# taz.de -- Kommentar Libyen: Das Regime ist am Ende
       
       > Die Nato sollte ihre Kampfhandlungen einstellen, um eine Lösung am
       > Verhandiungstisch zu ermöglichen. Auch gilt es jetzt, auf die Rebellen
       > mäßigend einzuwirken.
       
       Der Konflikt zwischen dem Gaddafi-Regime und der libyschen Opposition ist
       in seine entscheidende, möglicherweise letzte Phase getreten.
       
       Der erstmalige und völlig fehlgeschlagene Einsatz einer Scud-Rakete gegen
       die Rebellen beweist keine militärische Überlegenheit, sondern ist eher
       eine Verzweiflungstat angesichts der absehbaren Niederlage Gaddafis. Diese
       vor Augen setzte sich mit dem stellvertretenden Innenminister erneut ein
       führendes Mitglied des Machtzirkels um Gaddafi ins Ausland ab.
       
       Nach der absehbaren Eroberung der strategisch wichtigen Küstenstadt Sawija
       westlich von Tripolis kontrollieren die Rebellen die Verbindungsstraße nach
       Tunesien und damit die letzte Nachschublinie. Nur über sie gelangten
       bislang noch Benzin, Waffen und Lebensmittel in die Hauptstadt und zu den
       Regierungstruppen.
       
       Wichtigstes Indiz dafür, dass die Tage Gaddafis gezählt sind, ist aber die
       Teilnahme seines Außenministers und anderer hochrangiger Vertreter des
       Regimes an Geheimverhandlungen mit den Rebellen auf der tunesischen Insel
       Djerba.
       
       Um den Verlauf dieser Verhandlungen zu begünstigen, sollten die
       Nato-Luftstreitkräfte ihre Bombardements jetzt einstellen. Eine Fortsetzung
       der Luftangriffe würde etwa die Rolle Katars unterminieren.
       
       Bislang war das Emirat an der Militäraktion beteiligt, nimmt aber jetzt bei
       den Verhandlungen auf Djerba gemeinsam mit Südafrika die wichtige Rolle des
       Vermittlers wahr.
       
       Außerdem sollten die Regierungen der Nato-Staaten nun ihre politische
       Verantwortung für die Zukunft Libyens wahrnehmen und mäßigend auf die
       Rebellen einwirken. Denn an deren politischen Integrität und Führungsstärke
       mehren sich jüngst die Zweifel.
       
       Berichte über Plünderungen und Vertreibungen von Gaddafi-treuen Zivilisten
       durch Rebellenmilizen lassen die Sorge wachsen, dass es nach Gaddafis
       Rücktritt zu blutigen Stammesfehden kommen könnte.
       
       16 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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