
       Kreise vermuten, dass es danach eine Debatte geben wird. Die Linkspartei
       ist wie berichtet gegen den Kandidaten. "Wir finden Hansen keine gute Wahl
       und werben dafür, nach neuen Bewerbern zu suchen", sagt Udo Wolf,
       Fraktionschef der Linken. Vieles spricht dafür, dass die SPD-SenatorInnen
       dennoch am Dienstag den förmlichen Beschluss fassen werden, dass es Hansen
       wird. Offiziell ernannt wird er aber erst, wenn das Klageverfahren des
       unterlegenen Mitbewerbers Klaus Keese vor dem Oberverwaltungsgericht
       abgeschlossen ist. Das wird frühestens Mitte Juli der Fall sein.
       
       Die Frage ist nur: Warum hat sich Körting auf Hansen versteift? Das ist
       Ausdruck der schlechten Bewerberlage, vermuten manche: "Warum wartet man
       nicht bis zu den Wahlen, setzt noch mal ein sauberes Verfahren in Gang und
       führt eine saubere Lösung herbei?" Druck zu handeln bestehe nicht.
       Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers führe die Behörde ruhig und
       sicher.
       
       Hört man sich in politischen Kreisen und bei der Polizei um, fällt immer
       ein Satz: "Die Sache hat Geschmäckle." Udo Hansen ist im Besitz eines
       SPD-Parteibuchs. Der ehemalige Präsident des Bundesgrenzschutzes hatte die
       Polizei 2008 wegen Dienstunfähigkeit verlassen, nachdem er vom
       CDU-geführten Bundesinnenministerium bei der Neuorganisation der
       Bundespolizei nicht befördert worden war. Als Kompensation für etwaige
       Gehaltseinbußen wurde er vom Bundesinnenministerium mit einem
       Beratervertrag versorgt. Nach Informationen des
       Grünen-Bundestagsabgeordneten und Innenexperten Wolfgang Wieland wurde
       Hansen damals im Rahmen eines Deals mit dem Bundesinnenministerium
       dienstuntauglich geschrieben. "Für jemand, der als Polizeipräsident eine
       Vorbildfunktion hat, ist das keine Empfehlung", sagt Wieland. 2010 war
       Hansen Berater des europäischen Rüstungskonzerns Eads in Saudi-Arabien. Von
       der CDU entsorgt, von der SPD versorgt?
       
       Für Hansen wäre der Sprung aus dem Vorruhestand auf den Sessel des
       Polizeipräsidenten ein krönender Abschluss seiner Laufbahn. Aber ist der
       Kandidat mit dem Ruf eines Hardliners auch der richtige Präsident für die
       Hauptstadtpolizei? Udo Wolf sagt Nein. "Es geht darum, die erfolgreiche
       Arbeit von Polizeipräsident Dieter Glietsch fortzusetzen."
       
       Das Problem ist: Persönlich kennen Hansen nur wenige. Polizisten, die ihn
       früher erlebt haben, beschreiben ihn als eloquenten, eitlen Menschen mit
       Ausstrahlung, der Wert auf Showeffekte lege. "Beim Bundesgrenzschutz galt
       er als einer, der klar und hart führte."
       
       Als Chef des Bundesgrenzschutzes auf dem Rhein-Main-Flughafen hatte Hansen
       1998 dafür gesorgt, dass die Flüchtlingsunterkunft im Transitbereich mit
       Nato-Stacheldraht, Überwachungskameras und Bewegungsmeldern zu einer
       Hochsicherheitsanlage ausgebaut wurde. Er hatte das angeordnet, um eine
       Fluchtserie von Asylsuchenden zu beenden.
       
       Insbesondere sind es aber zwei Fragen, die man zu Hansen immer wieder hört:
       Was konkret hat er beim Rüstungskonzern Eads in Saudi-Arabien gemacht, und
       warum hat er dort nach ein paar Monaten den Dienst quittiert? Das
       Bundesinnenministerium schickt seit Jahren deutsche Bundespolizisten ohne
       Rechtsgrundlage nach Saudi-Arabien, um saudische Grenzpolizisten
       auszubilden.
       
       24 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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