# taz.de -- Borussia Dortmund: Die Lockerheit ist zurück
       
       > Auf dem Weg zu sich selbst überrennt der Meister völlig überforderte
       > Kölner. Warum es in der Champions League nicht klappen will, weiß der
       > Trainer nicht genau.
       
 (IMG) Bild: Doppelt eingenetzt: Gegen überforderte Kölner schoss sogar der sonst umständliche Robert Lewandowski zwei Tore.
       
       DORTMUND taz | Das feine Gespür des Jürgen Klopp für den Umgang mit den
       großen Emotionen der Fußballwelt gehört definitiv zu den
       Erfolgsgeheimnissen von Borussia Dortmund.
       
       Es verwundert also kaum, dass der Meistertrainer für die Gefühlslage rund
       um den zwischen Europapokal-Frust und Bundesliga-Euphorie changierenden BVB
       nach dem schwer beeindruckenden 5:0 gegen den 1. FC Köln eine treffende
       Pointe fand: "Letzte Woche waren wir Dritter und keiner hat es gespürt",
       sagte er, "jetzt sind wir Zweiter, und ich denke, das wird sich bei dem
       einen oder anderen bemerkbar machen."
       
       In der Bundesliga hat der BVB viermal in Folge gewonnen, ein Torverhältnis
       von 13:1 haben sie in dieser Zeit herausgearbeitet. "Wir sind auf dem Weg,
       uns zu finden, und wir haben 19 Punkte", verkündete Klopp zufrieden, und
       doch geriet der Trainer schnell in Rechtfertigungszwang.
       
       Natürlich wollten alle wissen, warum die Mannschaft in der Bundesliga
       funktioniert, während sie in der Champion League so große Probleme hat.
       "Weil wir da mehr Fehler machen, der Druck, den wir uns selber machen, der
       ist eben groß", sagte der Trainer ziemlich vage. Eine tiefere Analyse
       konnte oder wollte er nicht liefern, nur so viel scheint klar: Es ist eine
       Frage des Kopfes.
       
       Im Bundesligaalltag ist es naturgemäß einfacher, die freudvoll-lockere
       Haltung zu finden, die Voraussetzung ist für das leichtfüßige Spiel des
       Meisters. "Wir hatten Konzentrationsfehler drinnen", sagte Sven Bender zum
       1:3 in Piräus aus der Vorwoche, zudem wurden international stets die ersten
       Großchancen vergeben, während die frühen Tore in der Bundesliga fallen. Wie
       gegen Köln, als der BVB nach Treffer von Kagawa (7.) und Schmelzer (25.)
       früh deutlich führte.
       
       "So etwas kann man im Fußball manchmal nicht erklären", meinte Kapitän
       Sebastian Kehl, der nach 66 Minuten das fünfte Tor zu diesem Sieg beitrug
       (zwischendurch hatte Lewandowski zweimal getroffen). Und Marcel Schmelzer,
       dem sein erstes Bundesligator überhaupt gelang, meinte ziemlich ratlos:
       "Wir sind Menschen, die auch mal einen schlechten Tag haben."
       
       ## Keine Zweifel an den eigenen Methoden
       
       Vielleicht hätte ein anderer Spielplan in der Champions League geholfen,
       zunächst das Heimspiel gegen den FC Arsenal, den vermeintlich schwersten
       Gegner, und dann zwei Auswärtspartien bei den leichteren Kontrahenten,
       erwiesen sich als überaus ungünstig. Ein schneller Heimsieg gegen Piräus
       oder Marseille, die Teams auf Augenhöhe, hätten dem Verlauf des Wettbewerbs
       sicher gut getan.
       
       Wegen dieser ungünstigen Konstellation, diversen Verletzungen und
       Formschwächen, die nach dem Rausch des Vorjahres zu erwarten waren, hat die
       sportliche Leitung des BVB nie grundsätzlich an den eigenen Methoden und
       Arbeitsweisen gezweifelt. Ganz im Gegensatz zu Teilen der Öffentlichkeit,
       was Klopp durchaus getroffen hat.
       
       "Ich habe keine Zeitung gelesen, um nicht den Respekt vor den Journalisten
       zu verlieren, mit denen ich weiter zusammen arbeiten muss", sagte Klopp am
       Samstag. Dieser Aussage war eine Menge Bitterkeit zu entnehmen.
       
       ## "Bis an die Zähne bewaffnete Gegner"
       
       Der Trainer wünscht sich mehr Nachsicht mit seiner immer noch sehr jungen
       Mannschaft, fast schon trotzig meinte er: "Wir können mit unserer Art
       Fußball zu spielen auch in der Champions League erfolgreich sein. Wir
       mussten neue Mechanismen entwickeln, nicht nur wegen Nuri Sahin, der
       weggegangen ist. Das braucht Zeit, aber in dieser Zeit hast du ständig
       Gegner, die bis an die Zähne bewaffnet sind."
       
       Wobei Letzteres nicht wirklich zutrifft. Die Kölner und auch die Augsburger
       im Heimspiel zuvor haben sich ehrfürchtig ergeben im Ruhrpott. Wenn die
       Dortmunder führen, wenn ihr Spiel rollt, dann sind sie schon wieder in der
       Lage, ähnlich effizient zu spielen wie in der Vorsaison.
       
       27:2 lautete das Torschussverhältnis zwischen dem BVB und den Kölnern am
       Ende, Lukas Podolski meinte, der Meister sei "fünf Klassen überlegen"
       gewesen, und Neven Subotic antwortete auf die Frage, wann er zuletzt ein
       derart einseitiges Spiel erlebt habe: "Auf der Playstation."
       
       23 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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