# taz.de -- Haushaltsstreit in den USA: Super-Komitee super gescheitert
       
       > 1,2 Billionen Dollar in zehn Jahren müssen die USA sparen. Doch ein
       > überparteiliches Komitee fand keine Lösung im Schuldenstreit. Nun drohen
       > automatische Kürzungen.
       
 (IMG) Bild: Ein Kapitol, zwei Parteien, kein Ende des Schuldenstreits.
       
       WASHINGTON taz | Es war die Chronik eines angekündigten Scheiterns. Am
       Montagabend machten die beiden Co-Präsidenten des "Super-Kommission" es
       amtlich: Sie haben keinen Ausweg aus der Staatsverschuldung gefunden. "Nach
       Monaten harter Arbeit und intensiver Beratungen konnten wir die bedeutenden
       Differenzen nicht überbrücken", erklärten der republikanische Abgeordnete
       Jeb Hensarling und die demokratische Senatorin Patty Murray in Washington.
       
       Damit ist eine neue Stufe im nationalen Schuldendrama in den USA erreicht.
       Das "Super Committee" verdankte seine Existenz dem Scheitern des
       Kongresses. Als der im Sommer unfähig war, sich auf Wege aus der
       Staatsverschuldung zu einigen, delegierte er das Problem in das eigens zu
       dem Zweck gegründete "Joint Select Committee", stattete es mit nie zuvor
       dagewesenen Vollmachten aus und gab ihm den Auftrag, bis zum 23. November
       einen Vorschlag zu entwickeln, wie in den nächsten zehn Jahren mindestens
       1,2 Billionen Dollar gespart werden können.
       
       Elf Männer und eine Frau - von denen je die Hälfte aus Repräsentantenhaus
       und Senat und ebenfalls die Hälfte aus republikanischer und demokratischer
       Partei stammen – kamen in das Komitee.
       
       ## Wer soll Opfer bringen?
       
       Ihre Arbeit stand vom ersten Moment an unter einem ungünstigen Stern. Die
       Spitzen der republikanischen Partei, die seit November die Mehrheit im
       Repräsentantenhaus und eine starke Minderheit im Senat hält, hatten lange
       vor der Existenz des "Super Committee" die Parole ausgegeben, Hauptziel
       ihrer Politik sei es, eine Wiederwahl von Obama zu verhindern. Womit ein
       Kompromiss schwierig schien.
       
       Schon bei der konstituierenden Sitzung des Komitees kündigten mehrere
       republikanische Komitee-Mitglieder ihr Veto für den Fall an, dass in einer
       Lösung irgend eine Form von Steuererhöhungen vorgesehen wäre. Umgekehrt
       erklärten demokratische Mitglieder der Gruppe, sie würden sich verweigern,
       wenn die Opfer nur von den Ärmsten des Landes, nicht aber von den
       SpitzenverdienerInnen verlangt würden.
       
       Damit war eine Blockade vorprogrammiert. Bei den wenigen öffentlichen
       Sitzungen des Komitees zeigte sich, dass die republikanischen Mitglieder
       die Einsparungen vor allem über Kürzungen im Sozialbereich und bei der
       staatlichen Gesundheitsversorgung für ältere Menschen erzielen wollten. Die
       demokratischen Mitglieder schlugen vor, die von Bush eingeführten
       Steuersenkungen zwar für mittlere und niedrige Einkommen beizubehalten,
       jedoch an der Spitze abzuschaffen.
       
       Dem Sender CNN sagte Co-Präsidentin Patty Murray: "Es gibt eine anhaltende
       Kluft im Komitee. Dabei geht es um die Frage, wer welche Opfer bringt. Wir
       wollen, dass Amerikaner, die mehr als eine Million Dollar pro Jahr
       verdienen, ihren Beitrag leisten. Aber kein einziger Republikaner war
       bereit, dem zuzustimmen."
       
       Umgekehrt machte der Republikaner aus Arizona, Jon Kyl, die demokratischen
       Mitglieder des Komitees für das Scheitern verantwortlich. "Sie waren zu
       keinem Einschnitt bei Sozialversicherung und Medicare bereit", sagte Kyl.
       Einer der Demokraten aus dem Super-Committe, der ehemalige
       Präsidentschaftskandidat John F. Kerry, nannte diese Aussag "nicht wahr".
       
       ## Einschnitte beim Militär
       
       Während das Komitee tagte, ohne voranzukommen, überschritt die
       US-Staatverschuldung in der vergangenen Woche die 15 Billionen Dollar
       Grenze. Nach der ursprünglichen Planung des Kongresses greift nach dem
       Scheitern des Komitees automatisch Plan B, mit dem die angestrebten 1,2
       Billionen Dollar in den nächsten zehn Jahren nach dem Rasenmäherprinzip
       erreicht werden.
       
       Im August legte der Kongress fest, dass danach Einschnitte zu gleichen
       Teilen bei zivilen und bei militärischen Ausgaben vorgenommen werden. Die
       Kürzungen im zivilen Bereich würden vor allem die ärmsten Bewohner der USA
       empfindlich treffen: darunter die Empfänger von Lebensmittelmarken, von
       Wohnungsbeihilfen und Studienstipendien.
       
       Die Sprecher des militärischen Sektors - darunter der republikanische
       Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain - haben in den vergangenen Wochen
       bereits erklärt, sie würden solchen Einschnitten im Militärbudget nicht
       zustimmen. Verteidigungsminister Leon Panetta nennt die automatischen
       Einschnitte in den Verteidigungshaushalt "vernichtend". In einem Schreiben
       an McCain erklärte er vor einigen Tagen, käme es zu den Kürzungen, würden
       die USA die "kleinste Truppe am Boden seit 1940 haben, die kleinste Zahl
       von Schiffen seit 1915 und die kleinste Air Force ihrer Geschichte".
       
       22 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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