# taz.de -- "Anonymous" in Österreich: Hacker-Angriff auf Parteien
       
       > Website geknackt und Daten geklaut - In Österreich haben es die
       > Anonymous-Hacker auf die Parteien abgesehen. Auf der FPÖ-Seite war
       > stundenlang nur ein blaues Pony.
       
 (IMG) Bild: Gefälschte Rücktrittserklärung: Österreichs Kanzler Faymann.
       
       WIEN taz | Angriffe der Hackergruppe Anonymous verunsichern Österreichs
       Parteien. Seit Monatsbeginn sind die Webseiten der SPÖ, der FPÖ und zuletzt
       auch der Grünen attackiert worden. Zigtausende Daten wurden dabei
       gestohlen.
       
       Von der Attacke auf www.gruene.at hat sich AnonAustria via Twitter
       inzwischen distanziert: "Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass ein
       oder mehrere Mitglieder von AnonAustria an dieser Aktion beteiligt waren.
       Diese Aktion wurde aber weder mit dem Wissen noch mit dem Einverständnis
       der Gruppierung durchgeführt und dergleichen wird auch innerhalb des
       Kollektivs nicht geduldet".
       
       Das ist wenig Trost für Grünen- Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner, der
       sich bei 13.000 Usern, die sich mittels Passwort ins Forum eingeklinkt
       hatten, für die "Unannehmlichkeiten, die durch den illegalen Zugriff
       entstanden sind", entschuldigen musste: "Wir werden alles Nötige tun, um
       das System sicher zu machen".
       
       ## Gefälschte Rücktrittserklärung von Kanzler Faymann
       
       Zur Attacke auf die FPÖ hingegen bekennt sich AnonAustria. Die Homepage der
       rechten FPÖ wurde vergangenen Mittwoch bereits zum zweiten Mal angegriffen.
       Stundenlang war dort nur ein geflügeltes blaues Pony zu sehen. Die FPÖ
       erstattete Anzeige gegen Unbekannt.
       
       Bei seinem ersten Hackerangriff Anfang Juli hatte das Netzwerk Anonymous
       die Partei-Websiten im Zuge einer "Operation Anti-Security" (AntiSec) zum
       Ziel erklärt. Gemeinsam mit der Gruppe Lulz Security (LulzSec), mit der
       sich Anonymous kürzlich verbündet hat, wolle man so gegen "Regierungen,
       Banken und andere korrupte Institutionen" vorgehen. Während LulzSec eher
       als Spaßguerilla gilt, verfolgte Anonymous von Anfang an politische Ziele
       und deklariert sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform Wikileaks.
       
       Erstes Ziel in Österreich war aber die Kanzlerpartei SPÖ. Da wurde am 1.
       Juli eine gefälschte Rücktrittsmeldung von Bundeskanzler Werner Faymann auf
       die Homepage gestellt. Passwörter und echte Login-Daten von Nutzern der
       Seite wurden abgesaugt. Den Hackern geht es nach eigenem Bekenntnis um die
       Menschenrechte und die Wahrung der Meinungs- und Pressefreiheit.
       
       ## Angriff auf Gebühreneinzugszentrale
       
       In diesem Zusammenhang dürfte auch ein Angriff auf das Gebühren Info
       Service (GIS) letzte Woche zu verstehen sein. Die GIS treibt für den ORF
       die Rundfunkgebühren ein. GIS-Geschäftsführer Jürgen Menedetter musste
       zugeben, dass 214.000 Datensätze von AnonAustria kopiert worden seien,
       darunter 96.000 mit Kontodaten von ehrlichen Menschen, die ihr Fernsehgerät
       via Homepage anmeldeten. Die Betroffenen wurden gewarnt, ihre
       Kontobewegungen verstärkt zu beobachten. Eine erhöhte Gefahr für Missbrauch
       sieht man in der GIS allerdings nicht.
       
       Für Hans Zeger, Österreichs umtriebigsten Datenschützer, ist es kein
       Zufall, dass selbst Seiten mit sensiblen Informationen so einfach gehackt
       werden können. Nicht mehr als zehn Prozent der Systeme seien in Österreich
       ausreichend geschützt, sagte er der Austria Presse Agentur (APA). Über
       weite Strecken werde "sehr leger mit Sicherheitsmaßnahmen umgegangen",
       Österreich schneide im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ab.
       Zeger wünscht sich eine "Betriebsgenehmigung für Anwendungen, die
       persönliche Daten verwalten".
       
       29 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Anonymous-Aktionen in San Francisco: Nicht länger nur online
       
       Ein kalifornisches Verkehrsunternehmen verhindert die Aufklärung von
       Todesfällen. Der Protest formiert sich im Netz und begibt sich auf die
       Straße.
       
 (DIR) Netzaktivisten hacken sich gegenseitig: Anonyme gegen Anonymous
       
       In der Nacht zu Montag hackte Anonymous eine syrische Webseite und
       platzierte dort eine Botschaft. Kurz darauf wurden die Aktivisten selbst
       Ziel eines Cyberangriffs.
       
 (DIR) Hacker outen Blut-und-Ehre-Anhänger: "Operation Blitzkrieg" gegen Neonazis
       
       Die Hackergruppe "Anonymous" hat persönliche Daten mutmaßlicher Neonazis
       veröffentlicht. Diese sind Mitglieder des verbotenen "Blood &
       Honour"-Netzwerks.
       
 (DIR) Aus Rache für Festnahmen: Cyber-Kriegserklärung an US-Polizei
       
       Die Gruppe AntiSec behauptet, Daten von 70 Polizeidienststellen in den USA
       gehackt zu haben. Mit deren Veröffentlichung im Internet will sie sich für
       die Festnahmen mutmaßlicher Hacker rächen.
       
 (DIR) Die Bedeutung von "lulz": Hack mit Gag
       
       "Lulz" sind zum Synonym für Unfug, Schabernack und humorige Pöbeleien im
       Netz geworden. Ein Sammelbegriff für Spaß im globalen digitalen
       Landschulheim.
       
 (DIR) Jungsozialisten-Camp in Österreich: Die kleinen Sozis und das Böse
       
       Im Camp von Österreichs Jusos herrscht Trauer um die Freunde aus Norwegen.
       Einschüchtern lässt man sich aber nicht: Der Wert der politischen
       Gemeinschaft wird neu entdeckt.
       
 (DIR) Ethical Hacker über digitale Zerstörung: "Hacker sind Künstler"
       
       Cyber-Attacken hat er den Krieg erklärt. Trotzdem findet der
       IT-Sicherheitsbeauftragte Michael Schönborn durchaus Worte der Bewunderung
       für eine Zunft, die er eigentlich bekämpft.