# taz.de -- Nach Abstufung durch Ratingagentur: Japan bleibt bei Anlegern beliebt
       
       > Die Investoren ignorieren einfach, dass die Ratingagentur Moody's Japan
       > heruntergestuft hat. Mit Grund: Dort winken Gewinne, die es in
       > Deutschland nicht gibt.
       
 (IMG) Bild: In Tokio kann man gelassen bleiben: Japan bleibt beliebt.
       
       BERLIN taz | Der Einfluss von Ratingagenturen ist begrenzt, wie das
       Beispiel Japan zeigt. Die Finanzmärkte reagierten völlig gelassen, nachdem
       die US-Ratingagentur Moodys die Kreditwürdigkeit Japans am Mittwoch
       herabgestuft hatte. Der Aktienindex Nikkei gab nur um 1,07 Prozent nach.
       Auch der Yen notierte weiter auf Rekordniveau.
       
       Moodys bewertet japanische Staatsanleihen inzwischen nur noch mit der
       Ratingnote Aa3. Dies ist drei Stufen unter der Bestnote Aaa, die Japan
       allerdings schon 1998 verloren hatte. Damit wird Japan von Moodys deutlich
       schlechter bewertet als die meisten anderen Industriestaaten. Besser
       benotet sind zum Beispiel Deutschland, Finnland, Frankreich, Luxemburg,
       Niederlande, Österreich, Großbritannien, Kanada und die USA (jeweils Aaa).
       Auch Belgien (Aa1), Spanien, Italien und Slowenien (jeweils Aa2) liegen vor
       Japan.
       
       Doch offenbar finden es die Investoren nicht besonders beunruhigend, dass
       der japanischen Regierung bescheinigt wird, dass ihre Zahlungsfähigkeit
       nicht ganz gesichert ist. Stattdessen kaufen die Anleger fleißig weiter
       japanische Staatsanleihen, sodass sich Japan fast zum Nulltarif verschulden
       kann. Für einen zehnjährigen Kredit muss die japanische Regierung aktuell
       nur einen Zins von 1,03 Prozent zahlen. Diese Rendite ist sogar noch
       niedriger als bei den Bundesanleihen. Deutschland muss immerhin rund 2,1
       Prozent für eine zehnjährige Staatsanleihe aufbringen, obwohl die
       Bundesrepublik ein deutlich besseres Rating als Japan hat. Warum also
       bleiben die Käufer japanischer Staatsanleihen derart gelassen?
       
       Ein erster Grund: Die Anleger verdienen besser, als es aussieht. Die
       Inflation liegt in Japan bei nur 0,2 Prozent. Also beträgt der Realzins
       immer noch 0,8 Prozent, wenn die Rendite nominal rund 1 Prozent ausmacht.
       Eine Bundesanleihe bringt hingegen sogar leichte Negativzinsen, weil die
       deutsche Inflation derzeit bei etwa 2,4 Prozent liegt.
       
       Zweitens: Moodys ist zu keinen neuen Erkenntnissen gelangt, sondern hat
       bekannte Tatsachen nur neu bewertet. Die Investoren wussten längst, dass
       die Schäden von Fukushima hunderte Milliarden Dollar kosten werden. Zudem
       ist Moodys nicht die erste Ratingagentur, die Japan herabstuft. Standard &
       Poors hat diesen Schritt schon vor Monaten vollzogen.
       
       Drittens: Japan hat zwar Schulden in Höhe von 200 Prozent der
       Wirtschaftsleistung und schlägt damit sogar das Pleiteland Griechenland,
       das auf 160 Prozent zusteuert. Aber anders als Griechenland verzeichnet
       Japan einen enormen Exportüberschuss. Es ist daher nicht im Ausland
       verschuldet, sondern bei den eigenen Landsleuten.
       
       24 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Australische Städte verklagen Ratingagentur: Millionen Miese statt Triple-A
       
       Über zehn Millionen Euro Verlust mit AAA-Papieren: Weil Standard & Poor's
       Finanzpapiere falsch bewertet haben soll, haben australische Kommunen die
       US-Ratingagentur verklagt.
       
 (DIR) Japans neuer Premier: Yoshihiko Noda soll es richten
       
       Der Finanzminister ist zum Chef der regierenden Demokratischen Partei
       gewählt worden. Damit ist klar: Noda wird auch nächster Ministerpräsident
       eines Landes, das mitten in der Krise steckt.
       
 (DIR) Triple-A in Gefahr: Frankreich verschärft Sparkurs
       
       Die Regierung will 2012 weitere 10 Milliarden Euro sparen. Das soll die
       Ratingagenturen beeindrucken. Noch wird die Kreditwürdigkeit mit AAA
       bewertet.
       
 (DIR) Rekordschulden lassen die Märkte kalt: "Über Japan redet niemand"
       
       Griechen-Pleite, Eurokrise und der Schuldenstreit in den USA – doch warum
       redet niemand über Japan? Die Schulden des Landes: 200 Prozent des BIP.
       
 (DIR) Nach Tsunami und Atomkatastrophe: Japan teilt Strom neu auf
       
       Japan ist in der Rezession. Tepco kann nur etwa 55 Gigawatt Strom erzeugen,
       allein Tokio braucht 60. Die Strom-Engpässe werden mit veränderten
       Arbeitszeiten umgangen.
       
 (DIR) Japan nach Tsunami und Atomkatastrophe: Nicht mehr ganz kreditwürdig
       
       Der Wiederaufbau des Landes könnte mehr als 400 Milliarden Euro kosten. Und
       schon warnt die Ratingagentur S&P davor, dass die Schulden des Landes
       weiter anwachsen.
       
 (DIR) Stromausfälle in Japan stoppen die Industrie: Glühlampen raus, Neonwerbung aus
       
       Der Energiemangel nach dem Erdbeben zeigt den Japanern die Grenzen des
       wirtschaftlichen Wachstums auf. Bürger sparen nun konsequent Energie.
       
 (DIR) Erdbeben in Japan belastet Rückversicherer: Wetten auf Katastrophen sind hip
       
       Rückversicherer verkaufen ihre Risiken seit einiger Zeit gern als
       "Katastrophen-Bonds". Attac warnt davor, dass auch bei diesen Wetten "die
       Blase platzen" könnte.