# taz.de -- Nach Explosion auf Marinebasis: Heißer Sommer auf Zypern
       
       > 10.000 Zyprioten demonstrieren gegen die Regierung, Die Polizei setzte
       > Tränengas ein. Strom und dadurch auch entsalzenes Wasser werden bei
       > Gluthitze knapp.
       
 (IMG) Bild: Protest im Abendrot: Demonstrantinnen in Nikosia.
       
       BERLIN taz | Etwa 10.000 Menschen haben am Dienstagabend in Nikosia gegen
       Schlampereien beim Umgang mit Sprengstoff protestiert. Durch die Detonation
       von 98 Containern waren am Montag auf einer Marinebasis 12 Menschen ums
       Leben gekommen. Das nahe gelegene größte Kraftwerk der Insel wurde schwer
       beschädigt und fällt für mehrere Monate aus.
       
       Die Sprengstoff-Container waren offenbar vor zwei Jahre schutzlos auf der
       Basis abgestellt worden. Sie explodierten infolge eines einfachen
       Buschbrandes. Ein Sprecher der Regierungspartei Diko sprach von
       "krimineller Nachlässigkeit".
       
       Regierungssprecher Stefanos Stefanou erklärte, man habe mehrfach versucht,
       den Sprengstoff, der von einer 2009 beschlagnahmten iranischen
       Schiffsladung stammt, im Ausland loszuwerden. Man sei damit aber beim
       UN-Sicherheitsrat gescheitert. Dagegen stehen Medienberichte, nach denen
       die Republik Zypern Hilfsangebote sowohl der USA als auch Deutschlands
       ausgeschlagen hat.
       
       Bei der Demonstration in Nikosia versuchten einige Teilnehmer den
       Präsidentenpalast zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas ein, 20 Personen
       wurden festgenommen. Die Menge rief "Nieder mit der Christofias-Junta" und
       nannte die Regierung "Mörder".
       
       ## Klimaanlagenverbot bei 40 Grad
       
       Wegen des Ausfalls des Kraftwerks Vasilikos musste die Stromversorgung
       drastisch eingeschränkt werden. Reihum nach Regionen wird derzeit der Strom
       für jeweils zwei Stunden am Tag abgeschaltet.
       
       Weil auch die Meerwasserentsalzungsanlagen infolge des Energiemangels
       ausgefallen sind, fließt in Nikosia und Larnaka nur an 12 von 48 Stunden
       Wasser aus dem Hahn. Die Regierung verpflichtete die Besitzer von
       Generatoren, diese zu nutzen, und richtete Sparappelle an die Bevölkerung.
       Klimaanlagen sollten ausgeschaltet bleiben – und das bei einer Temperatur
       von derzeit fast 40 Grad Celsius.
       
       Zugleich bemüht man sich um den Ankauf von mobilen Kraftwerken in Israel
       und Griechenland. Hotels sollen von den Sparmaßnahmen ausgenommen bleiben,
       um keine Touristen zu vergraulen. Die Regierung Nordzyperns bot als
       "humanitäre Geste" die Lieferung von Strom an. Das Angebot blieb zunächst
       unbeantwortet.
       
       13 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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