# taz.de -- Diskussion um Schuldenschnitt: Griechenland-Rettung spaltet Union
       
       > Kann nur eine Umschuldung dem maroden Staat helfen? Und wie stark müssen
       > Banken bluten? Die Regierungspartei streitet munter über einen
       > Schuldenschnitt.
       
 (IMG) Bild: Griechenland helfen - ja. Nur wie? In der Union gibt es keine einheitliche Linie.
       
       BERLIN taz | Die [1][Griechenland-Rettung] sorgt in der Union für Zoff. Der
       finanzpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Klaus-Peter
       Flosbach, lehnt eine mögliche Umschuldung des maroden Staates ab. "Eine
       Umschuldung ist nicht die Lösung der Krise. Die Lösung liegt bei unseren
       griechischen Nachbarn selbst", sagte Flosbach am Montag. Damit wendet sich
       Flosbach gegen Fraktionskollegen.
       
       Denn Fraktionsvize Michael Fuchs plädiert für einen Schuldenschnitt. "Die
       Umschuldung muss kommen", sagte Fuchs der Passauer Neuen Presse. Und bringt
       sofort eine radikale Lösung ins Spiel: Er favorisiere die Möglichkeit, die
       Hälfte der Schulden zu streichen. "Ich bin fest überzeugt, dass es für den
       Euro besser wäre", betonte Fuchs.
       
       Griechenland braucht bis September ungefähr 120 Milliarden Euro, um eine
       Staatspleite zu verhindern. Die Staats- und Regierungschefs wollen am
       Donnerstag ein zweites Hilfspaket für den überschuldeten Staat beschließen.
       Dafür kursieren mehrere [2][Modelle]. Manche laufen auf einen
       Schuldenschnitt hinaus, der hohe Verluste für Gläubigerbanken bedeuten
       würde. Eine von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) favorisierte
       Variante will die Banken auf freiwilliger Basis beteiligen - indem sie ihre
       fälligen Staatsanleihen verlängern.
       
       Flosbach zweifelt daran, dass eine Umschuldung den Kern des Problem löst.
       "Eine Umschuldung würde zwar die Staatsverschuldung senken, aber nicht die
       Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands wiederherstellen", sagte er. "Auch nach
       einer Umschuldung bliebe Griechenland vom Kapitalmarkt abgeschnitten und
       müsste weiter durch seine europäischen Partner finanziert werden, bis das
       Vertrauen des Kapitalmarktes in die Zahlungsfähigkeit Griechenlands
       zurückkehrt.
       
       Nötig sei daher, dass die griechische Regierung "mit aller Konsequenz die
       Strukturreformen weiter vorantreibt, um Vertrauen wiederzugewinnen", sagte
       Flosbach. "Würde außerdem Griechenland umgeschuldet, gibt es kein Argument,
       mit dem Irland und Portugal, die ebenfalls ein hartes Reformprogramm
       durchlaufen, eine Umschuldung verweigert werden könnte." Mit Blick auf
       Sparanstrengungen des griechischen Staates im Falle einer Umschuldung sagte
       Flosbach: "Der Druck, Reformen durchzuführen, würde nachlassen. Denn eine
       Umschuldung bedeutet nichts anderes, als dass man auch mit weniger
       Anstrengung seine Schulden los werden kann."
       
       19 Jul 2011
       
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 (DIR) Ulrich Schulte
       
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