# taz.de -- Türkei auf Konfrontationskurs zu Brüssel: Erdogan stellt der EU ein Ultimatum
       
       > Der Premier fordert eine Lösung des Zypernkonflikts, bevor die
       > Zyperngriechen 2012 die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Und nennt die
       > EU "unaufrichtig".
       
 (IMG) Bild: Jubeln für Tayyip Erdogan bei seinem Besuch im türkischen Teil von Nikosia.
       
       ISTANBUL taz | "Sollte die EU im Juli 2012 die Ratspräsidentschaft an die
       griechischen Zyprioten übergeben, ohne dass zuvor eine politische Lösung
       zwischen Griechen und Türken auf Zypern erreicht ist, werden wir unsere
       Beziehungen zur EU für sechs Monate einfrieren." Das ist der Schlüsselsatz
       einer Rede, die der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan am
       Dienstagabend bei einem Besuch im türkischen Nordzypern hielt. Erdogan
       machte deutlich, dass er sich von den Inselgriechen auf Zypern nicht länger
       hinhalten lassen will und bezeichnete auch die Haltung der EU der Türkei
       gegenüber als "unaufrichtig". Der Besuch Erdogans auf Zypern galt dem
       Jahrestag des Einmarschs türkischer Truppen 1974, als diese zum Schutz der
       türkischen Minderheit den Nordteil der Insel besetzten.
       
       Seine Rede auf Zypern kommt einem Ultimatum gleich. Wenn die EU sich nicht
       bewegt und die Griechen weiter nicht zu einem Abkommen mit den Inseltürken
       drängt, "werden wir uns auf keinen Fall mit einer EU-Ratspräsidentschaft an
       einen Tisch setzen, die wir als Staat nicht anerkennen". Erdogan machte
       auch deutlich, dass er die türkischen Zyprioten unterstützt, auf Zypern
       eine Förderation zweier Staaten auf Augenhöhe durchzusetzen. Die
       Konzessionen, die die Türkei im UN-Plan von 2004 gemacht hatte und die die
       Griechen in einem Referendum ablehnten, gelten nicht mehr. "Alles muss neu
       verhandelt werden."
       
       Der Auftritt Erdogans war seine bislang harscheste Kritik an der EU seit
       dem Amtsantritt der AKP-Regierung vor knapp zehn Jahren. Die Regierung,
       aber auch der größte Teil der türkischen Bevölkerung, ist zutiefst
       frustriert, wie sie von der EU hingehalten werden. Seit der
       Beitrittsprozess 2005 offiziell begann, sind gerade einmal 10 von 34
       Kapiteln, die verhandelt werden müssen, eröffnet worden. Seit einem Jahr
       herrscht kompletter Stillstand.
       
       Nach seiner Wiederwahl am 12. Juni hatte Erdogan noch angekündigt, man
       werde einen letzten Versuch mit Brüssel machen. Im neuen Kabinett sitzt
       erstmals ein EU-Minister, um die Verhandlungen voranzutreiben.
       
       Vor Erdogan hatte Außenminister Ahmet Davutoglu gegenüber
       EU-Erweiterungsminister Stefan Füle erklärt, dass Ankara eine
       Ratspräsidentschaft der griechischen Zyprioten ohne Lösung des
       Zypernkonflikts nicht hinnehmen könne. Füle nannte diese Ankündigung "nicht
       hilfreich". Brüssel reagierte zunächst nicht auf Erdogan.
       
       20 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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