# taz.de -- Kommentar Schwarz-Gelb und Euro: Populismus im Maßanzug
       
       > Die FDP möchte im Euro-Durcheinander als letzte Bastion der
       > Ordnungspolitik gesehen werden. Das könnte in der Tat ein Ausweg für die
       > Liberalen sein.
       
       Die Lage der FDP ist dramatisch. Dass sie reihenweise Wahldesaster erlebt,
       ist gar nicht mal das Schlimmste. Fatal ist, dass es keine Aussicht gibt,
       dass sich das verändern könnte. Steuersenkungen sind als brauchbares
       Markenzeichen nachhaltig außer Mode, andere nicht in Sicht. Die Liberalen
       wissen noch nicht mal, auf welches Wunder sie warten.
       
       Deshalb ist es so verlockend, halblaut Griechenlands Austritt aus dem Euro
       ins Spiel zu bringen. Man inszeniert sich so als Freigeist, der Denkverbote
       nicht akzeptieren will. Mit Anti-EU-Populismus hat das natürlich nichts zu
       tun - im Gegenteil.
       
       Die FDP möchte im Euro-Durcheinander als letzte Bastion der Ordnungspolitik
       gesehen werden, als tapfere Verfechter des Prinzips, dass Regeln gelten
       müssen. Das könnte in der Tat ein Ausweg für die Liberalen sein. Die FDP
       kann sich nicht in eine dröhnend rechtspopulistische Bewegung verwandeln -
       dafür müsste sie sich selbst verraten. Doch die Rolle als eiserner Wächter
       der Währungsstabilität könnte passen. Populismus im Maßanzug gewissermaßen.
       
       Die FDP bereitet sich damit nebenbei auf die Zeit nach dem Bruch der
       schwarz-gelben Koalition vor. Ob sie damit Erfolg hat, weiß keiner. Aber es
       ist besser, als einfach nur tatenlos zu warten, bis das Gewitter kommt.
       Auch die CSU, in der Euro-Gegner Peter Gauweiler Vizechef werden will,
       funkt manchmal in diese Richtung. Die CDU hingegen, die über die Erhöhung
       des Spitzensteuersatzes und Mindestlöhne nachdenkt, scheint den Weg zur
       großen Koalition zu erkunden.
       
       Bislang hält der Wille, an der Macht zu bleiben, die Koalition zusammen.
       Gleichzeitig präparieren sich alle beteiligten Parteien offensichtlich
       bereits für die Zeit danach. Man kann hören, wie der Kitt bröckelt.
       
       14 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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