# taz.de -- Am Wahlkampfstand (5): Bei der Piratenpartei: Plattenbauten sind ein schwieriges Pflaster
       
       > In Hohenschönhausen sieht es nicht so aus, als ob die Piraten schon allzu
       > viele Herzen erobert haben.
       
 (IMG) Bild: Die Piratenpartei, bislang nicht im Abgeordnetenhaus vertreten, könnte Umfragen zufolge am Sonntag den Einzug ins Berliner Landesparlament schaffen.
       
       Mit jeder S-Bahn kommt ein neuer Schub potenzieller Piratenwähler auf den
       Platz geströmt. Station Wartenberg, Hohenschönhausen, Plattenbau reiht sich
       an Plattenbau. Yannick Meyer verteilt Kaperbriefe. Unermüdlich läuft der
       Direktkandidat für die Lichtenberger Ortsteile Karlshorst und Rummelsburg
       auf die Menschen zu: "Das Programm der Piraten vielleicht?" Kopfschütteln,
       wegblicken, ignorieren. Manchmal ein Lächeln, ein paar stecken die Zettel
       in ihre Tasche. "Es ist hier ein schwieriges Pflaster", sagt Steffen
       Bornfleth, Direktkandidat für Hohenschönhausen und Malchow. "Die Leute sind
       desillusioniert."
       
       Nicht so die Kinder auf dem Platz. Nach wenigen Minuten warten sieben
       Jungen und Mädchen kichernd darauf, dass der Piratenkandidat
       Luftballon-Schwerter kreiert. Und Dackel. "Wer wählt denn Piraten?", fragt
       ein blondes Mädchen. "Wir sind eine Partei, deshalb kann man uns wählen",
       sagt Bornfleth. Das Mädchen überlegt kurz: "Piraten gibt es doch gar nicht
       mehr." Bornfleth lächelt und drückt ihr ein Schwert in die Hand: "Doch, ein
       paar schon. Aber wir sind keine bösen Piraten."
       
       ## "So ein Scheiß"
       
       Das finden drei junge Männer schon. "So einen Scheiß wählen wir nicht",
       rufen sie im Vorbeigehen. "Wir sind für die NPD!" Lange nicht so radikal,
       aber trotzdem unzufrieden ist ein älterer Herr. "Die klauen den anderen
       Parteien nur das Geld", schimpft er. Zu viele Gruppierungen im Parlament
       seien kontraproduktiv. "Die zerstreiten sich nur." Er wähle lieber eine
       etablierte Partei.
       
       Etwa so eine, für die Joachim Groneberg gerade unbewusst Werbung macht. Er
       hält eine Plastiktüte in der Hand, als er an den Piratenstand kommt. CDU
       steht darauf. "Aber die bürgerlichen Parteien wähle ich auf keinen Fall."
       Eher eine Splitterpartei, vielleicht sogar die Piraten. Dass Staat und
       Kirche getrennt sein sollen, findet er gut. "Und gegen die
       Vorratsdatenspeicherung bin ich auch." Bärbel Kubisch ist eine der Wenigen,
       die das Gespräch mit den Piraten sucht. Die 49-Jährige hat schon bei der
       Bundestagswahl die Piraten gewählt. "Neue Parteien sollten eine Chance
       haben", findet sie. "Die etablierten machen mir zu viel Lobbyarbeit." Ihr
       gefallen die Forderung nach einem Mindestlohn und die Internetthemen. Jetzt
       wolle sie das Wahlprogramm noch mal genauer lesen. "Ich will mich wohl
       fühlen, wenn ich am Sonntag das Kreuzchen mache."
       
       Dennis hingegen hat schon gewählt, die Piraten, bei der U-18-Wahl. "Die
       klangen am coolsten", sagt der 14-Jährige. "Und meine Oma meinte, die
       Piraten seien besser als die FDP." Kandidat Bornfleth lächelt. "Das ist
       doch mal was!"
       
       15 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Fiedler
       
       ## TAGS
       
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