# taz.de -- Neuer linker Terror?: Ein echtes Vermittlungsproblem
       
       > Die autonome Linke forderte schon länger mehr "selbstbewusste Militanz".
       > Sicherheitskreise sehen auch nach Brandanschlägen auf Bahn "keine neue
       > Qualität".
       
 (IMG) Bild: "Gimme fire": Von Autonomen gelegtes Feuer gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Dresden 2011.
       
       Es klingt wie eine Kampfansage: "Militanz - wir stehen dazu". Als sich im
       Juni Linksradikale aus dem Bundesgebiet zu einem "Kongress für autonome
       Politik" in Köln trafen, wurde dieser Themenblock nicht zufällig auf die
       Agenda gesetzt. Ziel sei eine "selbstbewusste Normalisierung und
       verbreiterte Einübung und Ausübung von emanzipativer Militanz", hieß es in
       einem Aufruf. Als "eine Zuspitzung unserer Kritik an den herrschenden
       Verhältnissen."
       
       Die Serie von Brandanschlägen in Berlin - es wäre die Praxis zur Theorie.
       Das Inbrandsetzen von Kabelschächten der Bahn ist dabei nicht neu: Bereits
       im Mai wurden durch einen Kabelbrand am Bahnhof Ostkreuz weite Teile des
       Berliner Bahnverkehrs lahmgelegt. Auch im November 2010 bekannten sich
       Autonome zu einem Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn. Im Februar
       entschärfte die Polizei zwei Brandsätze bei Oranienburg. Der Unterschied
       diesmal: Die Anschläge waren deutlich aufwendiger, da sie an mehreren Orten
       gleichzeitig erfolgten.
       
       Die autonome Szene vermeidet öffentliche Diskussionen über diese Aktionen.
       In der Vergangenheit fanden die Bahn-Anschläge aber durchaus Zustimmung: Es
       sei kein Mensch zu Schaden gekommen. "Hier wurde mehr als Sand ins Getriebe
       gestreut", jubelte das autonome Untergrundblättchen interim nach der
       Ostkreuz-Aktion. Die Gruppe, die sich damals bekannte, legte dagegen eine
       selbstkritische Rechtfertigung nach: "Was die Vermittlung der Aktion
       angeht, hatten wir tatsächlich ein echtes Problem." Das dürfte die linke
       Szene außerhalb der militanten Autonomen auch zu den jetzigen Anschlägen
       unterschreiben.
       
       Bei der Frage, wer hinter den Taten steckt, tappen die Ermittler im
       Dunkeln. Der Berliner Verfassungsschutz geht von einer "in der Szene
       isolierten Tätergruppe" aus. Der letzte Erfolg gegen linke, klandestine
       Brandleger gelang der Polizei 2007: Drei Mitglieder der "militanten
       gruppe", 35 bis 46 Jahre alt, wurden beim Anzünden von Bundeswehr-Lkws
       gefasst. Ein Altenpfleger, ein Sozialarbeiter, ein Buchhändler. Keiner
       vorbestraft.
       
       Einen "neuen Linksterrorismus" sehen Sicherheitskreise derzeit in Berlin
       nicht: Ein "tiefgreifender Qualitätswandel" im gewaltbereiten
       Linksextremismus sei derzeit nicht feststellbar. Die "Tötung von Menschen"
       gelte in der Szene weiter als "nicht vermittelbar".
       
       Als sich im April Autonome zu einem Brandanschlag auf eine Berliner
       Polizeiwache bekannten, bei der ein Putzmann aus den Flammen gerettet
       werden musste, reagierte die Szene - anders als jetzt - mit offener Kritik.
       "Warum feiert ihr es ab, wenn Bullen durch unsere Gegenwehr traumatisiert
       sind?", fragte die interim. "Eine emanzipatorische Perspektive sieht für
       uns anders aus."
       
       14 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
 (DIR) Konrad Litschko
       
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