# taz.de -- Magnus-Hirschfeld-Stiftung: Karriere mit Homo-Themen
       
       > Die Magnus-Hirschfeld-Stiftung fördert künftig Studien und Bildung im
       > Bereich Homosexualität. Die Idee hatten die Grünen – und kritisieren nun
       > die Umsetzung der FDP.
       
 (IMG) Bild: Die Stiftung soll der Diskriminierung von Schwulen und Lesben entgegenwirken.
       
       BERLIN taz | Am Donnerstag hat die Bundesregierung die Bundesstiftung
       Magnus-Hirschfeld errichtet. Zweck der Stiftung ist es unter anderem,
       Bildung, Wissenschaft und Forschung zu fördern, die sich mit homosexuellen
       Lebenswelten heute und in der Vergangenheit beschäftigt.
       
       Zudem soll der Diskriminierung von Schwulen und Lesben entgegen gewirkt
       werden. Namensgeber Magnus Hirschfeld war ein Berliner Arzt und
       Sexualwissenschaftler der von 1868 bis 1935 lebte. Er wurde von den Nazis
       verfolgt und gilt als Pionier der Homosexuellenbewegung. Zunächst wird die
       Stiftung mit zehn Millionen Euro ausgestattet.
       
       Als Vorstand hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
       (FDP) am Donnerstag Jörg Litwinschuh berufen. Der 43-Jährige kämpft seit
       Jahren für die Einrichtung der Bundesstiftung. "Es gibt schwarze Löcher im
       wissenschaftlichen Bereich. Bisher konnten Wissenschaftler mit Homo-Themen
       keine Karriere machen", sagte er der taz. Aus den Forschungsergebnissen
       sollten auch konkrete politische Konsequenzen folgen.
       
       Die finanziellen Mittel seien jedoch bisher begrenzt. Er rechnet mit
       300.000 bis 400.000 Euro Zinsen aus dem Stiftungskapital, mit dem
       Forschungsprojekte unterstützen werden können. "Ich werde mich darum
       bemühen aus Gesellschaft, Wirtschaft und dem universitären Bereich
       Drittmittel zu akquirieren", sagte Litwinschuh.
       
       ## Ein positives Signal
       
       Um den Vorstandsposten war zuvor heftig gerungen worden. Die Union hatte
       parteinahe Bewerber ins Rennen geschickt, die das Justizministerium
       abgelehnt hatte. Mit Litwinschuh wurde jetzt ein parteiloser und bundesweit
       bekannter Homoaktivist berufen. Für die Stiftung ist das ein positives
       Signal. Seit über zehn Jahren gibt es die Idee zu der Bundesstiftung. Das
       Projekt scheiterte am Widerstand von Union und FDP, die kritisiert hatten,
       dass die Grünen das Kuratorium nach ihrem Gusto besetzt hatten und ihr
       Ansatz zu wenig wissenschaftlich war.
       
       Dass jetzt ausgerechnet die FDP maßgeblich die Umsetzung herbeigeführt hat,
       ärgert Volker Beck, den menschenrechtspolitischen Sprecher der
       Grünenfraktion im Bundestag. "Schwarz-Gelb macht sich die Stiftung zur
       Beute", erklärte er. Die Stiftung sei ohne Konsultation der
       zivilgesellschaftlichen Akteure geplant worden. Kurz vor Errichtung seien
       noch die Sitze der Regierungskoalition im Stiftungskonsortium erhöht
       worden.
       
       Auch die Stiftungsziele entsprechen nicht Becks Vorstellungen, da etwa
       internationale Menschenrechtsarbeit für Homosexuelle nicht integriert
       wurde. Zudem würden trans- und intersexuelle Menschen kaum berücksichtigt.
       Die FDP wehrt seine Vorwürfe energisch ab.
       
       Der neue Vorstand Jörg Litwinschuh sieht sich jedenfalls nicht von
       Schwarz-Gelb vereinnahmt. "Ich bin unabhängig und will Vorstand für die
       gesamte Community sein. Daran werde ich mich in Zukunft messen lassen",
       sagte er.
       
       10 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
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